Artikelnummer
LONEG1E4VSTS1G
Autor
1.e4 vs The Sicilian I
Grandmaster Repertoire
360 Seiten, gebunden, Quality, 1. Auflage 2015
Aus der Reihe »Grandmaster Repertoire«
Ever since its inception in 2008, the Grandmaster Repertoire series has produced some of the world’s best opening books, but an elite repertoire with 1.e4 has always been missing until now.
In this, the second volume of the Grandmaster Repertoire 1.e4 series, Indian superstar Parimarjan Negi tackles the fearsome Sicilian Najdorf, presenting his own world-class repertoire with 6.Bg5. Building on a foundation of tried-and-tested main lines, the author unveils a wealth of new ideas against the Poisoned Pawn and other critical variations, making this an essential addition to the library of every ambitious player.
Parimarjan Negi is a former child prodigy who is the second-youngest player of all time to obtain the Grandmaster title. He was Asian Champion in 2012, and played on Board 1 for the Indian team which won bronze medals at the Tromsø 2014 Olympiad.
In this, the second volume of the Grandmaster Repertoire 1.e4 series, Indian superstar Parimarjan Negi tackles the fearsome Sicilian Najdorf, presenting his own world-class repertoire with 6.Bg5. Building on a foundation of tried-and-tested main lines, the author unveils a wealth of new ideas against the Poisoned Pawn and other critical variations, making this an essential addition to the library of every ambitious player.
Parimarjan Negi is a former child prodigy who is the second-youngest player of all time to obtain the Grandmaster title. He was Asian Champion in 2012, and played on Board 1 for the Indian team which won bronze medals at the Tromsø 2014 Olympiad.
EAN | 9781906552978 |
---|---|
Gewicht | 730 g |
Hersteller | Quality |
Breite | 17 cm |
Höhe | 24 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2015 |
Autor | Parimarjan Negi |
Reihe | Grandmaster Repertoire |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-1906552978 |
Seiten | 360 |
Einband | gebunden |
004 Series Introduction
005 Preface
006 Symbols & Bibliography
6.Bg5 versus the Najdorf
6...Nbd7
007 1. Introduction and Rare 6th Moves
026 2. 7...g6
045 3. 7...h6
057 4. 8...g6
6...e6 7.f4
081 5. Introduction and Sidelines
094 6. 7...Qc7
114 7. The Polugaevsky Variation
The Gelfand Variation
130 8. Introduction
149 9. The Main Line
Classical Main Line
167 10. The Gothenburg Variation
184 11. Three-Piece System with ...h6
205 12. Three-Piece System - Main Line
Poisoned Pawn
225 13. Introduction and 12...Nd5!?
248 14. 12...Nfd7
272 15. 20...Rd8
12...g5
287 16. 13.Bf2!?
310 17. 13.exf6 - Introduction and 16.Kh1
325 18. 16.Rbd1
352 Variation Index
005 Preface
006 Symbols & Bibliography
6.Bg5 versus the Najdorf
6...Nbd7
007 1. Introduction and Rare 6th Moves
026 2. 7...g6
045 3. 7...h6
057 4. 8...g6
6...e6 7.f4
081 5. Introduction and Sidelines
094 6. 7...Qc7
114 7. The Polugaevsky Variation
The Gelfand Variation
130 8. Introduction
149 9. The Main Line
Classical Main Line
167 10. The Gothenburg Variation
184 11. Three-Piece System with ...h6
205 12. Three-Piece System - Main Line
Poisoned Pawn
225 13. Introduction and 12...Nd5!?
248 14. 12...Nfd7
272 15. 20...Rd8
12...g5
287 16. 13.Bf2!?
310 17. 13.exf6 - Introduction and 16.Kh1
325 18. 16.Rbd1
352 Variation Index
Nachdem e4-Spieler im Quality Chess Verlag lange Zeit relativ leer ausgegangen waren, wurden vor einiger Zeit gleich 2 Repertoireserien zu 1.e4 in Auftrag gegeben. Die eine lässt noch auf sich warten, aber die andere versetzt bereits jetzt viele Weißspieler in Verzückung. Der indische Großmeister und anerkannte "Theoriehai" Parimarjan Negi, derzeit mit einer stattlichen Elo von 2664 ausgestattet, nahm sich der großen Herausforderung an und konnte schon in Band 1, als er die Französische Verteidigung, die Caro-Kann-Verteidigung und die Philidorverteidigung auf über 600 Seiten ziemlich hart rannahm, überzeugen. Der zweite Band umfasst nur 357 Seiten und möchte einzig den Najdorffans das Fürchten lehren.
Nach den Anfangszügen 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 empfiehlt der Autor das an Schärfe kaum zu überbietende 6.Lg5. Der Läuferzug führt zu faszinierenden Stellungen und sehr konkretem Spiel, bei dem der besser vorbereitete Spieler meist zu großem Vorteil kommt, weil die komplexen Stellungen am Brett kaum zu durchblicken sind.
Wie schon bei seinem ersten Werk spult er hier aber nicht einfach Computervarianten herunter, sondern versucht, das Beste aus Mensch und Maschine zu verbinden und das Ganze in eine Struktur zu bringen, damit der Leser nicht bei der ersten Abweichung gleich orientierungslos in den nächsten Mattangriff läuft.
Neue Ideen werden nicht nur für die weiße Seite gebracht, auch für Schwarz werden viele Neuerungen antizipiert und neue Wege erkundet. An einigen Stellen gibt er für Weiß 2 Alternativen an, mit denen man teils etwas Theorie einspart, die man aber auf der anderen Seite auch selbständig weiteranalysieren kann.
Besondere Aufmerksamkeit genießt hierbei natürlich die legendäre Bauernraubvariante, in der Schwarz nach 6. Lg5 e6 7.f4 Db6 8.Dd2 mit Dxb2 einfach mal die klassischen Eröffnungsprinzipien über Bord wirft und sich einen schmackhaften Bauern einverleibt. Die Abspiele sind hier teilweise sehr weit analysiert und einige Neuerungen folgen erst im Schwerfigurenendspiel, das Schwarz erreichen kann, wenn er sich dem weißen Ansturm zuvor sehr präzise erwehrt hat. GM Negi zeigt dabei aktuelle und vergangene Spielwiesen in dieser Variante auf. Eine absolute Klärung ist noch nicht in Sicht.
Als Kontrast dazu empfiehlt er zum Beispiel in der noch jüngeren Modevariante 6. ...Sbd7 und ihrer Verwandten 6. ...e6 7.f4 Sbd7 das "frische" und bisher nicht ganz so häufig gespielte De2. Natürlich wird auch dies sehr gründlich betrachtet, aber es gibt sehr viel mehr Raum zu neuen Ideen und wird den Gegner früher zum eigenständigen Denken zwingen.
Für alle, die sehen wollen, wie man gegen Najdorf Vorteil herausholt, ist dieses Buch Pflicht. Es enthält wunderbare Opferangriffe, viele taktische Kniffe, aber auch präzise Endspiele, die im Fernschach geführt wurden. Dabei erleben die Leser die beste Mischung aus Mensch und Maschine. Das einzige Handicap ist, sich das alles zu merken, aber da reichen für das praktische Spiel unterhalb der Weltklasse auch einige Ideen und Motive aus, um mit einem Wissensvorsprung in den hochtaktischen Dschungel zu gehen. Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Band dieser Serie!
IM Dirk Schuh
April 2015
Mit "1.e4 vs The Sicilian I" führt Quality Chess den Aufschlag aus, in der Serie "Grandmaster Repertoire" ein "rundes" Komplettrepertoire für Weiß gegen die Sizilianische Verteidigung des Nachziehenden anzubieten. Autor ist Parimarjan Negi, Großmeister aus Indien, der sich als Spieler stark auf dem "aufsteigenden Ast" befindet und gerade erst sein 22. Lebensjahr vollendet hat.
Dieser Band stellt sich gegen die Najdorf,Variante, also gegen den schwarzen Aufbau mit 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6. Unter Ausblendung insbesondere auch des Englischen Angriffs, der über 6.Le3 eingeleitet wird, läuft das Repertoire Negis über 6.Lg5.
Thema des Eröffnungswerkes ist also ein Theorieareal, das zu den besonders weit erprobten und ausanalysierten zählt. Zweifellos wäre es möglich, ein Buch mit Tausenden von Seiten hierüber zu schreiben. Negi hat den Stoff auf rund 350 Seiten komprimiert, was eine anspruchsvolle Aufgabe gewesen sein muss. Die Auswahl, was Aufnahme im Werk finden soll und was nicht, dürfte einer von mehreren Schwerpunkten bei der Bewältigung der Autorenaufgaben gewesen sein. Ein Repertoirebuch, das einen praktischen Nutzen auch für den Amateur haben soll, ist im Bereich der Najdorf-Variante ohne eine rigorose Konzentration auf spezifische Abspiele des Weißen nicht vorstellbar. Nur hier hat der Autor eines solchen Werkes einen echten Gestaltungsspielraum, da er für den Gegner alle gut spielbaren bzw. gängigen Varianten angeben muss, wenn es denn keine echten Lücken im Repertoire geben soll.
Schon früh im Buch macht der Autor darauf aufmerksam, dass er versucht hat, vor allem auch solche Wege zu finden, die aussichtsreich sind, ohne dass es schon Hunderte Partien dazu in den Datenbanken gibt. Auch hat er über zahlreiche Neuerungen Verbesserungen zu erzielen versucht, wobei eine Verbesserung auch darin liegen kann, dass sich die Möglichkeit eines Ausblendens existierender Eröffnungstheorie ergibt.
Negi stützt sich auch sehr auf Partien, die im Fernschach gespielt worden sind. Hier versucht er den Nutzen des Lesers auch daraus zu ziehen, dass der Fernschachspieler seine Züge mit viel Bedenkzeit im Rücken und rechnergestützt finden kann. Hier ist es für ihn also die Linie, dass im Fernschach der Gegenwart und im hohen Leistungsbereich gespielte Züge, die sich in der Partie bewährt haben, die Erwartung rechtfertigen, objektiv qualifiziert zu sein. Bemerkenswert ist aber, dass Negi bei seiner Arbeit den Anspruch nicht aus den Augen verliert, ein Repertoire (auch) für das Nahschachspiel zu schaffen. Hierzu habe ich im Werk auf Seite 159 eine schöne Aussage gefunden, die sinngemäß ins Deutsche übersetzt in etwa den folgenden Inhalt hat: "Es ist nicht ungefährlich, ein Repertoire für den Nahschacheinsatz über Fernschachpartien zu bilden. Schwierige Stellungen in diesen Partien sind nicht selten und gerade auch im Fernschach unter Rechnereinsatz zu einem gewünschten Ergebnis führbar, nicht aber ebenso im Nahschach. Unter dessen Turnierbedingungen, also eng begrenzter Bedenkzeit und ohne Hilfsmittel, kann die Spielführung zu schwierig sein, das objektiv in der Stellung schlummernde Ergebnis also real nicht greifbar werden. Negi hat auch diesen Aspekt in seinen Repertoireempfehlungen berücksichtigt.
Wieder zurück zur Ausgangslage, dass also ein Repertoire für ein weit ausgeforschtes Gebiet angeboten werden soll: Sie lässt erwarten, dass sich unter diesen Bedingungen ein besonderer Einfluss auf den Stil des Autors zeigen wird, und so ist es auch. Mehr als viele andere Werke aus der "Grandmaster Repertoire"-Serie sind in "1.e4 vs The Sicilian I" Varianten zu finden, oft als Partiefragmente. Diese können auch schon mal in manchen Bereichen die Grenze von 30 Zügen in der Partie überschreiten. Nur geht dies hier nicht auf eine Detaillierungswut des Autors zurück, sondern darauf, dass es eben viel beachtenswertes Material gibt. Er nimmt es auf, da ein Weglassen zu einem Defizit führen würde. Dennoch erklärt Negi viel, versucht also den Leser das Repertoire verstehen zu lassen, er speist ihn nicht etwa mit Ketten von Zügen ab. Auch zu diesem Punkt macht er eine interessante Anmerkung, die man über die Seiten hinweg auch oft wiederkehrend bestätigt findet. Danach gibt es Stellungen/Züge, die erfolgreich spielbar sind, was die Praxis zeigt, insbesondere auch jene im Fernschach. Längst nicht immer aber lässt sich dies an einzelnen Kriterien exakt begründet festmachen. In solchen Fällen kann ein Autor nur ein Beispiel geben und nicht mit Begründungen arbeiten, die der Leser als Methode erlernen kann.
So lässt sich feststellen, dass "1.e4 vs The Sicilian I" ein Repertoirebuch ist, das teilweise sehr detailorientiert über Varianten arbeitet, dennoch Wert auf Anleitungen und Erläuterungen legt, und dies nicht nur auf etwa ein Mindestmaß begrenzt.
Als Zwischenfazit möchte ich aus diesen Beschreibungen Schlüsse auf den Leserkreis ziehen, für den "1.e4 vs The Sicilian I" besonders geeignet sein dürfte. Dieser besteht nach meiner Einschätzung aus fortgeschrittenen Spielern, wobei ich eine Linie des erfahrenen Klubspielers nicht unterschreiten möchte, sowie jeden Fernschachspieler. Dieser kann unabhängig von der Einordnung seiner eigenen Spielstärke das Buch seine Partie begleitend qualifiziert nutzen.
"1.e4 vs The Sicilian I" ist in der für die Bücher aus der "Grandmaster Repertoire"-Serie typischen Weise aufgebaut. Eine Hauptvariante bildet das jeweilige Rückgrat des behandelten Stoffes. Sie organisiert dabei auch die Anbindung von Nebenvarianten, die das Spiel von ihr ausgehend abweichen lassen. Die Nummerierung ist alphanummerisch, sie kann schon mal ein halbes Dutzend Ziffern umfassen.
Eingeführt wird jedes Kapitel über die Darstellung der Initialzugfolge und ein Schlüsseldiagramm. Weiterhin erhält der Leser hier eine auf das aktuelle Kapitel bezogene Variantenübersicht, die sich sehr gut mit dem Gesamtverzeichnis auf den letzten Seiten des Buches ergänzt. Beides zusammen erlaubt dem Leser ein bequemes Navigieren über alle Inhalte hinweg.
Zusätzlich auf jeder ersten Kapitelseite erhält der Leser als Appetitmacher Diagramme mit der zusätzlichen Notation eines Zuges, der als nächstes auf dem Brett ausgeführt wird und eine Neuerung ist. Die exakte Beschreibung erfolgt dann an der bereiten Stelle des Kapitels.
Üblicherweise haben Autor und Verlag auf die Abbildung vollständiger Partien, beispielsweise zur Illustration, verzichtet.
Wie der folgende Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis zeigt, erhält der Leser Material nicht nur in einer tiefen, sondern auch in einer breiten Aufstellung.
1. Introduction and Rare 6th Moves
2. 7...g6
3. 7...h6
4. 8...g6
6...e6 7.f4
5. Introduction and Sidelines
6. 7...Dc7
7. The Polugaevsky Variation
The Gelfand Variation
8. Introduction
9. The Main Line
Classical Main Line
10. The Gothenburg Variation
11. Three-Piece System with ...h6
12. Three-Piece System - Main Line
Poisoned Pawn
13. Introduction and 12...Sd5!?
14. 12...Sfd7
15. 20...Td8
12...g5
16. 13.Lf2!?
17. 13.exf6 - Introduction and 16.Kh1
18. 16.Tbd1.
Negi hat versucht, spezifische Empfehlungen zu harmonisieren, um für den Leser eine Verringerung des Aufwandes zu erreichen und ihm ähnliche Strukturen auf dem Brett zu verschaffen. Da er das Werk aus der Sicht des Anziehenden geschrieben hat, beeinflusst diese Harmonisierung dessen Alternativen. So es sachlich gerechtfertigt war, hat er also in verwandten Stellungen möglichst auf dieselbe Empfehlung zurückgegriffen, beispielsweise auf De2 nach 6…Sbd7 und 6…e6 7.f4 Sbd7.
Die Buchsprache ist Englisch, Fremdsprachkenntnisse auf einem guten Schulniveau sollten beim Leser zugunsten eines unproblematischen Umgangs mit dem Werk vorhanden sein.
Vor dem Fazit noch ein kleiner Passus zum Schmunzeln: Negi erzählt, dass Nigel Short ihm einst ein Eröffnungsbuch geschenkt habe, garniert mit dem Sprüchlein, dass er damit Negis Eröffnungsbibliothek wohl verdoppele.
Von sich selbst schreibt er in diesem Zusammenhang, dass er sich früher nicht habe vorstellen können, dass Eröffnungsbücher wertvoll sein könnten. In einer Zeit der schnellen Veränderungen und sich wandelnder Einschätzungen müsse das Medium geschriebenes Buch zu schwerfällig sein. Er habe seine Meinung ändern müssen, heute erkenne er den Wert eines Buches an.
Fazit: "1.e4 vs The Sicilian I" ist ein gelungenes Repertoirebuch für Weiß, um mit 6.Lg5 sein Spiel gegen die Najdorf-Variante des Schwarzen zu organisieren. Sein Autor hat die Aufgabe, die Fülle des Materials zu komprimieren und doch das Wesentliche zu belassen, aus meiner Sicht gut bewältigt.
Das Buch bedient den gehobenen Anspruch, es ist für den fortgeschrittenen Spieler wie auch für den Fernschachspieler geeignet.
Da es sich um den Eingangsband einer Serie handelt, wird es zu gegebener Zeit im Verbund mit den weiteren Erscheinungen ein Gesamtsystem bilden, es ist aber auch als Einzelwerk uneingeschränkt von Nutzen.
Der Leser sollte über ordentliche englische Sprachkenntnisse verfügen
Uwe Bekemann, BdF
April 2015
Nach den Anfangszügen 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 empfiehlt der Autor das an Schärfe kaum zu überbietende 6.Lg5. Der Läuferzug führt zu faszinierenden Stellungen und sehr konkretem Spiel, bei dem der besser vorbereitete Spieler meist zu großem Vorteil kommt, weil die komplexen Stellungen am Brett kaum zu durchblicken sind.
Wie schon bei seinem ersten Werk spult er hier aber nicht einfach Computervarianten herunter, sondern versucht, das Beste aus Mensch und Maschine zu verbinden und das Ganze in eine Struktur zu bringen, damit der Leser nicht bei der ersten Abweichung gleich orientierungslos in den nächsten Mattangriff läuft.
Neue Ideen werden nicht nur für die weiße Seite gebracht, auch für Schwarz werden viele Neuerungen antizipiert und neue Wege erkundet. An einigen Stellen gibt er für Weiß 2 Alternativen an, mit denen man teils etwas Theorie einspart, die man aber auf der anderen Seite auch selbständig weiteranalysieren kann.
Besondere Aufmerksamkeit genießt hierbei natürlich die legendäre Bauernraubvariante, in der Schwarz nach 6. Lg5 e6 7.f4 Db6 8.Dd2 mit Dxb2 einfach mal die klassischen Eröffnungsprinzipien über Bord wirft und sich einen schmackhaften Bauern einverleibt. Die Abspiele sind hier teilweise sehr weit analysiert und einige Neuerungen folgen erst im Schwerfigurenendspiel, das Schwarz erreichen kann, wenn er sich dem weißen Ansturm zuvor sehr präzise erwehrt hat. GM Negi zeigt dabei aktuelle und vergangene Spielwiesen in dieser Variante auf. Eine absolute Klärung ist noch nicht in Sicht.
Als Kontrast dazu empfiehlt er zum Beispiel in der noch jüngeren Modevariante 6. ...Sbd7 und ihrer Verwandten 6. ...e6 7.f4 Sbd7 das "frische" und bisher nicht ganz so häufig gespielte De2. Natürlich wird auch dies sehr gründlich betrachtet, aber es gibt sehr viel mehr Raum zu neuen Ideen und wird den Gegner früher zum eigenständigen Denken zwingen.
Für alle, die sehen wollen, wie man gegen Najdorf Vorteil herausholt, ist dieses Buch Pflicht. Es enthält wunderbare Opferangriffe, viele taktische Kniffe, aber auch präzise Endspiele, die im Fernschach geführt wurden. Dabei erleben die Leser die beste Mischung aus Mensch und Maschine. Das einzige Handicap ist, sich das alles zu merken, aber da reichen für das praktische Spiel unterhalb der Weltklasse auch einige Ideen und Motive aus, um mit einem Wissensvorsprung in den hochtaktischen Dschungel zu gehen. Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Band dieser Serie!
IM Dirk Schuh
April 2015
Mit "1.e4 vs The Sicilian I" führt Quality Chess den Aufschlag aus, in der Serie "Grandmaster Repertoire" ein "rundes" Komplettrepertoire für Weiß gegen die Sizilianische Verteidigung des Nachziehenden anzubieten. Autor ist Parimarjan Negi, Großmeister aus Indien, der sich als Spieler stark auf dem "aufsteigenden Ast" befindet und gerade erst sein 22. Lebensjahr vollendet hat.
Dieser Band stellt sich gegen die Najdorf,Variante, also gegen den schwarzen Aufbau mit 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6. Unter Ausblendung insbesondere auch des Englischen Angriffs, der über 6.Le3 eingeleitet wird, läuft das Repertoire Negis über 6.Lg5.
Thema des Eröffnungswerkes ist also ein Theorieareal, das zu den besonders weit erprobten und ausanalysierten zählt. Zweifellos wäre es möglich, ein Buch mit Tausenden von Seiten hierüber zu schreiben. Negi hat den Stoff auf rund 350 Seiten komprimiert, was eine anspruchsvolle Aufgabe gewesen sein muss. Die Auswahl, was Aufnahme im Werk finden soll und was nicht, dürfte einer von mehreren Schwerpunkten bei der Bewältigung der Autorenaufgaben gewesen sein. Ein Repertoirebuch, das einen praktischen Nutzen auch für den Amateur haben soll, ist im Bereich der Najdorf-Variante ohne eine rigorose Konzentration auf spezifische Abspiele des Weißen nicht vorstellbar. Nur hier hat der Autor eines solchen Werkes einen echten Gestaltungsspielraum, da er für den Gegner alle gut spielbaren bzw. gängigen Varianten angeben muss, wenn es denn keine echten Lücken im Repertoire geben soll.
Schon früh im Buch macht der Autor darauf aufmerksam, dass er versucht hat, vor allem auch solche Wege zu finden, die aussichtsreich sind, ohne dass es schon Hunderte Partien dazu in den Datenbanken gibt. Auch hat er über zahlreiche Neuerungen Verbesserungen zu erzielen versucht, wobei eine Verbesserung auch darin liegen kann, dass sich die Möglichkeit eines Ausblendens existierender Eröffnungstheorie ergibt.
Negi stützt sich auch sehr auf Partien, die im Fernschach gespielt worden sind. Hier versucht er den Nutzen des Lesers auch daraus zu ziehen, dass der Fernschachspieler seine Züge mit viel Bedenkzeit im Rücken und rechnergestützt finden kann. Hier ist es für ihn also die Linie, dass im Fernschach der Gegenwart und im hohen Leistungsbereich gespielte Züge, die sich in der Partie bewährt haben, die Erwartung rechtfertigen, objektiv qualifiziert zu sein. Bemerkenswert ist aber, dass Negi bei seiner Arbeit den Anspruch nicht aus den Augen verliert, ein Repertoire (auch) für das Nahschachspiel zu schaffen. Hierzu habe ich im Werk auf Seite 159 eine schöne Aussage gefunden, die sinngemäß ins Deutsche übersetzt in etwa den folgenden Inhalt hat: "Es ist nicht ungefährlich, ein Repertoire für den Nahschacheinsatz über Fernschachpartien zu bilden. Schwierige Stellungen in diesen Partien sind nicht selten und gerade auch im Fernschach unter Rechnereinsatz zu einem gewünschten Ergebnis führbar, nicht aber ebenso im Nahschach. Unter dessen Turnierbedingungen, also eng begrenzter Bedenkzeit und ohne Hilfsmittel, kann die Spielführung zu schwierig sein, das objektiv in der Stellung schlummernde Ergebnis also real nicht greifbar werden. Negi hat auch diesen Aspekt in seinen Repertoireempfehlungen berücksichtigt.
Wieder zurück zur Ausgangslage, dass also ein Repertoire für ein weit ausgeforschtes Gebiet angeboten werden soll: Sie lässt erwarten, dass sich unter diesen Bedingungen ein besonderer Einfluss auf den Stil des Autors zeigen wird, und so ist es auch. Mehr als viele andere Werke aus der "Grandmaster Repertoire"-Serie sind in "1.e4 vs The Sicilian I" Varianten zu finden, oft als Partiefragmente. Diese können auch schon mal in manchen Bereichen die Grenze von 30 Zügen in der Partie überschreiten. Nur geht dies hier nicht auf eine Detaillierungswut des Autors zurück, sondern darauf, dass es eben viel beachtenswertes Material gibt. Er nimmt es auf, da ein Weglassen zu einem Defizit führen würde. Dennoch erklärt Negi viel, versucht also den Leser das Repertoire verstehen zu lassen, er speist ihn nicht etwa mit Ketten von Zügen ab. Auch zu diesem Punkt macht er eine interessante Anmerkung, die man über die Seiten hinweg auch oft wiederkehrend bestätigt findet. Danach gibt es Stellungen/Züge, die erfolgreich spielbar sind, was die Praxis zeigt, insbesondere auch jene im Fernschach. Längst nicht immer aber lässt sich dies an einzelnen Kriterien exakt begründet festmachen. In solchen Fällen kann ein Autor nur ein Beispiel geben und nicht mit Begründungen arbeiten, die der Leser als Methode erlernen kann.
So lässt sich feststellen, dass "1.e4 vs The Sicilian I" ein Repertoirebuch ist, das teilweise sehr detailorientiert über Varianten arbeitet, dennoch Wert auf Anleitungen und Erläuterungen legt, und dies nicht nur auf etwa ein Mindestmaß begrenzt.
Als Zwischenfazit möchte ich aus diesen Beschreibungen Schlüsse auf den Leserkreis ziehen, für den "1.e4 vs The Sicilian I" besonders geeignet sein dürfte. Dieser besteht nach meiner Einschätzung aus fortgeschrittenen Spielern, wobei ich eine Linie des erfahrenen Klubspielers nicht unterschreiten möchte, sowie jeden Fernschachspieler. Dieser kann unabhängig von der Einordnung seiner eigenen Spielstärke das Buch seine Partie begleitend qualifiziert nutzen.
"1.e4 vs The Sicilian I" ist in der für die Bücher aus der "Grandmaster Repertoire"-Serie typischen Weise aufgebaut. Eine Hauptvariante bildet das jeweilige Rückgrat des behandelten Stoffes. Sie organisiert dabei auch die Anbindung von Nebenvarianten, die das Spiel von ihr ausgehend abweichen lassen. Die Nummerierung ist alphanummerisch, sie kann schon mal ein halbes Dutzend Ziffern umfassen.
Eingeführt wird jedes Kapitel über die Darstellung der Initialzugfolge und ein Schlüsseldiagramm. Weiterhin erhält der Leser hier eine auf das aktuelle Kapitel bezogene Variantenübersicht, die sich sehr gut mit dem Gesamtverzeichnis auf den letzten Seiten des Buches ergänzt. Beides zusammen erlaubt dem Leser ein bequemes Navigieren über alle Inhalte hinweg.
Zusätzlich auf jeder ersten Kapitelseite erhält der Leser als Appetitmacher Diagramme mit der zusätzlichen Notation eines Zuges, der als nächstes auf dem Brett ausgeführt wird und eine Neuerung ist. Die exakte Beschreibung erfolgt dann an der bereiten Stelle des Kapitels.
Üblicherweise haben Autor und Verlag auf die Abbildung vollständiger Partien, beispielsweise zur Illustration, verzichtet.
Wie der folgende Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis zeigt, erhält der Leser Material nicht nur in einer tiefen, sondern auch in einer breiten Aufstellung.
1. Introduction and Rare 6th Moves
2. 7...g6
3. 7...h6
4. 8...g6
6...e6 7.f4
5. Introduction and Sidelines
6. 7...Dc7
7. The Polugaevsky Variation
The Gelfand Variation
8. Introduction
9. The Main Line
Classical Main Line
10. The Gothenburg Variation
11. Three-Piece System with ...h6
12. Three-Piece System - Main Line
Poisoned Pawn
13. Introduction and 12...Sd5!?
14. 12...Sfd7
15. 20...Td8
12...g5
16. 13.Lf2!?
17. 13.exf6 - Introduction and 16.Kh1
18. 16.Tbd1.
Negi hat versucht, spezifische Empfehlungen zu harmonisieren, um für den Leser eine Verringerung des Aufwandes zu erreichen und ihm ähnliche Strukturen auf dem Brett zu verschaffen. Da er das Werk aus der Sicht des Anziehenden geschrieben hat, beeinflusst diese Harmonisierung dessen Alternativen. So es sachlich gerechtfertigt war, hat er also in verwandten Stellungen möglichst auf dieselbe Empfehlung zurückgegriffen, beispielsweise auf De2 nach 6…Sbd7 und 6…e6 7.f4 Sbd7.
Die Buchsprache ist Englisch, Fremdsprachkenntnisse auf einem guten Schulniveau sollten beim Leser zugunsten eines unproblematischen Umgangs mit dem Werk vorhanden sein.
Vor dem Fazit noch ein kleiner Passus zum Schmunzeln: Negi erzählt, dass Nigel Short ihm einst ein Eröffnungsbuch geschenkt habe, garniert mit dem Sprüchlein, dass er damit Negis Eröffnungsbibliothek wohl verdoppele.
Von sich selbst schreibt er in diesem Zusammenhang, dass er sich früher nicht habe vorstellen können, dass Eröffnungsbücher wertvoll sein könnten. In einer Zeit der schnellen Veränderungen und sich wandelnder Einschätzungen müsse das Medium geschriebenes Buch zu schwerfällig sein. Er habe seine Meinung ändern müssen, heute erkenne er den Wert eines Buches an.
Fazit: "1.e4 vs The Sicilian I" ist ein gelungenes Repertoirebuch für Weiß, um mit 6.Lg5 sein Spiel gegen die Najdorf-Variante des Schwarzen zu organisieren. Sein Autor hat die Aufgabe, die Fülle des Materials zu komprimieren und doch das Wesentliche zu belassen, aus meiner Sicht gut bewältigt.
Das Buch bedient den gehobenen Anspruch, es ist für den fortgeschrittenen Spieler wie auch für den Fernschachspieler geeignet.
Da es sich um den Eingangsband einer Serie handelt, wird es zu gegebener Zeit im Verbund mit den weiteren Erscheinungen ein Gesamtsystem bilden, es ist aber auch als Einzelwerk uneingeschränkt von Nutzen.
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