Artikelnummer
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The Modernized Italian Game for White
384 Seiten, kartoniert, Thinkers Publishing, 1. Auflage 2021
The Italian Game is the front-line of modern chess. After a hundred years of oblivion, in the 21st century, it edged out many other renowned openings, and is employed today by all the world’s top players. Its modern interpretation is full of new ideas, and its theory has grown thanks to the research of modern grandmasters. This book is an attempt to comprehend the current state of this opening.
The book, however, is not just a collection of lines of this fashionable opening. Its main idea is to demonstrate the key ideas and typical techniques in various opening positions, with every key idea being highlighted in the text. The manual can thus be used as a strategy textbook in Italian-type positions; it even includes a special section called ‘The Italian Endgame’.
A separate chapter is devoted to one the most important problems of modern chess, that is, getting similar positions of the Italian type from other openings.
The book should be of interest to players of various strengths.
The book, however, is not just a collection of lines of this fashionable opening. Its main idea is to demonstrate the key ideas and typical techniques in various opening positions, with every key idea being highlighted in the text. The manual can thus be used as a strategy textbook in Italian-type positions; it even includes a special section called ‘The Italian Endgame’.
A separate chapter is devoted to one the most important problems of modern chess, that is, getting similar positions of the Italian type from other openings.
The book should be of interest to players of various strengths.
EAN | 9789464201079 |
---|---|
Gewicht | 700 g |
Hersteller | Thinkers Publishing |
Breite | 17 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Autor | Nikolai KalinitschenkoAlexander Kalinin |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 9789464201079 |
Seiten | 384 |
Einband | kartoniert |
004 Key to Symbols
007 Foreword by the Authors
011 Chapter 1 The Italian Game in Spanish Clothing
013 A Historical Flashback: Italian/Spanish Idiosyncrasies
051 Chapter 2 The Giuoco Pianissimo: Strategic Ideas & Themes
053 1. White attacks on the kingside whilst castling queenside or leaving their king in the center
061 2. White attacks on the kingside with mutual short castling
070 3. White seizes space in the center with d3-d4
073 4. White takes the initiative on the queenside
081 5. Hunting down the Italian bishop
086 6. The Italian bishop attacks thin air
090 7. The problem with exchanging the Spanish bishop
103 8. The ...d6(d7)-d5 advance
109 9. The Italian endgame
114 10. Attack of the f-pawn
118 11. Black attacks with pieces on the kingside
120 12. Neutralizing the f4-knight
126 13. The pin along the h4-d8 diagonal
135 Chapter 3 Into the Labyrinth of the Giuoco Pianissimo
137 Line 1. White goes for an early advance with their queenside pawns
152 Line 2. The Classical Line
201 Line 3. Deviations from the Classical Line: Black leaves the bishop on c5 in an attempt to gain time
218 Line 4. Black goes for ...d7-d5
239 Line 5. The Modern Line with a2-a4
289 Line 6. Pinning with Bc1-g5 when both sides castle short
307 Chapter 4 The Italian/Spanish Complex
309 The Two Knights Defense
342 The Philidor Defense
350 The Bishop's Opening
007 Foreword by the Authors
011 Chapter 1 The Italian Game in Spanish Clothing
013 A Historical Flashback: Italian/Spanish Idiosyncrasies
051 Chapter 2 The Giuoco Pianissimo: Strategic Ideas & Themes
053 1. White attacks on the kingside whilst castling queenside or leaving their king in the center
061 2. White attacks on the kingside with mutual short castling
070 3. White seizes space in the center with d3-d4
073 4. White takes the initiative on the queenside
081 5. Hunting down the Italian bishop
086 6. The Italian bishop attacks thin air
090 7. The problem with exchanging the Spanish bishop
103 8. The ...d6(d7)-d5 advance
109 9. The Italian endgame
114 10. Attack of the f-pawn
118 11. Black attacks with pieces on the kingside
120 12. Neutralizing the f4-knight
126 13. The pin along the h4-d8 diagonal
135 Chapter 3 Into the Labyrinth of the Giuoco Pianissimo
137 Line 1. White goes for an early advance with their queenside pawns
152 Line 2. The Classical Line
201 Line 3. Deviations from the Classical Line: Black leaves the bishop on c5 in an attempt to gain time
218 Line 4. Black goes for ...d7-d5
239 Line 5. The Modern Line with a2-a4
289 Line 6. Pinning with Bc1-g5 when both sides castle short
307 Chapter 4 The Italian/Spanish Complex
309 The Two Knights Defense
342 The Philidor Defense
350 The Bishop's Opening
Die Entwicklung Lf1-c4 im Anschluss an 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 galt über Jahrzehnte hinweg als recht bescheiden und stand in der Gunst der Spieler klar gegenüber dem die Spanische Partie einleitenden Zug 3.Lf1-b5 zurück. Erst in der jüngeren Zeit hat die Spielweise eine Renaissance erlebt. Mitverantwortlich hierfür sind die gesunden strategischen Ideen, die Weiß damit verfolgen kann, ohne eine frühere Konfrontation mit dem Gegner forcieren zu müssen und ohne sich gegen schwarze Optionen wie Berliner Mauer und Marshall-Angriff wappnen zu müssen. Mit 3.Lf1-c4 zeigt Weiß an, dass er einen ruhigeren Weg in die Partie bevorzugt.
Alexander Kalinin und Nikolai Kalinichenko, beide Großmeister, Kalinichenko im Fernschach, haben mit „The Modernized Italian Game for White” ein Repertoirebuch geschrieben, das sich ganz besonders der Vermittlung der strategischen Ideen der Italienischen Partie widmet. Erschienen ist das Werk 2021 im belgischen Verlagshaus Thinkers Publishing.
In ihrem Vorwort zeigen die Autoren auf, was sie im Kern mit ihrer Arbeit erreichen möchten. Hierzu zählen:
Einen sehr guten Einstieg in die Strategien für die Italienische Partie haben die Autoren über das 1. Kapitel mit der sinngemäß ins Deutsche übersetzten Überschrift „Die Italienische Partie im Gewand der Spanischen” gefunden. Mit dem Vergleich der Varianten 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 0-0 6.0-0 d6 aus der Spanischen Partie und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 Sf6 5.d3 0-0 6.0-0 d6 aus der Italienischen leiten sie ihre Betrachtungen ein. Die erreichten Stellungen unterscheiden sich nur in der Position des weißen Damenläufers. Mit 4.d3 kann Weiß im Spanier das Ziel verfolgen, dem Aufbau einer schwarzen Festung in der Berliner Verteidigung entgegenzuwirken. Und in der Spanischen Partie wird der Läufer oft auf die Diagonale a2-g8 geführt, auf der er in der Bucheröffnung von Beginn an zu stehen kommt.
In der Konstellation Lc4 und Bauern auf c3 und d3 sind die verschiedensten Spielweisen möglich, die Weiß anpeilen oder mit denen er auf gegnerische Weichenstellungen reagieren kann. Diese erörtern die Autoren in drei Folgekapiteln mit den - sinngemäß, aber teilweise recht frei - übersetzten Überschriften „Die sehr langsame Italienische Partie: Strategische Ideen und Motive”, „Ins Labyrinth der sehr langsamen Italienischen Partie” und „Der Italienisch/Spanisch-Komplex”. Innerhalb der Kapitel 2 und 3 ordnen die Autoren den Stoff dann anhand der verschiedenen Möglichkeiten zum Aufbau und zur Entwicklung. Anhand des Beispiels der ersten 3 von 13 Abschnitten im Kapitel 2 lässt sich gut aufzeigen, wie sie ihre Ausführungen strukturiert und wie Sie diese Pläne entsprechend fokussiert haben. In diesen geht es um:
Jedes einzelne Thema wird zunächst kurz erläutert und dann anhand von Partien aus der Meisterpraxis, die tendenziell aus jüngerer Zeit stammen, vertieft. Die Autoren erläutern intensiv, heben Schlüsselideen hervor und beteiligen den Leser gelegentlich an den Erwägungen, indem sie ihn fragen, was er in einer bestimmten Brettsituation machen würde, welchen Zug er ausführen würde.
Diese Form der Darstellung empfinde ich als sehr gelungen. Das, was der Leser zur Strategie in der Italienischen Partie erfährt, hat auch einen allgemeinen Wert. Die Autoren wollen, wie oben schon erwähnt, das Verständnis des Lesers zur Schachstrategie auch allgemein verbessern, und besonders in diesem Kapitel tun sie alles dafür, um dieses Ziel zu erreichen.
Das 3. Kapitel, das vorrangig der Darstellung eines konkreten Grundrepertoires dient, erinnert etwas mehr an Repertoirebücher, wie sie heute oft gestaltet sind. Die konkreten Linien werden anhand von kommentierten Partien vermittelt, die somit aus einem Mix aus Text und Varianten bestehen. Auch hier aber haben die Autoren den Schwerpunkt auf Erläuterungen gelegt und Varianten dosiert eingesetzt. Ihre Ausführungen orientieren die Autoren an bestimmten Grundstellungen (Tabijas). Auch in diesem Kapitel wird der Leser gelegentlich eingebunden und Schlüsselideen werden auch hier hervorgehoben.
Das 4. Kapitel dient dazu, den Leser für den Fall mit Anleitung und Stoff zu versorgen, dass Schwarz mittels des Zweispringerspiels im Nachzuge oder der Philidor-Verteidigung früh abweicht. Zugleich widmet es sich dem Läuferspiel, mit dem Weiß der Russischen Verteidigung aus dem Weg gehen und dann ggf. doch in die Bereiche der im Buch dargestellten Systeme überleiten kann.
Das Rückgrat aller Darstellungen bilden insgesamt 128 Partien. Diese sind nicht nur Träger der Theorie, sondern auch unterhaltsam. Dies ist sicherlich auch einen Hinweis wert, denn „The Modernized Italian Game for White” ist ein Buch, das den Leser zeitlich bindet und Engagement sowie Durchhaltevermögen abverlangt, wenn er denn so von ihm profitieren möchte, wie es ihm die Chance bietet.
Insgesamt ist recht viel Text vom Leser zu verarbeiten, der aber hinsichtlich der Fremdsprachenkenntnisse keine besonderen Anforderungen stellt.
Fazit: „The Modernized Italian Game for White” ist ein sehr gelungenes Repertoirebuch, das sich besonders auf sehr ruhig gespielte Spielweisen in der Italienischen Partie konzentriert. Es ist aus der Perspektive von Weiß geschrieben, aber auch für den Schwarzspieler von Wert.
Ich möchte das Werk bedenkenlos schon dem „einfachen” Klubspieler bis hin zum erfahrenen Turnierspieler empfehlen. Die systematisch und tief dargestellten strategischen Aspekte sind fast ohne Abhängigkeit von der Spielstärke des Lesers wertvoll.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Oktober 2022
Was Eröffnungsbücher angeht, lebt der Leser von heute wirklich im Schlaraffenland. Manchmal denke ich mit Grausen an meine ersten Bücher zu speziellen Schacheröffnungen zurück und bekomme eine unangenehme Gänsehaut. Teils gab es da monographische Werke, die ich in meiner Jugend als total langweilig und zu kryptisch empfand, dann gab es aber auch Bücher, bei denen der Autor hin und wieder mal ein paar Züge erklärte, aber auch an den merkwürdigsten Stellen Ausrufezeichen hinter seine empfohlenen Züge platzierte. Als Leser kam einem das komisch vor, aber man hatte halt keine Engine, um den Wahrheitsgehalt dieser Thesen zu prüfen. Heute hingegen muss der Autor damit rechnen, dass seine Empfehlungen sehr genau geprüft und zerpflückt werden und er seinen Ruf als Schachbuchautor auf das Spiel setzt, wenn er Stockfish und Co nicht in seine Arbeit einbindet. Trotzdem fehlt mir bei Büchern oft der Bereich, in dem beim Leser neben reinem Wissen der Eröffnungszüge auch das Verständnis der angestrebten Mittelspiele aufgebaut wird. Schließlich möchte man nicht völlig aufgeschmissen sein, wenn der Gegner mal wieder von den im Buch behandelten Verteidigungen abweicht.
Das dachten sich auch Großmeister Alexander Kalinin und Fernschachgroßmeister Nikolai Kalinichenko, die in "The Modernized Italien Game for White" für den Thinkers Publishing Verlag die ruhigen Italienischen Abspiele untersuchen. Nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 Sf6 5.d3 lässt Weiß es gemütlich angehen. Da Schwarz nach 5.d4 exd4 6.cxd4 Lb4 7.Ld2 Lxd2 8.Sbxd2 d5 das weiße Zentrum zertrümmert, möchte der Anziehende erst einmal seine Entwicklung vorantreiben, um dann vielleicht später sehr viel günstiger zu d4 zu kommen. Diese Variante hat auf Topebene die Spanische Eröffnung mittlerweile fast abgelöst, weil es hier recht unkonkret zugeht und auch keine Berliner Verteidigung stört. Dabei ist Weiß aber nicht auf einen Plan festgelegt, sondern kann neben dem späteren Spiel im Zentrum auch am Damen- oder Königsflügel angreifen. Die Autoren betrachten zwar auch die Eröffnungstheorie zu dieser Variante, ihnen ist aber vor allem wichtig, die reichhaltigen strategischen Mittelspielideen dieser Eröffnung zu zeigen, damit der Leser eben nicht nur stumpf Eröffnungszüge auswendig lernt, sondern Ideen für beide Seiten versteht und so im besten Falle auch zu einem besseren Spieler wird.
Ganze 128 kommentierte Partien, geordnet nach strategischen Themen, warten auf den Leser und ich bin sicher, dass man nach der Lektüre des Buches durchaus auch an Spielstärke dazugewinnen kann. Es ist allerdings kein Buch, dass man nebenbei etwas bearbeitet, sondern forderte auch mich ganz gut. Am besten haben mir dabei nicht unbedingt die aktuellen Großmeisterpartien, sondern eher die Klassiker gefallen. So wusste ich zwar schon, dass Wilhelm Steinitz sowohl den ruhigen Italiener als auch den ruhigen Spanier schärfer als die heutigen Meister behandelte, habe aber dennoch einige neue Perlen von ihm kennengelernt. Ich stelle mal kurz ein Fragment der Partie Steinitz gegen Mason vor: Nach 1.e4 e5 2.Sf3 d6 3.Lc4 Le7 4.c3 Sf6 5.d3 0-0 6.Sbd2 Sc6 sind wir über eine eigenwillige Philidorzugfolge in einem Abspiel gelandet, das häufig nach obigen Zügen und 3. ...Sf6 entsteht. 7.Lb3 Le6 8.Lc2 d5 9.De2 Ld6 10.Sf1 ist eine Spezialität des ersten Schachweltmeisters gewesen, der gerne auf die kurze Rochade verzichtete und später eher lang rochierte. Da Schwarz nur die d-, aber nicht die e-Bauern wegtauschen kann, kann er sich das erlauben. Nach 10. ...a6 11.Sg5 Dd7 12.Se3 dxe4 13.dxe4 Se7 14.f3 Lc5 15.Sxe6 Dxe6 16.Lb3 sehen wir plötzlich einen sehr starken italienischen Läufer! 16. ...Dc6 17.g4 Lxe3 18.Le3 Sg6 19.0-0-0 Tad8 20.h4 zeigt einen typischen Steinitz. Weiß hat sich das Läuferpaar geholt und jetzt den gefährlicheren Bauernsturm am Königsflügel, weil Schwarz die Springer etwas unglücklich dorthin manövriert hat und sie jetzt durch die weißen Bauern angegriffen werden und Zeit kosten. Die Partie gewann er in der Folge recht locker. Schwarz muss also schon auf solche Attacken achten, weil das statische Zentrum eine Öffnung der Mitte abseits von d5 sehr schwierig gestaltet und Weiß am Königsflügel angreifen kann. Es gibt aber auch den klassischen Rauserplan, bei dem Weiß selbst auch kurz rochiert und dann mit der Springerwanderung Sb1-d2-f1-g3-f5 und dann h3, Sh2, Df3, Sg4 zum Beispiel ebenfalls mit den Figuren am Königsflügel angreifen kann. Wenn Schwarz aber das Augenmerk zu sehr auf den Königsflügel richtet, gibt es wieder Attacken mit b4, a4, a5 und einem schönen Raumvorteil. Nach ein paar Kapiteln des Buches merkt man dann mehr und mehr, warum diese unscheinbar wirkende Eröffnung so populär geworden ist. Insgesamt ist dies ein Buch, das dem Leser ein schlagkräftiges Eröffnungsrepertoire nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 an die Hand gibt, wobei auch 2. ...d6 und sogar 2.Lc4 betrachtet werden. Aufgrund des unkonkreten Charakters der Stellung, ist hier das Verständnis der entstehenden Mittelspiele sehr wichtig und dieses wird durch die zahlreichen Modellpartien wunderbar aufgebaut. Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann es allen Italienischjüngern oder jenen, die noch etwas gegen 1.e4 e5 suchen, nur wärmstens empfehlen!
IM Dirk Schuh
April 2021
Alexander Kalinin und Nikolai Kalinichenko, beide Großmeister, Kalinichenko im Fernschach, haben mit „The Modernized Italian Game for White” ein Repertoirebuch geschrieben, das sich ganz besonders der Vermittlung der strategischen Ideen der Italienischen Partie widmet. Erschienen ist das Werk 2021 im belgischen Verlagshaus Thinkers Publishing.
In ihrem Vorwort zeigen die Autoren auf, was sie im Kern mit ihrer Arbeit erreichen möchten. Hierzu zählen:
· Sie wollen dem Leser dabei helfen, für sich selbst ein effektives Eröffnungsrepertoire zu erstellen,
· Sie wollen das Verständnis des Lesers zur Schachstrategie auch allgemein verbessern.
Diese Schwerpunktsetzungen charakterisieren das Werk. Der Leser erhält nicht ein womöglich viele Varianten umfassendes Repertoire, aus dem er sich „seine” Linien einprägen kann, sondern quasi ein sinnvolles Gerüst hierfür, das er dann selbst weiter füllen kann. Nach welchen Ideen und übergeordneten strategischen Plänen die einzelnen Zweige sinnvoll zu spielen sind, geben sich die Autoren zu vermitteln größte Mühe. Natürlich enthält das Werk ein ordentliches Grundrepertoire.· Sie wollen das Verständnis des Lesers zur Schachstrategie auch allgemein verbessern.
Einen sehr guten Einstieg in die Strategien für die Italienische Partie haben die Autoren über das 1. Kapitel mit der sinngemäß ins Deutsche übersetzten Überschrift „Die Italienische Partie im Gewand der Spanischen” gefunden. Mit dem Vergleich der Varianten 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 0-0 6.0-0 d6 aus der Spanischen Partie und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 Sf6 5.d3 0-0 6.0-0 d6 aus der Italienischen leiten sie ihre Betrachtungen ein. Die erreichten Stellungen unterscheiden sich nur in der Position des weißen Damenläufers. Mit 4.d3 kann Weiß im Spanier das Ziel verfolgen, dem Aufbau einer schwarzen Festung in der Berliner Verteidigung entgegenzuwirken. Und in der Spanischen Partie wird der Läufer oft auf die Diagonale a2-g8 geführt, auf der er in der Bucheröffnung von Beginn an zu stehen kommt.
In der Konstellation Lc4 und Bauern auf c3 und d3 sind die verschiedensten Spielweisen möglich, die Weiß anpeilen oder mit denen er auf gegnerische Weichenstellungen reagieren kann. Diese erörtern die Autoren in drei Folgekapiteln mit den - sinngemäß, aber teilweise recht frei - übersetzten Überschriften „Die sehr langsame Italienische Partie: Strategische Ideen und Motive”, „Ins Labyrinth der sehr langsamen Italienischen Partie” und „Der Italienisch/Spanisch-Komplex”. Innerhalb der Kapitel 2 und 3 ordnen die Autoren den Stoff dann anhand der verschiedenen Möglichkeiten zum Aufbau und zur Entwicklung. Anhand des Beispiels der ersten 3 von 13 Abschnitten im Kapitel 2 lässt sich gut aufzeigen, wie sie ihre Ausführungen strukturiert und wie Sie diese Pläne entsprechend fokussiert haben. In diesen geht es um:
· Weiß greift am Königsflügel an, während er auf den Damenflügel rochiert oder seinen König in der Mitte lässt.
· Weiß greift bei gegenseitiger kurzer Rochade am Königsflügel an.
· Weiß erobert Raum im Zentrum mittels d3-d4.
Die weiteren Lektionen dieses Kapitels sind in einer ähnlichen Weise betitelt.· Weiß greift bei gegenseitiger kurzer Rochade am Königsflügel an.
· Weiß erobert Raum im Zentrum mittels d3-d4.
Jedes einzelne Thema wird zunächst kurz erläutert und dann anhand von Partien aus der Meisterpraxis, die tendenziell aus jüngerer Zeit stammen, vertieft. Die Autoren erläutern intensiv, heben Schlüsselideen hervor und beteiligen den Leser gelegentlich an den Erwägungen, indem sie ihn fragen, was er in einer bestimmten Brettsituation machen würde, welchen Zug er ausführen würde.
Diese Form der Darstellung empfinde ich als sehr gelungen. Das, was der Leser zur Strategie in der Italienischen Partie erfährt, hat auch einen allgemeinen Wert. Die Autoren wollen, wie oben schon erwähnt, das Verständnis des Lesers zur Schachstrategie auch allgemein verbessern, und besonders in diesem Kapitel tun sie alles dafür, um dieses Ziel zu erreichen.
Das 3. Kapitel, das vorrangig der Darstellung eines konkreten Grundrepertoires dient, erinnert etwas mehr an Repertoirebücher, wie sie heute oft gestaltet sind. Die konkreten Linien werden anhand von kommentierten Partien vermittelt, die somit aus einem Mix aus Text und Varianten bestehen. Auch hier aber haben die Autoren den Schwerpunkt auf Erläuterungen gelegt und Varianten dosiert eingesetzt. Ihre Ausführungen orientieren die Autoren an bestimmten Grundstellungen (Tabijas). Auch in diesem Kapitel wird der Leser gelegentlich eingebunden und Schlüsselideen werden auch hier hervorgehoben.
Das 4. Kapitel dient dazu, den Leser für den Fall mit Anleitung und Stoff zu versorgen, dass Schwarz mittels des Zweispringerspiels im Nachzuge oder der Philidor-Verteidigung früh abweicht. Zugleich widmet es sich dem Läuferspiel, mit dem Weiß der Russischen Verteidigung aus dem Weg gehen und dann ggf. doch in die Bereiche der im Buch dargestellten Systeme überleiten kann.
Das Rückgrat aller Darstellungen bilden insgesamt 128 Partien. Diese sind nicht nur Träger der Theorie, sondern auch unterhaltsam. Dies ist sicherlich auch einen Hinweis wert, denn „The Modernized Italian Game for White” ist ein Buch, das den Leser zeitlich bindet und Engagement sowie Durchhaltevermögen abverlangt, wenn er denn so von ihm profitieren möchte, wie es ihm die Chance bietet.
Insgesamt ist recht viel Text vom Leser zu verarbeiten, der aber hinsichtlich der Fremdsprachenkenntnisse keine besonderen Anforderungen stellt.
Fazit: „The Modernized Italian Game for White” ist ein sehr gelungenes Repertoirebuch, das sich besonders auf sehr ruhig gespielte Spielweisen in der Italienischen Partie konzentriert. Es ist aus der Perspektive von Weiß geschrieben, aber auch für den Schwarzspieler von Wert.
Ich möchte das Werk bedenkenlos schon dem „einfachen” Klubspieler bis hin zum erfahrenen Turnierspieler empfehlen. Die systematisch und tief dargestellten strategischen Aspekte sind fast ohne Abhängigkeit von der Spielstärke des Lesers wertvoll.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Oktober 2022
Was Eröffnungsbücher angeht, lebt der Leser von heute wirklich im Schlaraffenland. Manchmal denke ich mit Grausen an meine ersten Bücher zu speziellen Schacheröffnungen zurück und bekomme eine unangenehme Gänsehaut. Teils gab es da monographische Werke, die ich in meiner Jugend als total langweilig und zu kryptisch empfand, dann gab es aber auch Bücher, bei denen der Autor hin und wieder mal ein paar Züge erklärte, aber auch an den merkwürdigsten Stellen Ausrufezeichen hinter seine empfohlenen Züge platzierte. Als Leser kam einem das komisch vor, aber man hatte halt keine Engine, um den Wahrheitsgehalt dieser Thesen zu prüfen. Heute hingegen muss der Autor damit rechnen, dass seine Empfehlungen sehr genau geprüft und zerpflückt werden und er seinen Ruf als Schachbuchautor auf das Spiel setzt, wenn er Stockfish und Co nicht in seine Arbeit einbindet. Trotzdem fehlt mir bei Büchern oft der Bereich, in dem beim Leser neben reinem Wissen der Eröffnungszüge auch das Verständnis der angestrebten Mittelspiele aufgebaut wird. Schließlich möchte man nicht völlig aufgeschmissen sein, wenn der Gegner mal wieder von den im Buch behandelten Verteidigungen abweicht.
Das dachten sich auch Großmeister Alexander Kalinin und Fernschachgroßmeister Nikolai Kalinichenko, die in "The Modernized Italien Game for White" für den Thinkers Publishing Verlag die ruhigen Italienischen Abspiele untersuchen. Nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 Sf6 5.d3 lässt Weiß es gemütlich angehen. Da Schwarz nach 5.d4 exd4 6.cxd4 Lb4 7.Ld2 Lxd2 8.Sbxd2 d5 das weiße Zentrum zertrümmert, möchte der Anziehende erst einmal seine Entwicklung vorantreiben, um dann vielleicht später sehr viel günstiger zu d4 zu kommen. Diese Variante hat auf Topebene die Spanische Eröffnung mittlerweile fast abgelöst, weil es hier recht unkonkret zugeht und auch keine Berliner Verteidigung stört. Dabei ist Weiß aber nicht auf einen Plan festgelegt, sondern kann neben dem späteren Spiel im Zentrum auch am Damen- oder Königsflügel angreifen. Die Autoren betrachten zwar auch die Eröffnungstheorie zu dieser Variante, ihnen ist aber vor allem wichtig, die reichhaltigen strategischen Mittelspielideen dieser Eröffnung zu zeigen, damit der Leser eben nicht nur stumpf Eröffnungszüge auswendig lernt, sondern Ideen für beide Seiten versteht und so im besten Falle auch zu einem besseren Spieler wird.
Ganze 128 kommentierte Partien, geordnet nach strategischen Themen, warten auf den Leser und ich bin sicher, dass man nach der Lektüre des Buches durchaus auch an Spielstärke dazugewinnen kann. Es ist allerdings kein Buch, dass man nebenbei etwas bearbeitet, sondern forderte auch mich ganz gut. Am besten haben mir dabei nicht unbedingt die aktuellen Großmeisterpartien, sondern eher die Klassiker gefallen. So wusste ich zwar schon, dass Wilhelm Steinitz sowohl den ruhigen Italiener als auch den ruhigen Spanier schärfer als die heutigen Meister behandelte, habe aber dennoch einige neue Perlen von ihm kennengelernt. Ich stelle mal kurz ein Fragment der Partie Steinitz gegen Mason vor: Nach 1.e4 e5 2.Sf3 d6 3.Lc4 Le7 4.c3 Sf6 5.d3 0-0 6.Sbd2 Sc6 sind wir über eine eigenwillige Philidorzugfolge in einem Abspiel gelandet, das häufig nach obigen Zügen und 3. ...Sf6 entsteht. 7.Lb3 Le6 8.Lc2 d5 9.De2 Ld6 10.Sf1 ist eine Spezialität des ersten Schachweltmeisters gewesen, der gerne auf die kurze Rochade verzichtete und später eher lang rochierte. Da Schwarz nur die d-, aber nicht die e-Bauern wegtauschen kann, kann er sich das erlauben. Nach 10. ...a6 11.Sg5 Dd7 12.Se3 dxe4 13.dxe4 Se7 14.f3 Lc5 15.Sxe6 Dxe6 16.Lb3 sehen wir plötzlich einen sehr starken italienischen Läufer! 16. ...Dc6 17.g4 Lxe3 18.Le3 Sg6 19.0-0-0 Tad8 20.h4 zeigt einen typischen Steinitz. Weiß hat sich das Läuferpaar geholt und jetzt den gefährlicheren Bauernsturm am Königsflügel, weil Schwarz die Springer etwas unglücklich dorthin manövriert hat und sie jetzt durch die weißen Bauern angegriffen werden und Zeit kosten. Die Partie gewann er in der Folge recht locker. Schwarz muss also schon auf solche Attacken achten, weil das statische Zentrum eine Öffnung der Mitte abseits von d5 sehr schwierig gestaltet und Weiß am Königsflügel angreifen kann. Es gibt aber auch den klassischen Rauserplan, bei dem Weiß selbst auch kurz rochiert und dann mit der Springerwanderung Sb1-d2-f1-g3-f5 und dann h3, Sh2, Df3, Sg4 zum Beispiel ebenfalls mit den Figuren am Königsflügel angreifen kann. Wenn Schwarz aber das Augenmerk zu sehr auf den Königsflügel richtet, gibt es wieder Attacken mit b4, a4, a5 und einem schönen Raumvorteil. Nach ein paar Kapiteln des Buches merkt man dann mehr und mehr, warum diese unscheinbar wirkende Eröffnung so populär geworden ist. Insgesamt ist dies ein Buch, das dem Leser ein schlagkräftiges Eröffnungsrepertoire nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 an die Hand gibt, wobei auch 2. ...d6 und sogar 2.Lc4 betrachtet werden. Aufgrund des unkonkreten Charakters der Stellung, ist hier das Verständnis der entstehenden Mittelspiele sehr wichtig und dieses wird durch die zahlreichen Modellpartien wunderbar aufgebaut. Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann es allen Italienischjüngern oder jenen, die noch etwas gegen 1.e4 e5 suchen, nur wärmstens empfehlen!
IM Dirk Schuh
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