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LOGIDDAEE

Der Aufbau eines Eröffnungsrepertoires

160 Seiten, kartoniert, Gambit, 1. Auflage 2004

15,95 €
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Final vergriffen
Catalogue-text of english edition "How to Build Your Chess Opening Repertoire"

In this book, the first to focus on these issues, Steve Giddins provides common-sense guidance on one of the perennial problems facing chess-players. He tackles questions such as: whether to play main lines, offbeat openings or 'universal' systems; how to avoid being 'move-ordered'; how to use computers; if and when to depart from or change your repertoire. Giddins argues that from novice to grandmaster, a player's basic task when choosing a repertoire is the same: he needs to select openings that suit his playing style and that he can play with confidence. The repertoire should not require more memory work and study than he is capable of, or has time for. The book is rounded off with a look at the use of 'role models' and an investigation of the repertoires of leading players past and present.

For all chess-players who have progressed beyond beginner level need an opening repertoire, and this is the first book devoted to the methods by which they can develop and maintain one successfully.

For all club and tournament players who wish to improve their results.
Jeder Schachspieler jenseits des Anfängerniveaus braucht ein Eröffnungsrepertoire, wobei ihm jedoch viele verschiedene Arten von Repertoires und dutzende von Eröffnungen zur Auswahl stehen.
Vom Neuling bis zum Großmeister steht jeder Spieler bei der Auswahl eines Repertoires vor der gleichen Aufgabe: Er muss Eröffnungen aussuchen, die seinem Spielstil entsprechen und die er mit Zuversicht spielen kann. Das Repertoire sollte nicht mehr Gedächtnisarbeit und Studium erfordern, als er sich zumuten kann.
Diese Punkte werden in dem vorliegenden Buch erstmals genau unter die Lupe genommen. Steve Giddins befasst sich unter anderem eingehend damit,
ob man Hauptvarianten, ausgefallene Eröffnungen oder „universelle" Systeme spielen soll,
wie man sich nicht von Zugumstellungen aufs Glatteis führen lässt,
wie man richtig mit Computern arbeitet,
ob und wann man von seinem Repertoire abweichen oder es ändern soll.
Abgerundet wird das Buch durch eine Untersuchung der Verwendung von „Vorbildern" und einen genaueren Blick auf die Repertoires einiger führender Spieler aus Gegenwart und Vergangenheit.
Steve Giddins ist ein englischer FIDE-Meister, der regelmäßig an internationalen Turnieren teilnimmt und häufig Beiträge für das renommierte British Chess Magazine verfasst. Dies ist sein zweites Buch für den Gambit-Verlag.


Eröffnungen: Man kann nicht mit ihnen leben, aber auch nicht ohne sie
Mit Eröffnungen verbindet die meisten Spieler eine Art Hassliebe. Einerseits interessiert sich praktisch jeder ernsthafte Schachspieler sehr für die Eröffnungsphase der Partie. Wir verbringen einen sehr großen Teil unserer für das Schachstudium reservierten Zeit mit Eröffnungen und geben einen ebenso großen Teil unseres für Schachbücher reservierten Geldes für Eröffnungswerke aus. Viele von uns geben zwar vor, die große Rolle der Eröffnungstheorie im modernen Schach zu bedauern, werden jedoch durch die nackten Tatsachen Lügen gestraft. Dass das Fischerschach beim überwiegenden Teil der Schachspieler kein großes Interesse erwecken kann, belegt eindeutig, dass die meisten von uns trotz aller gegenteiligen Beteuerungen das weite Feld der modernen Eröffnungstheorie eigentlich gar nicht hinter sich lassen wollen.
Andererseits sind wir uns so gut wie alle sicher, dass die Eröffnungen für den größten Teil unserer Niederlagen verantwortlich zu machen sind und dass wir viel stärkere Spieler wären, „wenn wir nur unsere Eröffnungen besser kennen würden". Denken Sie einmal nach, wie oft die Klagen Ihrer Mannschaftskameraden und Freunde nach dem Verlust einer Partie folgendermaßen ausgefallen sind: „Ich habe verloren, weil ich das Turmendspiel misshandelt habe" oder „Wenn ich doch nur festgelegte Bauernstrukturen besser spielen könnte" oder so ähnlich. Meinen Erfahrungen zufolge möchte ich wetten, dass Ihre Antwort „Fast nie" lautet. Stattdessen hört man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle so etwas wie „Er kannte die Eröffnung besser als ich" oder „Ich muss diese Eröffnung aufgeben; damit verliere ich immer".
Die Wahrheit ist, dass die meisten Schachspieler unterhalb des Meisterniveaus unverhältnismäßig viel Zeit auf Eröffnungen verwenden, daraus aber nur sehr wenig konkreten Nutzen ziehen können. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen - zu häufiges Wechseln von Eröffnungen, zu viel Auswendiglernen von Varianten auf Kosten des Verständnisses der Positionen, zu große Autoritätsgläubigkeit statt eigener Urteilsbildung usw. Vor allem wissen aber viel zu wenige Spieler, wie man Eröffnungen studiert und ein Eröffnungsrepertoire aufbaut. Dies wirkt sich auf sämtliche Aspekte des Spiels negativ aus. Da wir so viel Zeit auf Eröffnungen verwenden, kommen andere Bereiche des Spiels zu kurz. Außerdem schieben wir nach einer Niederlage häufig die Schuld auf die Eröffnung, schwenken auf etwas anderes um und verbringen so noch mehr Zeit mit Eröffnungen, wobei wir geflissentlich übersehen, dass der eigentliche Grund für den Verlust der betreffenden Partie in der schlechten Endspielbehandlung lag!
Das vorliegende Buch will diesem Missstand abhelfen und aufzeigen, wie man seine Eröffnungsstudien effizient und effektiv gestaltet. Mit zielstrebigen Anstrengungen kann man sich ohne weiteres ein zuverlässiges und effektives Eröffnungsrepertoire zulegen, und zwar in viel kürzerer Zeit, als wir normalerweise auf Eröffnungen verwenden. Natürlich wird ein derartiges Repertoire nicht verhindern können, dass wir Partien verlieren, oder garantieren, dass wir niemals aus der Eröffnung mit einer schlechten Stellung hervorgehen. Es wird aber die Häufigkeit dieser Ereignisse verringern und sollte auch dabei helfen, unsere Aufmerksamkeit auf die wirkliche Ursache unserer Niederlagen zu lenken, die in der Praxis selten der Eröffnung zuzuschreiben sind. Das vorliegende Buch empfiehlt allerdings kein spezielles Eröffnungsrepertoire per se und erst recht keines, das Ihnen einen Sieg in weniger als 20 Zügen gegen jede Verteidigung garantiert -Wundermittel dieser Art werden zuhauf von anderen Autoren angeboten, sofern Ihnen der Sinn danach steht. Stattdessen habe ich versucht, Ihnen Hilfestellung bei der selbständigen Eröffnungswahl zu leisten, wobei ich aber eine große Zahl spezieller Eröffnungssysteme bespreche und bewerte. Sie mögen sich zu Recht fragen, woher ich überhaupt die Kompetenz nehme, mich zu einem derartigen Thema auszulassen. Ich muss zugeben, dass ich über einen großen Teil meiner Schachkarriere überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich das Problem der Eröffnungen angehen sollte. Bis zum Jahre 1993, als ich schon 32 Jahre alt war und eine Ratingzahl von etwa 2250 vorweisen konnte, verfügte ich nur über ein sehr schwaches Eröffnungsrepertoire. Eigentlich hatte ich so gut wie gar kein Repertoire, da ich meine Eröffnungen praktisch jeden Monat wechselte. Allerdings besaß ich ein sehr gutes Allroundwissen über viele Eröffnungen, was hauptsächlich daran lag, dass ich ein hervorragendes Gedächtnis habe. Es gab jedoch keine Eröffnung, die ich mehr als ein paar Mal gespielt hatte oder von der ich behaupten konnte, irgendetwas wirklich verstanden zu haben. Natürlich machte ich bei jeder Niederlage die Eröffnung verantwortlich, nahm mir vor, diese Variante nicht mehr anzurühren, und stopfte meinen Partiezettel in den Mülleimer.
Meine ersten Schritte auf dem Pfad der Erleuchtung tat ich, als ich Ende des Jahres 1992 in Moskau zu leben und zu arbeiten begann und zum ersten Mal in meinem Leben einen erfahrenen Schachtrainer vor die Nase gesetzt bekam. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie verlegen ich war, als er mich bat, mein gesamtes Eröffnungsrepertoire einschließlich meiner Stammvarianten gegen jede schwarze Hauptverteidigung usw. aufzuschreiben. Ich musste gestehen, dass ich außer vielleicht in einem oder zwei Fällen wirklich keine Antwort geben konnte! Ich würde mich einfach erst am Brett entscheiden und wahrscheinlich eine Variante wählen, die ich zufällig in einer neueren Zeitschrift in einer Partie gesehen hatte. Nachdem mein Trainer völlig fassungslos einige Minuten die Augen verdreht hatte, hielt er mir eine gehörige Gardinenpredigt nach dem Motto „Jeder russische Schuljunge weiß, dass das nicht richtig ist". Danach begannen wir zum ersten Mal in meinem Leben, ernsthaft an meinen Eröffnungen zu arbeiten. Unter seiner Anleitung begann ich schon bald ein ordentliches, in sich schlüssiges Repertoire zu entwickeln, und innerhalb von ein paar Jahren hatte ich eine ganze Reihe von Varianten studiert, gespielt und genug analysiert, um wenigstens ansatzweise zu verstehen, worum es ging. Danach stieg natürlich mein Selbstvertrauen, was dann auch meinen Ergebnissen zugute kam.
Selbstverständlich haben nicht viele Spieler die Gelegenheit, mit einem erfahrenen Schachtrainer aus der Sowjetära zu arbeiten. Mit dem vorliegenden Buch möchte ich versuchen, zumindest teilweise eine Brücke zu schlagen und einige der Dinge, die ich über Eröffnungsvorbereitung gelernt habe, an den Leser weiterzugeben und ihn so in die Lage zu versetzen, mit möglichst wenig Arbeit ein ausgewogenes und effektives Eröffnungsrepertoire zu entwickeln. Wir alle spielen lieber Schach, wenn wir gewinnen, und obwohl ein anständiges Eröffnungsrepertoire keine todsichere Erfolgsgarantie darstellt, ist es sicherlich ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung.
Weitere Informationen
EAN 9781904600107
Gewicht 220 g
Hersteller Gambit
Breite 14,5 cm
Höhe 21 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2004
Autor Steve Giddins
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 1904600107
ISBN-13 9781904600107
Seiten 160
Einband kartoniert
Diagramme 175
004 Zeichenerklärung
005 Einführung
009 1 Die Schlüssel zum erfolgreichen Eröffnungsspiel
023 2 Abwechslung - die Würze des Lebens?
033 3 Stilfragen
051 4 Hauptstraßen oder Feldwege?
063 5 Zugreihenfolgen und Zugumstellungen
080 6 Gebrauch und Missbrauch von Computern
092 7 Universalitäten
115 8 Untreue und Scheidung
132 9 Das Repertoire einiger Spieler unter der Lupe
158 Spielerverzeichnis
160 Eröffnungsverzeichnis
Rezensionen der englischen Ausgabe "How to Build Your Chess Opening Repertoire"

Der Schock kam in Moskau. Es war 1992 - FM Steve Giddins, damals 31, lebte und arbeitete in Russland. Dort konsultierte er zum ersten Mal im Leben einen erfahrenen Schachtrainer. IM Igor Belov, das war der Lehrer, forderte den Autor auf, sein persönliches Eröffnungsrepertoire aufzuschreiben -und seine Antworten auf die wichtigsten schwarzen Verteidigungen gleich dazu. Giddins erinnert sich noch heute an die peinliche Szene: er konnte nichts aufschreiben - außer einer oder zwei Varianten fiel ihm nichts ein. Trainer Belov verdrehte die Augen...
Seither beschäftigt sich der Engländer Giddins mit dem Thema Eröffnungen. Das hier ist sein zweites Buch, 1998 erschienen seine 101 Chess Opening Traps.

Inhalt (Kapitelüberschriften)
- The Keys to Successful Opening Play
- Variety - the Spice of Life?
- Stylistics
- Main Roads or Side-Streets?
- Move-Orders and Transpositions
-
Use and Abuse of Computers
- Universalities
- Infidelity and Divorce
- Some Players' Repertoires Analysed

Giddins beginnt das kleines Kompendium mit einer Weisheit seines Landsmanns GM Sadler.
Danach muss, wer gut eröffnen will, dreierlei kennen:
1. Das Ziel der Eröffnung
2. Den Nutzen von Zugumstellungen
3. Die typischen Stellungen
Damit sind Giddins' Thesen auf den Punkt gebracht, das Buch erläutert sie an dessen eigenen Partien und prominenten GM-Beispielen. Wichtiger als das Auswendig-Lernen langer Varianten sei, das taktische und strategische „Thema" der gewählten Eröffnung zu verstehen. Das schafft der aufstrebende Spieler am einfachsten, wenn er etliche kommentierte GM-Partien mit dieser Eröffnung nachspielt und auch selbst analysiert. Ein Beispiel: Wer als Weißer das abgelehnte Damengambit anstrebt, sollte das Prinzip des Minoritätsangriffs verstanden haben. Der Buch verspricht im Titel, dem Leser beim Aufbau seines Eröffnungsrepertoires zu helfen.
Gleich vorweg: das schafft Giddins nur mit Einschränkung, er diskutiert das Thema mehr im Grundsätzlichen. Wer konkrete Empfehlungen erwartet, was er nun spielen soll, bleibt auf sich gestellt. Beruhigend zitiert der Autor, wie Kasparow seine Eröffnungen auswählt: „Ich denke, alle Eröffnungen sind 100%ig spielbar... alle normalen Eröffnungen, das ist der Punkt! Die Wahl ist mehr eine Frage der Laune und der Vorbereitung". Mehrfach zitiert Giddins auch John Nunn und dessen Schachgeheimnisse (Nunn ist der Chess Director des Verlages). Tatsächlich finde ich in Nunns Buch mehr Ratschläge als bei Giddins, wenn es um praktische Fragen zum Aufbau des eigenen Repertoires geht. Und Anmerkungen zur steten Flut an EÖ-Literatur, oder gar Kritisches zu den vielen Schnellschüssen, die da heißen „Winning with ..." oder „Easy guide to ...", verkneift sich Giddins ganz. Auch in dem Punkt geht Nunn mit seinem Buch mutig zur Sache. Steve Giddins kümmert sich mehr um allgemeine Überlegungen, vertritt dabei einen konservativen Ansatz: Besser eines der großen Systeme spielen als Exotisches, besser Spanisch als das Königsgambit. Man habe ja gesehen, wie schlecht es den beiden anerkannten KG-Kennern Fedorov und Gallagher ergangen sei gegen Top-GM. Giddins kommentiert dann das 23-zügige „brutal example" Fedorov -Schirow, Polanica Zdroj 2000. Hier möchte ich zaghaft einwenden, wir Amateure wären ganz froh, zu spielen wie Fedorov oder Gallagher -gelegentliche Kopfnüsse von Schirow & Co würden wir gern hinnehmen ... Aus Sicht des Amateurs haben Eröffnungen abseits vom „Main stream" durchaus ihre Vorteile, allein schon wegen ihres Überraschungseffektes. Dass manche Eröffnungen selten gespielt werden, dafür hätten die Top-GM gute Gründe: solche Systeme taugten nicht viel. Würde der aufstrebende junge Spieler sich auf Außenseiter-Eröffnungen einlassen, könne er zwar kurzfristig erfolgreich sein, müsse aber immer wieder „nachbessern", weil seine Gegnerschaft optimieren würde - oder eine Widerlegung vertreibt ihn ganz aus seinem Refugium. Dann könne er gleich eine „sound opening" lernen.
Und wie hält es der Leser mit Treue oder Scheidung? Gehen Sie schnell fremd, wenn die geliebte Verteidigung nicht will wie Sie? Das sei nämlich typisch für viele Amateure: Verlieren sie unerwartet ein paar Partien, wird der Eröffnung die Schuld gegeben. Meist hat aber der Spieler seine Eröffnung nur nicht wirklich verstanden - oder misshandelt.
Auch kleine Seitensprünge mag Giddins nicht: Müssen Spieler gegen deutlich Stärkere antreten, dann neigen viele zur Flucht in Nebenvarianten, weil sie die bessere Theoriekenntnis des Gegners fürchten. Weglaufen sei aber falsch; dann müsste man sich auf unbekanntem Gelände zurecht finden und würde noch schneller in Stellungen geraten, die nicht verstanden werden - im Gegensatz zum Kontrahenten
mit seinem größeren Wissen um Zugumstellungen und Mittelspiel-Strukturen. Treue zu den eigenen Eröffnungen sei das Gebot - und stete Arbeit daran, über Jahre hinweg. Nur zwei Gründe akzeptiert der Autor für eine „Scheidung":
1) Das Vertrauen in die Eröffnung ist zerstört. Die Folge: Bekommt der Leser im Partieverlauf eine nachteilige Stellung, dann gibt er (unbewusst) der Eröffnung die Schuld. Die Verteidigung leidet darunter, er resigniert vorschnell. Wenn es so weit ist, dann sollte der Leser wirklich wechseln.
2) Die Leib- und Magen-Variante wurde widerlegt.
Bei „seriösen" Eröffnungen ist das selten zu erwarten (Giddins erwähnt beiläufig die „Bayonet Variation" mit 9. b4, die Kasparow sein vormals geschätztes Königsindisch gegen Kramnik verleitet hat). Wenn so etwas passiert, dann modifiziert man sein Abspiel und kann sein Wissen um die richtige Behandlung der entstehenden Mittel-/Endspiele weiter verwerten. Im Kapitel Universalities diskutiert Giddins so genannte Universalsysteme; gemeint sind Eröffnungen, die mit Weiß und Schwarz gleichermaßen spielbar sind, und Verteidigungen „gegen alles". Das Kapitel ist sehr interessant, denn diese Überlegung hatte vermutlich jeder Leser irgendwann: Wenn es im Sizilianisch auf jedes Tempo ankommt, dann sollte Weiß selber Sizilianisch spielen (= Sizilianisch im Anzug). Mit dem Mehr-Tempo müsse Weiß dann Vorteil haben - oder? So einfach ist die Sache nicht. Der Autor zitiert GM Malaniuk: „That extra move's gonna hurt me". Analoges gilt für Schwarz mit Königsindisch und den gleichnamigen Angriff mit Weiß usw. Interessant sind auch Giddins' Überlegungen zu Zugumstellungen, um sozusagen via Hintertürchen doch noch die gewünschte Stellung aufs Brett zu bekommen - und auf dem Weg dorthin ein paar unangenehme Varianten zu vermeiden.
Zehn Seiten sind dem Thema Eröffnung und Computer gewidmet: gut als Trainingspartner, sehr gut für die Recherche, aber Vorsicht beim Bewerten von Varianten nach statistischen Kriterien: Die Datenbasis ist oft lausig klein, Schlüsse daraus sind nicht fundiert.
Am Ende jedes Kapitels fasst der Autor seine Thesen in knappen Sätzen zusammen („Conclusions"). Mehr Empfehlungen zu Training und Turnierpraxis wären wünschenswert. Auf den letzten 24 Seiten stellt Giddins das Eröffnungsrepertoire von acht Großmeistern vor (Fischer, Kasparow, Karpow, Kramnik, Adams, M. Gurevich, Sveshnikov und Hebden). Das Register im Anhang ist optimal: Ein zweiseitiger Spielerindex zeigt auf einen Blick, wer Weiß und wer Schwarz hatte. Der Eröffnungsindex nennt Eröffnungsnamen und ECO. Das schmale DIN-A5-Paperback ist gut gestaltet: klare Typografie, zweispaltige figurine Notation und meist zwei Diagramme auf jeder Seite. Das Papier könnte besser sein.
FAZIT: FM Steve Giddins stellt allgemeine Überlegungen an zum Aufbau eines Eröffnungsrepertoires. Was dabei prinzipiell beachtet werden soll, diskutiert er gut abwägend, wenn auch vieles aus anderen Quellen schon bekannt ist. Wie der Leser praktisch vorgehen sollte, ist weniger sein Thema. Giddins ermahnt: Weniger Zeit aufwenden für das Lernen von Varianten, mehr für das Verstehen der Eröffnung.

Dr. E. Rausch, Rochade Europa 05/2003


Beim Thema Eröffnungsrepertoire könnte man sich manchmal in die Zeiten der Schachromantik oder eines Dr. Tarrasch zurückwünschen, als die Auswahl an "korrekten" Eröffnungen und entsprechender Literatur noch sehr überschaubar war.
Beides hat sich natürlich grundlegend geändert, und so stellt sich für die meisten Schachspieler die Frage, wie man ein vernünftiges Repertoire erstellt, das zu einem passt, aussichtsreich und natürlich möglichst leicht zu lernen und zu pflegen ist.
Das dürften selbst für ein Überraschungsei zu viele Wünsche auf einmal sein, und deshalb beschäftigt sich Steve Giddins in seinem neuen Buch "How to Build Your Chess Opening Repertoire" mit der Suche nach einem guten Kompromiß.
Dabei schildert er sehr offen seine eigenen Erfahrungen und Fehler, in denen sich der Leser oft wiedererkennen wird, und stellt seine Erkenntnisse vor.
Einleitend geht es um den Schlüssel zu einem erfolgreichen Eröffnungsspiel, der aus drei Säulen besteht: Verständnis der Ziele der Eröffnung, Verstehen der Bedeutung der Zugfolge bei der Wahl angestrebter und zu vermeidender Varianten sowie die Beherrschung typischer Stellungen im Mittel- und Endspiel. Einige sehr anschauliche Beispiele zeigen, wie die Kenntnis solcher Motive zu Zügen führen kann, die sonst unverständlich bleiben.
Dann geht es um die Frage, ob man ein enges oder ein weit gefächertes Repertoire erstellen soll und welche Vor- und Nachteile beide Ansätze haben.
Natürlich spielt auch der eigene Stil eine wichtige Rolle. Wie man ihn erkennt und wie ein Endspielkünstler wie Ulf Andersson sein Repertoire aufbaut, um zu ruhigen Stellungen zu kommen, zeigt das dritte Kapitel.
Zu klären ist auch, ob man sich auf Hauptvarianten oder eher seltene Seitenpfade begeben soll, wenn man sein Repertoire zusammenstellt. Das vierte Kapitel bespricht jeweils Vor- und Nachteile und zeigt einige interessante Beispiele.
Anhand einer interessanten Betrachtung der WM-Kämpfe zwischen Karpow und Kasparow wird dann die Frage der Zugfolge und Zugumstellung erörtert. In weiteren Beispielen geht es um Modernes Benoni und Holländisch sowie der Zusammenstellung "kompatibler" Eröffnungen.
Um Vor- und Nachteile des Computers geht es im sechsten Kapitel. Die schnelle Verbreitung von Partien und damit die Gefahr, dass sich der Gegner besser vorbereiten kann, die oft geringe Aussagekraft von Statistiken, die aus Datenbanken erstellt wurden, die Frage nach Quantität und Qualität bei Datenbanken und das Training mit Schachprogrammen sind Beispiele für die hier besprochenen Themen.
Das Kapitel über universelle Repertoires erörtert zunächst einmal das Phänomen, dass Eröffnungen mit vertauschten Farben oftmals keinen Vorteil einbringen, obwohl man ja einen Zug mehr als sonst hat. Für Weiß bietet sich z.B. ein Repertoire mit 1.c4 und 2.g3 an, das natürlich fast immer spielbar ist. Neben einigen weiteren Beispielen geht Giddins aber auch auf das oft etwas unterschätzte 1.b4 ein und zeigt, wie erfolgreich Sokolsky mit seiner Eröffnung war. Für Schwarz werden vor allem die beiden Möglichkeiten um 1...Sc6 und den Komplex Königsindisch / Moderne Verteidigung / Pirc vorgestellt.
Das vorletzte Kapitel geht Gründen nach, vom gewohnten Repertoire abzuweichen. Übliche Beispiele sind die Angst vor der Vorbereitung des Gegners oder der Kampf gegen einen stärkeren Spieler, den man mit einer ungewohnten Eröffnung überraschen möchte. Drastische Beispiele zeigen hier deutlich, was der Autor von solchen "Gründen" hält. Andere Themen sind das Spiel auf ein Ergebnis, das man mit dem eigenen Repertoire für schwer erreichbar hält, oder die Änderung des Repertoires nach einigen Misserfolgen.
Abschließend skizziert Giddins das Eröffnungsrepertoire einiger herausragender Spieler mit Weiß und Schwarz. Es geht hier z.B. um Fischer, Kasparow, Karpow, Kramnik und Adams.

Schachmarkt 03/2003
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Schachmarkt"


Ein Buch, auf das man schon lange gewartet hat! Ein starker Turnierspieler (Fide-Meister) gibt all das wieder, was man normalerweise in jahrelanger, mitunter schmerzvoller Erfahrung selbst erleben muss: Die zunächst chaotische Mischung aus Wissen und Nichtwissen eines jungen Spielers formt sich allmählich zu einem Repertoire.
Giddins erörtert alle in diesem Zusammenhang wichtigen Fragen: Soll man Flexibilität anstreben oder immer das Gleiche spielen? Soll man sich auf Hauptoder Nebenvarianten spezialisieren? Wann ist der Zeitpunkt, sich von einer Eröffnung zu verabschieden? Soll man versuchen, seine bevorzugten Verteidigungssysteme auch „im Anzug" zu spielen? „Patenteröffnungen" (1. Sf3, 2. g3, 3. Lg2, 4. 0-0 oder 1. d4, 2. Sf3, 3. Lf4 „gegen alles") oder nicht? Nutzen und Grenzen des Einsatzes von Computern. Zu all diesen Fragen liefert Giddins eine ausgewogene Diskussion, und es spielt eine bestenfalls untergeordnete Rolle, dass der Rezensent hier und da persönlich andere Schlussfolgerungen ziehen würde. So rät Giddins etwa grundsätzlich von der Spezialisierung auf Außenseitervarianten und -eröffnungen ab. Er zeigt, wie Fjodorow mit seinem Königsgambit Probleme bekam, als er an der Tür der Top Ten anklopfte (im Amateurbereich kann man sich m. E. sehr wohl spezialisieren).
Unterschreiben würde ich dagegen die Ausführungen zu Zugumstellungen, z. B. über den „Handel mit Optionen" (man schließt eine bestimmte Variante aus, erlaubt dafür aber eine andere). Nicht unbedingt Geheimwissen, aber in der Literatur meines Wissens kaum einmal qualifiziert erläutert worden. Interessant die Betrachtungen zur Holländischen Verteidigung: Wenn Weiß „weiß", dass sein Gegner immer „Stonewall" spielt, kann er mit entsprechenden Zugfolgen die Optimalstellung erreichen. Ist Schwarz aber bereit, zwischen Stonewall und d6-Spielweisen zu variieren, hat Weiß es ungleich schwerer. Schließlich wird dem Leser der Sinn solcher Zugfolgen wie 1. d4 f5 2. g3 Sf6 3. Lg2 e6 4. c4 c6!? klar - wenn Weiß seine besten Optionen gegen den Stonewall bewahren möchte, kann Schwarz günstig zu einem Aufbau mit d6 überwechseln. Kritisch sehe ich den Umfang des Buches mit 144 eher schmalen Seiten. Es gibt zu jeder Frage nützliche Beispiele, es hätten aber gern noch mehr sein dürfen. Das letzte Kapitel diskutiert auf 24 Seiten eher oberflächlich das Repertoire von acht bekannten Spielern - eine einzige, aber detailliertere Studie wäre sinnvoller gewesen. Schließlich muss der Leser sein eigenes Eröffnungsrepertoire immer noch selbst aufbauen, das Buch gibt lediglich Denkanstöße, was dabei zu beachten ist. Das Thema ist damit jedoch für andere Autoren noch nicht „tot". Ich würde das Buch etwa im Spielstärkebereich von 1700-2100 empfehlen; oberhalb 2200 ist der Inhalt eigentlich Gemeinwissen - es musste aber trotzdem einmal niedergeschrieben werden!

Harald Keilhack, Schach 08/2003


Die Qual, passende Eröffnungen zu finden, beschäftigt jeden Schachspieler seit seinen ersten Partien und manchen lässt die Suche zeitlebens nicht los. Der englische FM Steve Giddins bietet hierzu unter dem schlichten Titel „Der Aufbau eines Eröffnungsrepertoires" weniger ein nach Eröffnungssystemen geordnetes Kompendium als vielmehr eine anwendungsorientierte Diskussion über Voraussetzungen, Ansätze, Entscheidungen und Vorbilder, mit denen man sein Eröffnungsprofil gestalten kann. Die Themenpalette ist auf den ambitionierten Hobbyspieler zugeschnitten: Was passt zu welchem Stil? Breites oder enges Repertoire anwenden? Eher Haupt- oder besser Nebenvarianten lernen? Was bewirken Zugreihenfolgen und Zugumstellungen? Wo helfen Datenbanken und wo „lügen" sie? Sind spiegelverkehrte Aufbauten ein gutes Konzept? Welche Eröffnungswahl eignet sich in besonderen Turniersituationen (z. B. Spiel auf Remis)! Giddins, der Ende 1992 einige Zeit in Moskau bei dem bekannten Schachtrainer IM Igor Below studierte, liefert kein Patentrezept, argumentiert stets mit anschaulichen Beispielen Pro und Contra - hält aber mit seinen Präferenzen in Zusammenfassungen nach jedem Kapitel nicht hinter dem Berg. Zwei zentrale Statements lauten: Für Vereinsspieler taugt ein enges Repertoire eher, da ihre größte Schwäche im Verständnis der Mittelspielstrukturen liegt und sie viele Partien mit ähnlichen Strukturen anstreben sollen. Hauptvarianten sind besser, da diese genauer untersucht sind und zudem ermöglichen, zwischen Abspielen „zu springen". Selbst wer diese Haltung nicht teilen mag, kann zumindest versuchen, durch derartiges „Gedankenfutter" seine Einstellung zu überdenken.
Besonders gelungen ist das letzte Kapitel, in dem die Eröffnungsauswahl verschiedener Profis skizziert wird (Bobby Fischer, Garry Kasparow, Anatoli Karpow, Wladimir Kramnik, Michael Adams, Michael Gurevich, Jewgeni Sweschnikow, Mark Hebden). Auch wenn nicht jede These von Giddins neu ist, werden Spieler bis DWZ 2000 nach der Lektüre gewiss zuversichtlichere Entscheidungen in der ersten Partiephase treffen.

Harald Fietz, Schachmagazin 64 10/2004

Vor rund einem Jahr erschien beim englischen Verlag Gambit Publications ein sehr ungewöhnliches Eröffnungsbuch, das sich mit einem Problem beschäftigt, vor dem wohl die meisten Spieler einmal stehen: Wie soll man sein Eröffnungsrepertoire zusammenstellen, und worauf muß man dabei achten?
Wir haben dieses Buch mit dem Titel "How to Build Your Chess Opening Repertoire" bereits in der Ausgabe 3/03 vorgestellt, doch anläßlich der nun vorliegenden deutschen Ausgabe wollen wir noch einmal kurz darauf zurückkommen.
Autor Steve Giddins schildert in diesem Buch seine eigenen Erfahrungen mit diesem Thema und zeigt wichtige Lösungsansätze und Hilfen. Der Ursprung des Buches liegt in seiner ersten Begegnung mit einem russischen Schachtrainer und den sich daraus ergebenden ernüchternden Erkenntnissen über sein Repertoire. Es galt nun, sich ein komplett neues Repertoire auf den Leib zu schneidern, und genau die dabei gemachten Erfahrungen stellt Giddins hiermit zu einem praktischen "Leitfaden zur Auswahl und Planung von Eröffnungen im Schach" zusammen, wie es der Untertitel nicht umsonst verspricht.
Einleitend erläutert Giddins die Schlüssel zum erfolgreichen Eröffnungsspiel: Man muss das Ziel der Eröffnung kennen, man muss den Wert von Zugreihenfolgen kennen, und man muss die typischen Stellungen verstehen. Im zweiten Kapitel erörtert er die Vor- und Nachteile eines engen bzw. weiten Eröffnungsrepertoires, danach geht es um den persönlichen Stil. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Frage, ob man sich auf Haupt- oder Nebenvarianten stützen soll.
Anhand einer interessanten Betrachtung der WM-Kämpfe zwischen Karpow und Kasparow wird dann die Frage der Zugfolge und Zugumstellung erörtert. In weiteren Beispielen geht es um Modernes Benoni und Holländisch sowie der Zusammenstellung "kompatibler" Eröffnungen.
Um die Vor- und Nachteile des Computers geht es im sechsten Kapitel. Die schnelle Verbreitung von Partien und damit die Gefahr, dass sich der Gegner besser vorbereiten kann, die oft geringe Aussagekraft von Statistiken, die aus Datenbanken erstellt wurden, die Frage nach Quantität und Qualität bei Datenbanken und das Training mit Schachprogrammen sind Beispiele für die hier besprochenen Themen.
Weiter geht es mit universellen Eröffnungen wie z.B. mit 1.c4 und 2.g3, aber auch mit den Erfolgen Sokolskys mit 1.b4 sowie den schwarzen Möglichkeiten wie z.B. 1...Sc6 und dem Komplex Königsindisch / Moderne Verteidigung / Pirc.
Das vorletzte Kapitel geht verschiedenen Gründen nach, warum Spieler manchmal vom gewohnten Repertoire abweichen. Abschließend skizziert Giddins das Eröffnungsrepertoire einiger herausragender Spieler mit Weiß und Schwarz. Zu nennen sind hier z.B. Fischer, Kasparow, Karpow, Kramnik und Adams.
Letztlich bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, wieviel Zeit und Arbeit man in sein Repertoire investieren kann und will, doch dieses schöne Buch wird jedem helfen, dabei das Beste heraus zuholen.
Auch erfahrene Spieler werden dabei einiges entdecken, was bei ihrem vermeintlich bewährten Repertoire noch einmal überdenkenswert sein könnte.

Schachmarkt 03/2004



Das im englischen Verlag Gambit 2002 herausgebrachte Werk wurde nun - wahrscheinlich auf Grund des großen Verkaufserfolgs auf dem britischen Markt - ins Deutsche übersetzt.
Der Autor des 1998 erschienenen Erstlingswerkes „101 Chess Opening-Traps" (101 Eröffnungsfallen) besitzt eine gute FM-Stärke, und arbeitete und lebte Anfang der 90er in Moskau. Intention und gleichzeitig Beweggrund für das kleine Kompendium war die Zusammenarbeit mit seinem ersten „richtigen" Trainer IM Igor Belov.
Giddins stellte in der Zusammenarbeit mit Belov schockiert fest, dass er über kein strukturiertes Eröffnungsrepertoire verfügt.
In den neun Kapiteln macht sich der 42-Jährige auf den Weg, um diesem Übel stellvertretend für die Leser auf die Spur zu kommen:
- Der Schlüssel für ein erfolgreiches Eröffnungsspiel!
- Variantenreich- die Würze des Lebens?
- Stilfragen
- Hauptvarianten oder Seitenpfade
- Zugumstellungsfragen
- Eröffnung und Computer
- Universalsysteme
- Treue oder Scheidung?
- Eröffnungsrepertoire von acht GM
Statt mit einer Weisheit aus der „russischen Schachschule" beginnt Giddins mit einem von GM Sadler apostrophierten Credo. Danach muss, wer gut eröffnen will, dreierlei beachten:
1. Das Ziel der Eröffnung
2. Den Nutzen von Zugumstellungen
3. Die typischen Stellungen
Mit diesem Dreipunkteprogramm sind auch Giddins Thesen im Wesentlichen auf den Nenner gebracht. Zur Erläuterung werden viele starke GM-Partien entsprechend ausgewertet. Auch Giddins selbst ist sich nicht zu schade mit eigenen Beispielen aufzuwarten.
Zwar suggeriert der Schachdirektor beim Gambitverlag im Untertitel dem Leser beim Aufbau eines Eröffnungsrepertoires behilflich zu sein, jedoch schafft er dieses Unterfangen nur in begrenztem Maße. Konkrete Empfehlungen bleibt er leider schuldig. Der Brite hält es eher mit Kasparov, der im Prinzip alle Eröffnungen für spielbar hält. Natürlich meint der Weltranglistenerste alle normalen Eröffnungen und vertritt somit einen eher konservativen Ansatz.
Giddins Vorschlag lautet dahingehend, dass man besser die Hauptvarianten spielen sollte, also z.B. Spanisch statt Königsgambit, Damengambit statt Trompowsky. Nach meiner Meinung differenziert er hierbei nicht, denn nach allgemein herrschender Trainermeinung machen diese Eröffnungsmaximen z.B. bei Jugendlichen auf jeden Fall Sinn (z.B. wegen grundsätzlicher Zentrumsfragen). Diese eher dogmatische Auffassung trifft aber wohl auf die große Anzahl der Schachamateure (die von Giddins Buch gerade in diesem Punkt Hilfestellung erwarten) nicht zu. Denn gerade wegen ihres nicht zu unterschätzenden Überraschungsgehalts sind die vielfältigen „Außenseitereröffnungen" so beliebt bei den Amateurschächern.
Gut gelungen ist m.E. das Kapitel zur Zugumstellungsproblematik und die Arbeit mit dem Computer. Dass die britische Schachliteratur zum Thema „Moveorder" zu dem Besten gehört was es auf dem Markt gibt, spiegelt sind auch in dem entsprechenden Kapitel von Giddins wider. Was ich bei dem o.g. Buch von Dworetzki vermisst habe, spricht Giddins in dem Computerkapitel vernünftigerweise an: Die Computer taugen gut als Trainingspartner, sind sehr gut bei der Recherche und bei der Partienanalyse, aber bei der Bewertung diverser Varianten nach statistischen Angaben taugen sie keinen Schuss Pulver. Denn die Basis der Daten ist einfach zu klein, um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können.
Zwar fasst der Autor am Ende jedes Kapitels seine Erkenntnisse der Ordnung halber gut zusammen, aber - im Gegensatz zu dem vom Autor so oft zitierten Nunn z.B. in dessen gut gemachten Buch „Schachgeheimnisse''' -bleibt Giddins konkrete Empfehlungen zur Turnierpraxis schuldig.
Fazit:
Giddins Ausführungen stellen eher allgemeine Gedanken zum Aufbau eines Eröffnungsrepertoires dar. Prinzipielle Überlegungen hierzu arbeitet er gut aus, obwohl vieles auch schon aus anderen Quellen bekannt ist. Dieses Büchlein ist Grundsatzliteratur und vermutlich für einen ambitionierten Spielerkreis ab ELO zwischen 1800-2200 gedacht. Giddins weist zu Recht öfters daraufhin, dass man weniger Zeit für das Pauken von Varianten „vergeuden" sollte, sondern mehr für das Verstehen!" Für das Vertiefen dieses Wissens kann man dann guten Herzens mit dem o.g. Dworetzki-Buch weiterarbeiten.
Tipp!
Zu diesem wichtigen Thema kann ich als ergänzende Sekundärliteratur das fast schon vergessene Kompendium „Grundlagen des modernen Eröffnungsspiels" (Kania Verlag ISBN: 3-931192-04-0) des verstorbenen GM Suetin empfehlen. Die Fülle des darin gebotenen Materials erläutert viele der von Dworetzki und Giddins aufgestellten Thesen mit schachlichen Beispielen.
Diese drei Bücher eignen sich m.E. sehr gut zum ernsthaften Studium für eine längere Urlaubsreise!

FM Jürgen Brustkern - Rochade 7/2004


„Eröffnungen: man kann nicht mit ihnen leben, aber auch nicht ohne sie" (Zitat S. 5) - dieser einleitende Stoßseufzer spiegelt gleich die ganze Crux der Eröffnungswahl und -vorbereitung wider. Der englische FM Steve Giddins (43 Jahre alt, häufiger Teilnehmer an internationalen Turnieren und Autor zahlreicher Beiträge für das renommierte British Chess Magazine) bemerkte selbst erst vor 12 Jahren, als er in Russland lebte und arbeitete, dass sein eigenes Eröffnungsrepertoire sehr zu wünschen übrig ließ, als er erstmals bei dem erfahrenen Schachtrainer IM Igor Belov in die Lehre ging.
Seither befasst er sich intensiv mit dem Thema und hat 1998 ein erstes Buch mit dem Titel „101 Chess Opening Traps" (101 Eröffnungsfallen) herausgebracht. 2003 dann „How to Build Your Chess Opening Repertoire (siehe Rezension von Dr. E. Rausch in RE Nr. 5/03 auf S. 66), welches nunmehr von Hans Peter Hansen ins Deutsche übersetzt worden ist. Im ersten Kapitel „Der Schlüssel zum erfolgreichen Eröffnungsspiel" (S. 9-22) führt Giddins die drei Prinzipien von GM Matthew Sadler an (die er übernimmt)
1) man muss das Ziel der Eröffnung kennen, 2) Zugreihenfolgen beachten, und 3) typische Stellungen verstehen -und erläutert dieses anhand einiger Beispiele aus der GM-Praxis. Und auch Kasparows Diktum hält er für richtig: „Alle normalen Eröffnungen sind korrekt" (S. 21).
„Abwechslung - die Würze des Lebens?" fragt der Autor im zweiten Abschnitt und erörtert die Vor- und Nachteile eines engen Eröffnungsrepertoires mittels einiger Partien von Svetozar Gligoric (S. 23-32). Dem durchschnittlichen Amateur empfiehlt er eher ein enges Repertoire, jungen und aufstrebenden Spielern dagegen ein breiteres, um das Allround-Positionsverständnis zu schulen und zu verbessern.
Um „Stilfragen" (S. 33-50) handelt es sich, wenn Eröffnungen für Taktiker bzw. für Positionsspieler Techniker unterschieden werden. Hier muss jeder Spieler in sich gehen, um herauszufinden, welche Stilrichtung ihm wesensmäßig mehr zusagt, um danach die Eröffnungswahl zu treffen.
„Hauptstraßen oder Feldwege?" (S. 51-62): gegen schwächere Gegner können sich ausgefallene Eröffnungen bewähren, gegen stärkere solle man aber dem Mainstream folgen, rät der offenbar eher konservativ eingestellte Verfasser.
„Zugreihenfolge und Zugumstellungen" (S. 63-79) sind jederzeit zu beachten; durch geschicktes Vorgehen kann man hier die gegnerischen Optionen einschränken und durch die Wahl gut zusammenpassender Eröffnungen auf Zugumstellungen flexibel reagieren.
Zum „Gebrauch und Missbrauch von Computern" (S. 80-91) weiß der Autor: sie haben die Eröffnungsvorbereitungen wesentlich erleichtert und eignen sich gut als Trainingspartner (vor allem für das Austesten taktischer Abspiele), jedoch ist in der Regel auf statistische Angaben aus Datenbanken nur wenig Verlass.
„Universaldatenbanken" (S. 92-114) bedeuten zweierlei:
a) Spiegelverkehrter Anfang, z.B. 1.c4 e5 als farbvertauschtes Sizilianisch.
Das Mehrtempo für Weiß bringt paradoxerweise kaum je einen Vorteil ein.
b) Universalsysteme gegen jedwede Antwort des Gegners sind z.B. für Weiß 1.c4 und 2.g3 bzw. für Schwarz 1...g6. Hiermit kann der Arbeitsaufwand für die Vorbereitung wesentlich eingeschränkt werden, Gleiches gilt leider auch für die schachliche Vielfalt. „Untreue und Scheidung" (S. 115-131): bei einzelnen (entscheidenden) Partien sollte man seine angestammten Eröffnungen nicht wechseln, rät der Autor. Ebenso unklug wäre es, wegen einiger Misserfolge eine ganze Eröffnung über Bord zu werfen. Dies sollte man nur tun bei substantiellen Vertrauensverlust oder bei Widerlegung einer Lieblingsvariante.
Im neunten und letzten Kapitel schließlich nimmt Giddins das Eröffnungsrepertoire einiger bekannter GM und seine Veränderung im Laufe der Zeit unter die Lupe (S. 132-157):
Fischer, Kasparow, Karpow, Kramnik, Adams, Michail Gurewitsch, Sweschnikow und Hebden. Naturgemäß unterscheidet sich hier die Eröffnungswahl bei WM-Zweikämpfen und bei Open-Turnieren signifikant.
Giddins bringt in allen Kapiteln Beispiele auch der (meist) neueren Turnierpraxis (insgesamt 38 vollständige Partien und ca. 80 Partiefragmente) sowie jeweils zusammenfassende Schlussfolgerungen in Kurzform.
Natürlich vermag er dem Amateur keine detaillierten Hinweise zum Aufbau eines individuellen Eröffnungsrepertoires zu geben, sondern muss sich auf sehr allgemeine Ratschläge eher konservativer Natur beschränken, aber er kann recht überzeugend herausarbeiten, wie bekannte Meister diese Problematik für sich gelöst haben bzw. versucht haben, sie zu lösen. Dass diese Versuche auch bei großen Koryphäen drastisch scheitern können, mögen zwei Partien hinreichend dartun:

1) GM Fedorow (anerkannter Spezialist für das Königsgambit) - GM Schirow, Polanica Zdroi 2000:
1.e4 e5 2.f4 e:f4 3.Sf3 g5 4.h4 g4 5.Se5 d6 6.S:g4 Sf6 7.Sf2 Tg8 8.d4 Lh6 9.Sc3 Sc6 10.Sd5 S:d5 11.e:dc5 De7+! 12.Le2 Sb4! 13.c4 Lf5 14.Da4+ Kf8 15.D:b4 Te8 16.Dd2 T:g2 0:1 (S.57f)

2) Als der russische GM Drejew Mitte der 90er-Jahre mit Französisch nicht mehr zufrieden war, experimentierte er zunächst mit Sizilianisch und Skandinavisch, bevor er herausfand, dass ihm Caro-Kann am besten liegt. Hier ein fürchterlicher Reinfall in der genannten Experimentierphase:
GM Swidler - GM Drejew, Russische Meisterschaft Elista 1997:
1.e4 d5 2.e:d5 Sf6 3.Sf3 S:d5 4.d4 Lg4 5.h3 Lh5 6.c4 Sb6 7.Sc3 e5 8. g4 e:d4 9.S:d4 Lg6 10.Lg2 c6 11. 0-0 Le7 12.f4 h6 13.f5 Lh7 14.c5! S6d7 15.g5!! 0-0 16.g6! f:g6 17.Se6 Dc8 18.S:f8 L:c5+ 19.Kh1 L:f8 20.f:g6 L:g6 21.L:h6!! und Schwarz steht total auf Verlust (S. 126f)

Dr. W. Schweizer - Rochade 7/2004

Jeder Schachspieler braucht ein Eröffnungsrepertoire, mit dem er die Partie anfangen kann. Aber man hat Dutzende von Eröffnungen zur Auswahl. Was soll ich also spielen? Diese Frage stellt sich jeder Spieler am Anfang seiner Schachkarierre. Vor allem muss er die Eröffnungen aussuchen, die seinem Spielstil entsprechen. Diese und andere Probleme werden durch den Autor in vorgestelltem Buch besprochen. Nach der Lektüre wird jeder Spieler wohl problemlos sein Eröffnungsrepertoire richtig gestaltet können. Sehr empfehlenswert für weniger erfahrene Spieler und natürlich für die Schachtrainer.

J. Konikowski, Fernschach International 03/2004