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LLPETDSU

Die Schachuniversität

116 Seiten, kartoniert, Olms, 1988

Aus der Reihe »PraxisSchach«

5,00 €
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Final vergriffen
Bearbeitet von Claus-Dieter Meyer.
Schach-Echo: „Ganz einfach: Das Wesentliche. Zielsicher steuert der Ex-Weltmeister bei seinen Vorträgen immer auf den Kern des jeweiligen Problems ... für eine sehr große Spielstärke-Bandbreite sehr empfehlenswert." Die Kapitel lauten u.a.: 1. Aus der Vergangenheit - 2. Trau, schau wem! - 3. Informationen und Objektivität - 4. Beurteilungen ändern sich - 5. Eröffnung nach eigenem Geschmack oder warum ich den Zug Lg5 mag - 6. Immer aktuelle Ideen - 7. Ein Meister wird an die Tafel gerufen - 8. In der Analyse und am Schachbrett - 9. Das Problem des schwierigen Gegners
Weitere Informationen
EAN 3283002347
Hersteller Olms
Medium Buch
Erscheinungsjahr 1988
Autor Tigran Petrosjan
Reihe PraxisSchach
Sprache Deutsch
ISBN-10 3283002347
Seiten 116
Einband kartoniert
Diagramme 92
Inhalt

002 Zeichenerklärung
003 Vorwort

005 1. Aus der Vergangenheit
011 2. Trau, schau wem!
017 3. Informationen und Objektivität
023 4. Beurteilungen ändern sich
027 5. Eröffnung nach eigenem Geschmack oder warum ich den Zug Lg5 mag
047 6. Immer aktuelle Ideen
057 7. Ein Meister wird "an die Tafel gerufen"
060 8. In der Analyse und am Schachbrett
067 9. Das Problem des schwierigen Gegners
077 10. Das positionelle Qualitätsopfer
089 11. Die Petrosjan-Variante
107 12. Der Reiz der Neuheit
Bevor ich den begleitenden Verlagstext bringe, möchte ich mir hier die rhetorische Frage erlauben, warum der für Petrosjan viel treffendere russische Originaltitel "Die Strategie der Hoffnung" dem Verlag nicht übernehmenswert erschien ? - Exweltmeister Tigran Waranowitsch Petrosjan (1929 - 1984) arbeitete zuletzt viel an der Systematisierung und Glossierung seiner Partien, hielt Vorlesungen und erteilte Unterricht. Aber es war ihm nicht beschieden, das Begonnene zum Abschluß zu bringen. Im vorliegenden Buch ist der ganze bisher gefundene, je von ihm vorgetragene oder geschriebene Lehrstoff gesammelt worden. 12 Kapitel, die alle Partiestadien behandeln, enthüllen seine profunden Kenntnisse und berufsmäßige Meisterschaft. Überdies hatte der "eiserne Tigran" ein einzigartiges Verständnis für das Schachspiel mit einem ausgeprägten Spürsinn für versteckte Ressourcen. So veranlassen hier seine Darlegungen den Leser, manchen Zusammenhang auf den 64 Feldern - auch scheinbar triviale - auf neue Art zu beurteilen... . Petrosjans "Lektionen", leicht verdaulich und unterhaltsam aufbereitet, richten sich an einen breiten Kreis von Schachfreunden.

Lothar Nikolaiczuk, Schachreport 2/89
Der 1984 verstorbene "eiserne Tigran" befaßte sich in seinen letzten Lebensjahren verstärkt mit der Weitergabe seines Wissens und seiner Erfahrungen an den talentierten (und weniger talentierten) Nachwuchs. Er hielt Vorlesungen und erteilte Unterricht. Diese Vorträge wurden im vorliegenden Werk zusammengefaßt. In 12 Lektionen behandelt der 9. Weltmeister alle Stadien einer Partie anhand eigener oder fremder Partien. Zwischen den Zeilen gibt er viel aus seinem Schachleben und seinen Anfängen preis. So u. a. einen Teil seiner Partievorbereitung für die Kandidatenwettkämpfe gegen Fischer und Kortschnoi. Auch die nach ihm benannte Variante der Königsindischen Verteidigung kommt nicht zu kurz. In diesem Kapitel wägt Petrosjan objektiv das Für und Wider ab und erläutert, warum er ein Verfechter dieser Spielweise wurde.
Der "Besuch" dieser Universität lohnt sich für Studenten jeden Alters und jeder Spielstärke.

Norbert Heymann, Rochade Europa 8/93
Der frühere Weltmeister arbeitete in seinen letzten Lebensjahren intensiv an Partiekommentierungen, hielt Vorlesungen im Fernsehen und erteilte Unterricht in der Kinder- und Jugendschule von Spartak Moskau. In diesem Buch sind diese Arbeiten, viele interessante Abhandlungen und ein zwölf Kapitel umfassender Lehrstoff enthalten. Der schachbeflissene Leser wird an dem von Claus Dieter Meyer trefflich bearbeiteten und gut gegliederten Stoff viel Freude haben.

Alfred Diel, Schachreport
Tigran Wartanowitsch Petrosjan, Weltmeister von 1963 bis 1969, ist 1984 im Alter von 55 Jahren allzu früh verstorben. Obwohl er, wie zunächst angenommen wurde, die Schachliteratur nicht bereichert hatte, wird die Erinnerung an ihn aus verschiedenen Gründen wachgehalten. Petrosjan hat sich früh für die Ideen eines Nimzowitsch begeistert und sie vervollkommnet. Sein auf Sicherheit bedachter Stil erinnerte lebhaft an Capablanca. Im Gegensatz zu dem Kubaner hat sich Petrosjan aber auch in der Eröffnungstheorie intensiv betätigt, und mehrere Varianten tragen seinen Namen. Petrosjan hat in manchen Jahren nicht eine Partie verloren, obwohl er sich fleißig an Turnieren beteiligt hat. Dafür war seine Remisquote immer sehr hoch, und so ist es kein Zufall, daß er mehr 2. als 1. Preise gewonnen hat.
Wer mehr über Petrosjan erfahren möchte - und wer möchte das nicht ? - wird mit dem in der Reihe "Praxis Schach" der Edition Olms erschienenen Buch "Die Schachuniversität" mehr als zufriedengestellt. Hier sind Vorlesungen, die Petrosjan im Fernsehen gehalten hat, ebenso wie Unterrichtsstoff aus seiner Tätigkeit als Schachlehrer vor allem in Jugendsportschulen wiedergegeben, und die Gedanken des Ex-Weltmeisters kreisen um dieselben Themen, die Petrosjan von Anbeginn seiner steilen Karriere beschäftigt haben, so vermochte niemand positionelle Qualitätsopfer so großartig und überzeugend anzubringen wie er, und sein Mißtrauen gegenüber Neuerungen gepaart mit der Aufforderung, ständig Neues zu produzieren, spiegelt treffend den stets wachen und kritischen Geist wieder, der Petrosjan ausgezeichnet hat.
Petrosjan war Armenier und seine Erfolge auf den 64 Feldern haben in seinem Volk eine solche Begeisterung ausgelöst, daß fortan viele Kinder die Vornamen Tigran, Wartanowitsch und sogar Petros erhalten haben.

Ludwig Steinkohl, Rochade Europa
Der viel zu früh verstorbene 9. Schachweltmeister Tigran Wartanowitsch Petrosjan (1929 - 1984) widmete sich in den letzten Jahren seiner großen Karriere der Trainertätigkeit. Das vorliegende Buch ist die erste komplette Veröffentlichung von Vorlesungen und Abhandlungen des Exweltmeisters. 12 Kapitel, die alle Partiestadien behandeln und profunde Kenntnisse wie berufsmäßige Meisterschaft enthüllen, machen dieses Werk zu einem trefflichen Vervollkommnungsmittel.
Es handelt sich um die Referate über Eröffnungsstrategie: "Trau, schau, wem !", "Informationen und Objektivität", "Beurteilungen ändern sich" und "Eröffnung nach eigenem Geschmack oder warum ich den Zug Lg5 mag". Auch die Jugenderinnerungen kommen nicht zu kurz: "Aus der Vergangenheit". Die Eindrücke aus einer Lehrveranstaltung Petrosjans schildert ein Journalist in der Reportage "Ein Meister wird an die Tafel gerufen". Über eine Hängepartie mit schlafloser Nacht und langwierigem Suchen berichtet der Aufsatz "In der Analyse und am Schachbrett". Vielen Schachspielern stellt sich "Das Problem des schwierigen Gegners", die häufige Auseinandersetzung mit einem Rivalen, der einem nicht liegt. Dieses Thema behandelte Petrosjan anhand von zwei 1978 gespielten Partien. Anhand von vier älteren Partien zeigte Petrosjan auf, daß die seinerzeitigen strategischen und taktischen Konzeptionen nichts an ihrer Bedeutsamkeit eingebüßt haben ("Immer aktuelle Ideen").
Das Thema "Das positionelle Qualitätsopfer" ist mit Petrosjans Namen ebenso fest verbunden wie die "Petrosjan - Variante" in der Königsindischen Verteidigung. Der Schönheit dieses Schachspiels ist das abschließende Kapitel "Der Reiz der Neuheit" gewidmet.
Soweit zum Inhalt, frei nach dem Vorwort dieses empfehlenswerten Buches. Mit freundlicher Genehmigung des Olms - Verlages folgt nun eine Leseprobe. Es handelt sich um eine originalgetreue Wiedergabe (...) eines in sich geschlossenen Themas aus dem Kapitel "Informationen und Objektivität" ...
Als ich mich im Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft 1971 auf den Wettkampf mit dem amerikanischen Großmeister Robert James Fischer vorbereitete, entwickelte ich hierfür eigens ein Eröffnungsprogramm.
Während ich mein Variantenarsenal überdachte, fiel mir ein, daß ich dann und wann auch die Rubinstein - Variante in der Französischen Verteidigung anzuwenden pflegte. Und beim Studium von Fischers Partien stellte ich fest, daß der Amerikaner bislang kaum Gelegenheit gehabt hatte, praktische Erfahrungen gegen dieses ziemlich solide System zu sammeln. Eine seiner wenigen Partien zu diesem Thema (in Chronologie zudem eine der letzten) war die gegen den Internationalen Meister Nikolai Minev (Bulgarien) auf der Olympiade Havanna 1966.
Französische Verteidigung
Weiß: Fischer
Schwarz: Minev
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 dxe4 5. Sxe4 Le7 6. Lxf6 gxf6 7. g3
Es ist interessant, daß Fischer eine der selteneren Fortsetzungen wählte.
7. ...Ld7 8. Sf3 Lc6 9. De2 f5 10. Sed2 Lf6 11. c3
Weiß hatte eine vortreffliche Stellung und siegte bald (11. ...De7?! 12. Lg2 Sd7 13. 0-0 0-0 14. Tfe1 Tfe8?! 15. b4! a6 16. a4 b6 17. Sc4 Le4 18. Tad1 Ted8 19. g4! Kh8 20. Scd2 fxg4 21. Sxe4 gxf3 22. Lxf3 Tg8+ 23. Kh1 c6 24. Sxf6 Sxf6 25. Lxc6 usw. - 1:0 / 34 - Zusatz des Bearbeiters).
Selbstverständlich drängte sich mir nun die Frage auf: Warum ist der Zug 7. g3 nur sporadisch zu sehen ? Haben wir es hier vielleicht mit einer Neuerung zu tun ? Nein, schon 1941 probierte Smyslow diesen Zug gegen Boleslawski in dem vorhin erwähnten Sechs - Großmeister-Turnier und gewann dank des in der Eröffnung erlangten Vorteils fast mühelos.
Andererseits erweckten Eröffnungshandbücher den Eindruck, Schwarz habe bei richtiger Stellungsbehandlung keine Probleme. Die Theoretiker beriefen sich auf eine noch ältere Partie (nach 7. g3) :
Weiß: K. Opocensky
Schwarz: S. Flohr
Sliac 1930
7. ...f5 8. Sc3 c6 9. Lg2 b6
Nun vermochte Flohr nach 10. Sge2 Lb7 11. Sf4 Dd6 12. De2 Sd7 13. 0-0-0 0-0-0 seine Position zu festigen und die Chancen auszugleichen - eine Beurteilung, der man vollauf beipflichten muß.
Konnte es sein, daß Fischer, als er 7. g3 zog, beim Gegner auf oberflächliche Kenntnis oder einen Überraschungseffekt hoffte? Diese Vermutung erschien mir doch sehr vage, um nicht zu sagen naiv.
Wieder stellte ich die Schachfiguren auf, und langsam, Zug für Zug grübelte ich über die Eröffnung nach. Gleichsam ein Pionier mit Minensuchgerät, der dem Schild "Minenfrei" intuitiv mißtraute, schritt ich das Feld ab. Es dauerte nicht lange, bis ich bei der kritischen Position stehenblieb. Plötzlich wurde mir klar, daß Weiß durch 10. d5 ! cxd5 11. Sxd5 deutlich in Vorteil kommt ! Hinterher wurde ich gewahr, "Amerika reichlich spät entdeckt zu haben": In der Moskauer Meisterschaft 1957 hatte Estrin gegen Nikitin mit dem Vorstoß d4-d5 bereits effektvoll demonstriert, wie Schwarz der Zahn zu ziehen ist, und all das ließ sich im Buch " Schach im Jahre 1957 " nachlesen.
1970 wurde beim Interzonen-Turnier, Palma de Mallorca, eine Partie gespielt, die einen in Erstaunen versetzen kann (Fischer - Matulovic). Tatsächlich wird man kaum eine zweite Partie finden, wo der Amerikaner als Weißer nach nur 11 Zügen in eine derart scheußliche Lage geriet. Es springt ins Auge, daß der Läufer d3 wie ein Messer die weiße Stellung zerschneidet. Die Situation ist für den Anziehenden außerordentlich prekär, und natürlich taucht die Frage auf: Wie konnte Fischer in so etwas geraten?
Sizilianische Verteidigung
Weiß: Fischer
Schwarz: Matulovic
Interzonen - Turnier, Palma de Mallorca 1970
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5
Bei dieser für Fischer sehr ungewöhnlichen Kampfmethode ist es anzunehmen, daß er etwas Besonderes plante.
3. ...g6 4. c3 Sf6 5. De2 Lg7 6. e5 Sd5 7. Dc4
Die Pointe des weißen Vorgehens : ein Doppelangriff auf den Springer d5 und den Bauern c5.
7. ...Sc7! 8. Lxc6
Denn nach 8. Dxc5 ist die einfachste Erwiderung 8. ...b6 gut für Schwarz.
8. ...dxc6 9. Dxc5 Dd3! 10. De3 Lf5 11. Dxd3 Lxd3
Sollte Fischer mit seiner Bauernjagd etwa unbedacht gehandelt haben ? Oder hatte er etwas Neues erkannt ? Welche Auskunft gaben die derzeit aktuellen Theoriebücher hierüber ?
In Boleslawskis Werk "Caro - Kann bis Sizilianisch", 1968 vom Sportverlag Berlin (DDR) herausgegeben, fand ich auf Seite 451 Ausführungen zur obigen Variante, wobei sich die Untersuchung im weiteren auf die Fortsetzung 6. 0-0 konzentrierte. Nach dem 9. Zug endete sie mit der Beurteilung "Weiß steht freier, aber Schwarz hat eine haltbare Stellung". Na, und wenn dieses Ergebnis Weiß zu mager ist ? Ob er nicht vom Theoriepfad abweichen und eine ehrgeizigere Alternative wählen darf ?
Nun, die Möglichkeit 6. e5 Sd5 7. Dc4 - wie Fischer ja spielte - wurde von Boleslawski auch in Betracht gezogen, allerdings mit der Einschränkung, daß Weiß wegen seiner ungenügenden Entwicklung vermutlich besser beraten ist, von dem Bauernfang abzusehen. Als Versuch, die kecke Operation des Weißen zu widerlegen, bot Boleslawski folgende Variante an :
7. ...Db6 8. d4 d6 9. exd6 exd6
"Mit gutem Spiel" für Schwarz. Boleslawski lieferte zugleich seinen Nachweis: 10. Dxb5 Dxb5 11. Dxd6 cxd4 12. cxd4 Le6 13. Sc3 Dd3 14. Le3 Lf8 15. Dc7 Lb4 16. Tc1 0-0, und Schwarz hat starken Angriff.
Was nun ? Wo lag der Hund begraben ? Oder war mein Mißtrauen diesmal unbegründet ?
Ich erörterte dieses Problem mit dem Moskauer Meister Igor Saitzew. Glücklicherweise ließen wir uns von dem phantasiearmen, schablonenhaften Denken, ein typisches Leiden vieler Großmeister, nicht anstecken. So kamen wir in der angeführten Variante darauf, daß Weiß seine mächtigste Streiterin nicht zur Bauernvertilgerin machen durfte, sondern einfach
10. De2+
ziehen sollte.
In dem Frühstadium mag auch dieser Zug widersinnig erscheinen, denn die weiße Dame wir hin- und hergehetzt, ohne eine würdige Verwendung zu finden. Wenn wir uns aber von abstrakten Erwägungen lösen und ganz konkret "Zug auf Zug" denken, dann wird offenbar, daß das Schachgebot ziemlich giftig ist und die Verteidigung plötzlich Schwierigkeiten hat. Stellt sich eine Figur auf der e - Linie dazwischen - 10. ...Le6 ? oder 10. ...Sde7 ? -, geht nach 11. c4 bzw. d5 Material verloren. Schwarz wird also zu der unangenehmen Entscheidung genötigt, mit einem unrochierten König weiterzukämpfen.
Vielleicht ist es dies, was Fischer beabsichtigte, aber Matulovic gab ihm mit 7. ...Sc7! keine Gelegenheit dazu....

Schachmagazin 64 5/89