Artikelnummer
LXBRU100JSIH
100 Jahre Schachturniere in Hastings
Wie aus Träumen Traditionen wurden
296 Seiten, gebunden mit Leseband, Beyer, 1. Auflage 2021
Keine Schachveranstaltung der Welt kann auf eine solch lange und wechselreiche Tradition zurückblicken wie das seit einem ganzen Jahrhundert regelmäßig zum Jahreswechsel stattfindende Turnier im englischen Seebad Hastings.
Wie sich eine solche Tradition herausbilden konnte, zu welch immenser Bedeutung es Hastings in der Welt des Schachs brachte, warum das Turnier selbst in der Zeit des Kalten Krieges als Treffpunkt der Spitzenspieler aus Ost und West diente all diese Fragen beantworten die Autoren Jürgen Brustkern und Norbert Wallet in diesem Buch.
Es gibt einen historischen Überblick über die äußerst wechselvolle Turniergeschichte und stellt die namhaften Protagonisten mit ihren berühmtesten in Hastings gespielten Partien vor. So wird im Laufe der Lektüre klar, warum dieses Turnier von der Schachwelt mit dem Ehrentitel „das Wimbledon des Schachs" ausgezeichnet wurde.
Wie sich eine solche Tradition herausbilden konnte, zu welch immenser Bedeutung es Hastings in der Welt des Schachs brachte, warum das Turnier selbst in der Zeit des Kalten Krieges als Treffpunkt der Spitzenspieler aus Ost und West diente all diese Fragen beantworten die Autoren Jürgen Brustkern und Norbert Wallet in diesem Buch.
Es gibt einen historischen Überblick über die äußerst wechselvolle Turniergeschichte und stellt die namhaften Protagonisten mit ihren berühmtesten in Hastings gespielten Partien vor. So wird im Laufe der Lektüre klar, warum dieses Turnier von der Schachwelt mit dem Ehrentitel „das Wimbledon des Schachs" ausgezeichnet wurde.
EAN | 9783959201445 |
---|---|
Gewicht | 920 g |
Hersteller | Beyer |
Breite | 19,5 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Autor | Jürgen BrustkernNorbert Wallet |
Sprache | Deutsch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-3-95920-144-5 |
Seiten | 296 |
Einband | gebunden mit Leseband |
Wenn ein Schachturnier eine 100-jährige Tradition aufweist, dann ist es schon allein deshalb ein Leuchtturm in der Schachgeschichte. Wenn es sich dann von bereits eindrucksvollen Anfängen bis zu seiner Blütezeit zu den größten Turnierveranstaltung auf der Welt entwickelt hat, zu dem massenhaft begeisterte Schachspieler und Besucher pilgerten und in dem sich die Schachelite jährlich die Hand gab, dann ist es Hastings. Es ist ein Glücksfall für die Schachwelt, wenn ein Insider, der seit 1977 jedes Jahr als Spieler oder als Besucher vor Ort war, in Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner ein Buch über dieses Turnier schreibt.
Der „Insider” Jürgen Brustkern und Norbert Wallet haben im Jahr des Hastings-Jubiläums ihr Werk „100 Jahre Schachturniere in Hastings”, Joachim Beyer Verlag 2021, in die Schachwelt gegeben.
Heutzutage ist der Stern von Hastings verblasst, die bedeutendsten Turniere werden anderswo ausgetragen. Dies zeigen die Autoren auch selbst in ihrem etwas melancholischen Schlusswort auf. Sie fragen nach dem Glanz der glorreichen Schachtage und antworten mit „verweht, vergangen, vergessen”. Ich möchte ihnen aber widersprechen, denn vergessen ist er nicht. Untergegangen ist der Stern von Hastings nicht und die Autoren tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass auch die Erinnerung an Duelle auf dem Brett, besonders aber auch an die Geschichten und Geschichtchen drum herum nicht in Vergessenheit geraten.
Das Buch ist informativ und die Autoren haben erkennbar eine große Recherchearbeit geleistet, was übrigens auch das umfangreiche Quellenverzeichnis erkennbar machen. Es widmet sich zunächst den Stationen, die „Hastings” genommen hat, um zum „Wimbleton des Schachs” zu werden.
Es lebt aber ganz besonders auch von den Erzählungen zu Personen, von der Beschreibung von Hintergründen, von der packenden Schilderung von Vorkommnissen, guter und schlechter Beziehungen und mehr. Es sind die teilweise einfachen Informationen, die Hastings als Ereignis charakterisieren und sein besonderes Flair erkennbar machen. Zu meinen Lieblingspassagen im Buch gehört die Schilderung, wie John Nunn im Jahr 1987 als Teilnahmebedingung ein beheizbares Hotelzimmer genannt hat, weil er eine schlechte Erfahrung sich nicht wiederholen lassen wollte. Entgegen der Zusicherung kam es anders, wobei auch widrige Umstände eine Rolle spielten. Im Ergebnis musste er sich zunächst mit einem kalten Zimmer zufriedengeben. Nach ein paar Tagen durfte er es gegen ein beheizbares Zimmer eintauschen, das aber ein kleines und fensterloses Loch war. Und auch für die Mahlzeiten stand nur ein unbeheizter Raum zur Verfügung. Verärgert nahm er zukünftig nicht mehr teil, bis er dann aber doch der Anziehungskraft der Veranstaltung wieder erlag.
Auch nett zu lesen ist ein Beispiel aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Karpov und Kortschnoi. Im Turnier 1971/72 spielten beide um den Sieg, Karpov hatte eine Hängepartie zu bestreiten, aus der er den vollen Punkt brauchte. Kortschnoi hatte das Nebenzimmer im Hotel, in dem er seinem Zimmernachbarn deutlich machen wollte, dass ihn seine Hängepartie und seine Analysen nicht interessierten und er sich lieber der Musik hingab. Diese drehte er dann entsprechend voll auf …
Dieses „nette” Verhältnis wird auch schon mal in Partiekommentaren deutlich, die Brustkern und Wallet nicht selten übernommen haben. Es ist nicht oft zu lesen, dass ein Spieler wie hier Kortschnoi seinen Gegner am Brett als „Bleichgesicht” tituliert.
Bleiben wir bei Kortschnoi, um auch ein beispielhaftes Wort über den „geschichtlichen” Informationsgehalt von „100 Jahre Schachturniere in Hastings” zu verlieren. Das Werk hält Einträge zur Schachgeschichte in einer hohen Zahl fest. Kortschnois Flucht in die Niederlande, deren Vorbereitung und die Unterstützung durch Schachfreunde sowie die Gründe und die Umstände seiner Übersiedlung in die Schweiz werden beschrieben. Sein beeindruckendes Lebenswerk im Schach bis ins hohe Alter hinein wird ausführlich dargestellt. In Passagen wie diesen hat „100 Jahre Schachturniere in Hastings” einen bedeutenden schachhistorischen Wert.
Informationen dieser Art enthält das Werk in Hülle und Fülle. Manche davon, neben den ganz persönlichen Episoden aus der Erinnerung einzelner Spieler, sind das Ergebnis der Insider-Stellung Jürgen Brustkerns und seiner Kontakte.
Aber auch Norbert Wallet hat persönlich erfahrenes Material beigetragen. Sehr nett zu lesen ist ein von ihm mit Dr. Helmut Pfleger geführtes Interview, natürlich über Hastings, Dr. Pflegers persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, Verhältnisse zu Spielern etc.
Die Partien dienen in erster Linie dazu, den Spielern, denen die Autoren einen eigenen Beitrag im Buch gewidmet haben, eine ehrende Referenz zu erweisen und den Leser zugleich zu unterhalten. Daneben aber erfüllen nicht wenige von ihnen auch eine Aufgabe zur historischen Dokumentation. Dies gilt besonders, wenn keine schon früher veröffentlichte Kommentierung nur übernommen worden ist. Von diesen Duellen wären sonst sicher irgendwann etliche in Vergessenheit geraten oder wären nur als eine unter Millionen in Datenbanken verblieben.
Die Autoren haben zur Auswahl der mit Beiträgen hervorzuhebenden Persönlichkeiten Kriterien angewandt, die sich nicht allein an deren Renommee als Spieler orientieren. Sonst hätten bis auf Bobby Fischer alle früheren Weltmeister ein kleines Porträt erhalten müssen, denn alle sind sie dem Ruf nach Hastings gefolgt. Ein wichtiger Punkt für die Entscheidung zur Aufnahme war offenkundig auch die Bedeutung einer Persönlichkeit für Hastings wie auch für das britische Schach.
Textbeiträge, um zahlreiche Fotos ergänzt, und kommentierte Partien sind gekonnt miteinander verzahnt, so dass die Elemente wie aus einem Guss erscheinen. Sprachlich hat das Werk allgemein viel zu bieten. Wer Spaß an gekonnten Formulierungen und einer insgesamt „geschmeidigen” Sprache hat, wird beim Lesen von „100 Jahre Schachturniere in Hastings” auch daran seine Freude haben.
Fide-Meister und Schachtrainer Brustkern ist Pädagoge, Wallet hat u.a. Literaturgeschichte studiert und arbeitet als Journalist. Bekannt geworden ist er auch als Autor von Schach-Artikeln.
Auf den letzten Seiten des Werkes findet der Leser ein Verzeichnis aller Sieger und Nächstplatzierten (Hauptturnier).
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings” ist ein gelungenes Werk, das besonders jedem Schachfreund empfohlen werden kann, der sich für Schachhistorie interessiert. Historische Fakten, aber auch Erinnerungen und Erzählungen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz etlicher Spielerpersönlichkeiten, sind von den Autoren akribisch aufgearbeitet und professionell in Buchform gebracht worden.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Juni 2022
Der „Insider” Jürgen Brustkern und Norbert Wallet haben im Jahr des Hastings-Jubiläums ihr Werk „100 Jahre Schachturniere in Hastings”, Joachim Beyer Verlag 2021, in die Schachwelt gegeben.
Heutzutage ist der Stern von Hastings verblasst, die bedeutendsten Turniere werden anderswo ausgetragen. Dies zeigen die Autoren auch selbst in ihrem etwas melancholischen Schlusswort auf. Sie fragen nach dem Glanz der glorreichen Schachtage und antworten mit „verweht, vergangen, vergessen”. Ich möchte ihnen aber widersprechen, denn vergessen ist er nicht. Untergegangen ist der Stern von Hastings nicht und die Autoren tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass auch die Erinnerung an Duelle auf dem Brett, besonders aber auch an die Geschichten und Geschichtchen drum herum nicht in Vergessenheit geraten.
Das Buch ist informativ und die Autoren haben erkennbar eine große Recherchearbeit geleistet, was übrigens auch das umfangreiche Quellenverzeichnis erkennbar machen. Es widmet sich zunächst den Stationen, die „Hastings” genommen hat, um zum „Wimbleton des Schachs” zu werden.
Es lebt aber ganz besonders auch von den Erzählungen zu Personen, von der Beschreibung von Hintergründen, von der packenden Schilderung von Vorkommnissen, guter und schlechter Beziehungen und mehr. Es sind die teilweise einfachen Informationen, die Hastings als Ereignis charakterisieren und sein besonderes Flair erkennbar machen. Zu meinen Lieblingspassagen im Buch gehört die Schilderung, wie John Nunn im Jahr 1987 als Teilnahmebedingung ein beheizbares Hotelzimmer genannt hat, weil er eine schlechte Erfahrung sich nicht wiederholen lassen wollte. Entgegen der Zusicherung kam es anders, wobei auch widrige Umstände eine Rolle spielten. Im Ergebnis musste er sich zunächst mit einem kalten Zimmer zufriedengeben. Nach ein paar Tagen durfte er es gegen ein beheizbares Zimmer eintauschen, das aber ein kleines und fensterloses Loch war. Und auch für die Mahlzeiten stand nur ein unbeheizter Raum zur Verfügung. Verärgert nahm er zukünftig nicht mehr teil, bis er dann aber doch der Anziehungskraft der Veranstaltung wieder erlag.
Auch nett zu lesen ist ein Beispiel aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Karpov und Kortschnoi. Im Turnier 1971/72 spielten beide um den Sieg, Karpov hatte eine Hängepartie zu bestreiten, aus der er den vollen Punkt brauchte. Kortschnoi hatte das Nebenzimmer im Hotel, in dem er seinem Zimmernachbarn deutlich machen wollte, dass ihn seine Hängepartie und seine Analysen nicht interessierten und er sich lieber der Musik hingab. Diese drehte er dann entsprechend voll auf …
Dieses „nette” Verhältnis wird auch schon mal in Partiekommentaren deutlich, die Brustkern und Wallet nicht selten übernommen haben. Es ist nicht oft zu lesen, dass ein Spieler wie hier Kortschnoi seinen Gegner am Brett als „Bleichgesicht” tituliert.
Bleiben wir bei Kortschnoi, um auch ein beispielhaftes Wort über den „geschichtlichen” Informationsgehalt von „100 Jahre Schachturniere in Hastings” zu verlieren. Das Werk hält Einträge zur Schachgeschichte in einer hohen Zahl fest. Kortschnois Flucht in die Niederlande, deren Vorbereitung und die Unterstützung durch Schachfreunde sowie die Gründe und die Umstände seiner Übersiedlung in die Schweiz werden beschrieben. Sein beeindruckendes Lebenswerk im Schach bis ins hohe Alter hinein wird ausführlich dargestellt. In Passagen wie diesen hat „100 Jahre Schachturniere in Hastings” einen bedeutenden schachhistorischen Wert.
Informationen dieser Art enthält das Werk in Hülle und Fülle. Manche davon, neben den ganz persönlichen Episoden aus der Erinnerung einzelner Spieler, sind das Ergebnis der Insider-Stellung Jürgen Brustkerns und seiner Kontakte.
Aber auch Norbert Wallet hat persönlich erfahrenes Material beigetragen. Sehr nett zu lesen ist ein von ihm mit Dr. Helmut Pfleger geführtes Interview, natürlich über Hastings, Dr. Pflegers persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, Verhältnisse zu Spielern etc.
Die Partien dienen in erster Linie dazu, den Spielern, denen die Autoren einen eigenen Beitrag im Buch gewidmet haben, eine ehrende Referenz zu erweisen und den Leser zugleich zu unterhalten. Daneben aber erfüllen nicht wenige von ihnen auch eine Aufgabe zur historischen Dokumentation. Dies gilt besonders, wenn keine schon früher veröffentlichte Kommentierung nur übernommen worden ist. Von diesen Duellen wären sonst sicher irgendwann etliche in Vergessenheit geraten oder wären nur als eine unter Millionen in Datenbanken verblieben.
Die Autoren haben zur Auswahl der mit Beiträgen hervorzuhebenden Persönlichkeiten Kriterien angewandt, die sich nicht allein an deren Renommee als Spieler orientieren. Sonst hätten bis auf Bobby Fischer alle früheren Weltmeister ein kleines Porträt erhalten müssen, denn alle sind sie dem Ruf nach Hastings gefolgt. Ein wichtiger Punkt für die Entscheidung zur Aufnahme war offenkundig auch die Bedeutung einer Persönlichkeit für Hastings wie auch für das britische Schach.
Textbeiträge, um zahlreiche Fotos ergänzt, und kommentierte Partien sind gekonnt miteinander verzahnt, so dass die Elemente wie aus einem Guss erscheinen. Sprachlich hat das Werk allgemein viel zu bieten. Wer Spaß an gekonnten Formulierungen und einer insgesamt „geschmeidigen” Sprache hat, wird beim Lesen von „100 Jahre Schachturniere in Hastings” auch daran seine Freude haben.
Fide-Meister und Schachtrainer Brustkern ist Pädagoge, Wallet hat u.a. Literaturgeschichte studiert und arbeitet als Journalist. Bekannt geworden ist er auch als Autor von Schach-Artikeln.
Auf den letzten Seiten des Werkes findet der Leser ein Verzeichnis aller Sieger und Nächstplatzierten (Hauptturnier).
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings” ist ein gelungenes Werk, das besonders jedem Schachfreund empfohlen werden kann, der sich für Schachhistorie interessiert. Historische Fakten, aber auch Erinnerungen und Erzählungen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz etlicher Spielerpersönlichkeiten, sind von den Autoren akribisch aufgearbeitet und professionell in Buchform gebracht worden.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
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