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LXCHREDB

Erstürmung der Barrikaden

176 Seiten, kartoniert, Gambit, 1. Auflage 2002

12,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Mit diesem Buch möchte ich den Leser in erster Linie inspirieren. Auch wenn mit Instruktionsmaterial und praktischen Ratschlägen zur Kunst des Angriffsschachs nicht gegeizt wird, besteht mein Anliegen in der Vermittlung des für eine erfolgreiche Kriegführung auf dem Schachbrett so wichtigen Gespürs für Abenteuerlust und Wagemut. Aber seien Sie gewarnt: Die in diesem Buch beschriebene und angepriesene Art von rücksichtslosem, aggressivem Schach ist nichts für Zaghafte!
Der Angriffsspieler sollte eine bestimmte Einstellung haben. Er fürchtet oder vermeidet niemals Komplikationen, spielt gerne unbalancierte Stellungen, hält immer Ausschau nach Gelegenheiten und sucht automatisch nach Kombinationen und taktischen Schlägen. Sein Blick mag zwar über das Brett schweifen, wird aber gewöhnlich in der Nähe des feindlichen Königs hängen bleiben. In schwierigen Stellungen strebt der Angriffsspieler nach Aktivität und opfert bereitwillig Material, um Gegenangriffe in die Wege zu leiten. Er lässt sich nicht einfach zusammenschieben.
Zu meinem Bedauern konnten hunderte oder gar tausende kombinatorische Glanzpartien in diesem Buch keine Beachtung finden. Kurz vor der Fertigstellung des Buchs fiel mir auf, dass viele phantastische Partien und Beispiele von solchen Koryphäen wie Bobby Fischer, Judit Polgar, Lajos Portisch, Bent Larsen, Ljubomir Ljubojevic, Alexander Khalifman und vielen anderen fehlten. Ich hoffe, dieses Versäumnis in einem zukünftigen Buch nachholen zu können.
In gewissem Sinne ist das vorliegende Buch halbautobiographisch. Es enthält eine beachtliche Zahl von Beispielen und Partien aus meiner eigenen Laufbahn (darunter auch einige Verlustpartien und grobe Fehler). Die meisten davon sind recht unterhaltsam oder instruktiv; ein paar waren wichtige Meilensteine meiner Karriere. Das erste Kapitel mit dem Titel „Evolution eines Angriffsspielers" gibt eine kurze Zusammenfassung meiner Laufbahn und wichtiger Ereignisse, die zur Ausbildung meines Stils beigetragen haben. Ich glaube, dass mein schachlicher Werdegang für aufstrebende Spieler von Nutzen sein kann, die sowohl aus meinen Fehlern lernen als auch vielleicht meinen schachlichen Stärken nacheifern können.
Ich danke meiner Frau Natasha für ihre unermüdliche Hilfe und Ermunterung für dieses Projekt, Heather Sanford für ihre unverzichtbare technische
Unterstützung im Endstadium des Buchs und Bill und Vesna Kellehe für Ihre wertvollen Tatschläge und Nachforschungen.

Larry Christiansen
Cambridge, Massachusetts
Januar 2000

Weitere Informationen
EAN 9781901983821
Gewicht 220 g
Hersteller Gambit
Breite 14,5 cm
Höhe 21 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2002
Autor Larry Christiansen
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 190198382X
ISBN-13 9781901983821
Seiten 176
Einband kartoniert
Diagramme 200
004 Zeichenerklärung
005 Einführung

007 1 Evolution eines Angriffsspielers
030 2 Angriff: Allgemeine Überlegungen
047 3 Aufreißen der Königsstellung
074 4 Königsjagd
090 5 Wie man nicht angreifen sollte
113 6 Ergreifen von Gelegenheiten
139 7 Schaffung und Ausnutzung von Schwächen
157 8 Larry Christiansens elf Lieblingsangriffspartien der 90er Jahre

191 Spielerverzeichnis
192 Eröffnungs Verzeichnis
REZENSIONEN DER ENGLISCHEN AUSGABE ("Storming the Barricades"):
Für Freunde von Angriffsschach bietet das neue Werk von Larry Christiansen reichlich interessantes Material. In seinem Buch "Storming the Barricades" möchte er den Blick des Lesers für die Kunst der Angriffsführung schulen.
In acht Kapiteln werden Themen wie grundsätzliche Überlegungen, Aufreißen der Königsstellung, Königsjagd und Erzwingen und Ausnützen von Schwächen besprochen.
Insgesamt sind etwa 80 Partien enthalten. Alle Partien sind vollständig aufgeführt und, von der Eröffnungsphase abgesehen, gut kommentiert, so dass man die ganze Entwicklung des Angriffs gut nachvollziehen kann.
Neben zahlreichen Beispielen aus der Praxis des Autors fanden auch viele Partien von berühmten Angriffsspielern wie Kasparov, Shirov, Ivanchuk und natürlich Tal ihren Weg in dieses Buch. Wer auch nur ein wenig Freude an einer offensiven Spielweise hat wird mit Sicherheit viel Spaß an diesem Buch haben.

Schach Markt 04/2000


Der in Deutschland vor allem aus der Bundesliga gut bekannte Texaner legt mit dem vorliegenden Buch seine Erstlingsgeburt vor. Wegen seinem interessanten und wilden "Cowboystil" genießt der 44-jährige unter seinen GM-Kollegen großen Respekt, so zählte z.B. der Erfolgsautor GM Paul Motwani in "STAR-Chess" Christiansen zu einem seiner 10 Lieblingsspieler.
Seine ersten literarischen Schritte ging Larry als 21-jähriger mit einem kleinen Turnierbuch über Hastings 1978/79. Seine dort kommentierte Partie gegen Jonathan Mestel ist zwar erstaunlicherweise in dem vorliegendem Werk nicht mitaufgeführt, gibt aber m. E. ein gutes Beispiel für die Intension des Buchtitels (s. a. Kapitel "Wie man nicht angreifen sollte"):

Mestel/2450
Christiansen/2490
Hastings 1978/79, 1. Runde
Sizilianisch B75
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 Sc6 6. g3 "Dies ist Mestel bevorzugtes System gegen viele Sizilianer wie z.B. Najdorf, Taimanov und Scheveninger." L. Christiansen. Interessant ist, dass Mestel sehr erfolgreich gegen den Drachen ebenfalls g3 spielt! J.B.
6. ...Lg4 7. f3 Ld7 8. Le3 g6!? Mit dem Textzug entsteht die Yugoslawische Variante des - von Mestel als Schwarzer bevorzugten - Drachen. Solider ist sicherlich 8. ...e6, was in der 10. Runde Lein gegen Mestel spielte. L.C.
9. Dd2 Lg7 10. 0-0-0 Tc8 11. g4 Se5 12. h4 b5?! "Dieser Vorstoß liegt zwar im Sinne des Drachen, aber logischer wäre es hier mit: 12. ...h5 den Königsflügel zu schließen, wie es z. B. Mestel selber in einer Partie gegen Sigurjonsson spielte: 12. g5 Sh7 13. f4 Sg4 14. Lg1 0-0 15. Th3 e5 16. Sbd5 exf4 17. Td3 Da5 18. Sxd6 Txc3 19. Txc3 Dxa2 20. Dxf4 Da1+ 21. Kd2 Dxb2 22.Tb3 Da2 23. Sc4 La4 24. Tdb1 Td8+ 25. Ld3 Lxb3 26. Txb3 Sf8 27. Dc7 Td7 28. Db8 b6 29. Ke2 Da1 30. Le3 Dh1 31. Dg3 Se6 32. Tb5 Sxe3 33. Kxe3 a6 34. Td5 Txd5 35. exd5 Dxd5 36. Db8+ Kh7 37. Sxb6 Ld4+ 38. Ke2 Dg2+ 39. Kd1 Dg1+ 0:1 Sigurjonsson, G. - Mestel, A / Esbjerg 1978, L. C.
13. Scxb5 0-0 14. h5 Sxf3!? Ich fühlte mich schon zu diesem zweifelhaften Opfer gezwungen, da Weiß ansonsten routinemäßig auf der h - Linie seinen Mattangriff startet. L.C. Diesem Urteil schließt sich auch IM Shaun Taulbut in der 1. Ausgabe von "International Chess" März 1979 an. Diese gutgemachte Zeitschrift wurde leider nach nur wenigen Ausgaben eingestellt. J.B.
15. Sxf3 Lxg4 16. Dg2? "Besser war: 16. Le2 Sxe4 17. De1 was a5 im Auge behält und Dh4 vorbereitet. " L. C. " Aber Mestel glaubte einfach dem wildgewordenen Cowboy nicht." S.T.
16. ...Da5 17. a3
17. Kb1 hält Larry wegen 17. ...Tb8 und "nachfolgenden Druck auf der b - Linie nicht für gut." Fritz sieht die Geschichte wie immer ganz nüchtern: 18. hxg6 fxg6 19. Ld2 Da4 20. e5 +-
17. ...Txc2+!? ("Die beste Chance um die Initiative am Lodern zu halten und sei es um den Preis eines ganzen Turmes!" L.C.)
18. Kxc2 18. Dxc2 Tc8 19. Lc4 (19. Dxc8+ Lxc8 Sieht gut für Schwarz aus. L. C.) 19. ...Lxf3 und nun gibt Christiansen 20. Lxf7+ (20. hxg6 hxg6 21. Lxf7+ Kxf7 22. Dxc8 Dxb5 und "Black is o.k." Shaun Taulbut.) 20. ...Kxf7 21. Dxc8 Dxb5 an, was Schwarz tatsächlich gute Angriffschancen gibt.
18. ...Da4+ 19. Kd2 Db3! schlecht ist natürlich 19. ...Sxe4+ 20. Ke1 und Weiß hat sich konsolidiert. Db3 hat den Vorteil, dass die weißen Figuren wegen der Drohung Se4: unharmonisch aufgebaut werden müssen. L. C.
20. Sc3 Dxb2+ 21. Kd3 Dxa3
Die kritische Position in der Partie.
Weiß hat hier die Auswahl zwischen Tc1 und Lc1
22. Lc1 M. E. ist 22. Tc1 der beste Zug, nach welchem Schwarz entweder Tc8 oder Tb8 spielen kann. Der Erstgenannte bereitet einen großen "Schwindel" vor: A) 22. ...Tc8 ist ein natürlicher Zug, was am besten mit 23. Sd4 beantwortet wird und nach 23 . ...Sd7 24. Tc2 hat Schwarz zwei Möglichkeiten: 24. ...Sc5+ (24. ...Se5+ 25. Kd2 sieht nicht danach aus, ob Schwarz genug hat z.B.: 25. ...Txc3 26. Txc3 Db2+ 27. Tc2 Db4+ 28. Kc1 Da+ 29. Kb1 Dxe3 30. Df2 und Weiß hat zu viele Mehrfiguren. S.T.) 25. Kd2 Sb3+? 26. Sxb3 Dxb3 27. Dxg4 Lxc3+ 28. Kd1 und der schwarze Angriff kommt zum Stopp. Natürlich können die zwei angegebenen Varianten nicht die ganze Wahrheit erzählen aber sie zeigen, dass die schwarzen Aktionen übereilt waren und dass die weiße Position im Grunde sicher ist. S. R. (28. Txc3? Txc3 ! -+); B) 22. ...Tb8 23. Sd4 Larry gibt hier folgende "Alternative" an: (23. Le2?! Tb2 24. Ta1 Dxc3+! 25. Kxc3 Sd5+ 26. Kd3 Sb4+ 27. Kc4 Le6+ 28. Kb5 Ld7+ 29. Ka5 Lc3 und Schwarz hat zumindest ein Dauerschach. L.C.) 23. ...Sd7 24. Da2?? (24. Tc2 gxh5) 24. ...Tb2! und Schwarz gewinnt.
22. ...Db4 23. Ld2 Tc8 24. hxg6 Erzwungen da Schwarz 24. ...Tc3: 25. Lc3: De4:+ 26. Kd2 h6 drohte. S.T. gibt: 24. h6 als Alternative an. Aber dann funktioniert natürlich der schwarze Angriff: 24. ...Txc3+! 25. Lxc3 Dxe4+ 26. Kd2 Lxf3 =+
24. ...hxg6 "Dieser natürlich Tausch konnte durch: 24. ...h5!? ersetzt werden um evtl Lh6 spielen zu können." S.T.
25. Th4 Txc3+! L.C.
26. Lxc3 Dxe4+ 27. Kd2 Sd5?? Beide Kommentatoren sind sich einig, dass Schwarz nach 27. ...Lxf3 28.Txe4 Sxe4+ 29. Ke3 Lxg2 30. Lxg7 Kxg7 (30. ...Lxf1 31. La1 Lg2 32. Tg1 gewinnt aufgrund des starken schwarzfeldrigen Läufers.) 31. Lxg2 Sc5 gute Chancen hat, das ungewöhnliche Endspiel zu halten.
28. Lxg7 De3+ 29. Kc2 Lxf3 30. Lb2 "Diesen Zug hat Christiansen in Zeitnot übersehen da nun Matt droht hat Mestel einfach zwei Türme mehr." S. T.
30. ...e5 31. Dd2 Dc5+ 32. Kb1 Se3 33. Tc1 Db6 34. Dh2 Sf5 35. Tc8+ Kg7 36. Tb4 1:0

Dr. Cherubim drückt seine Empfindungen zu dieser Partie in seinem Bericht in der "Rochade 2/79" wie folgt aus: "In über 30 Jahren Hastingsberichterstattung ist mir eine solche Wildwest - Partie im Premier noch niemals unter die Augen gekommen. Ein unglaublicher Kampf im besten Kaffeehausstil."
Dem hat der Autor nichts hinzuzufügen.
Der Anglo - Wikinger betont in seinem Vorwort, dass er das Buch nicht nur ausschließlich für die Vermittlung eines "Attacking - Spirit"- mit all seinen Risiken und Nebenwirkungen (Larry Christiansen: "...das Buch ist nichts für "Hasenfüße" !! ") - geschrieben hat, sondern es geht ihm auch um die Weitergabe seiner eigenen Erfahrung.
Larry betont ausdrücklich, dass das Werk auch als eine Art Autobiografie anzusehen ist, die den wechselvollen schachlichen Werdegang (im ersten Kapitel: "Evolution of an Attacking Player") des mehrfachen amerikanischen Meisters und Olympioniken in beeindruckender Offenheit Revue passieren lässt.
Nebenbei erfährt man viel Wissenswertes über die hierzulande eher unbekannte Schachszene in den USA, wie z.B. über das legendäre Turnier in Lone - Pine, bei dem GM Roman Dschindchidaschwilli anno 1978 seinen Turniergewinn (1. Preis i. H. v. 16.000 Dollar) in der selben Nacht beim Poker verzockt haben soll...
Im zweiten Kapitel beschäftigt sich der Autor mit den sogenannten "Standardsituationen" des Angriffsspiels und geht in Partiefragmenten nicht nur auf solche Klassiker wie z. B. Vaganian - Planic, Hastings 74/75 ein, sondern orientiert sich zu etwa 80 % der Beispiele an das Schaffen der Figurenkünstler aus den 90er Jahren.
Neben den für die Angriffsführung notwendigen Themen wie "Die Königsjagd!" und "Die Schaffung von Schwächen am gegnerischen Königsflügel", gibt Larry dem Leser im 6. Kapitel viele interessante psychologische Tipps an die Hand.
Schon die Aufforderung des Kapitels "Ergreife die Gelegenheit!" sagt viel über die optimistische Einstellung des Amerikaners aus, und m. E. zählt gerade dieser Abschnitt zu den gelungensten in dem ganzen Buch.
In diesem Kapitel plaudert der Super - GM ganz offen über seine Schachmethoden und Denkweisen...
Christiansens Motto ist nahezu ansteckend: "Wenn ich die Wahl zwischen einer unlebendigen aber soliden Position und einer mit Materialnachteil aber mit einigem Figurenspiel habe, fällt meine Entscheidung immer auf die letztgenannte Möglichkeit!
Das rein äußere Erscheinungsbild mit jeweils zwei Diagrammen auf einer Seite und einem guten figurinen Druckbild macht das Buch zu einer idealen Zuglektüre. Gut gefallen hat mir auch die Ausgewogenheit von Partiefragmenten und Partien mit Eröffnungsangaben, die aber von dem Amerikaner nicht kommentiert werden, sondern er konzentriert sich nur auf das beginnende Mittelspiel.
Zum Schluss des Buches wartet Larry mit einem "Schmankerl" auf: Er präsentiert dem Leser auf 21 Seiten seine 11 gut kommentierten Lieblingspartien aus den letzten 10 Jahren !
Schon diese Perlen des Angriffsschachs aus den 90er - Jahren machen das Buch lesenswert und nehmen mit 18 % des Gesamtumfangs knapp ein Sechstel des Buches ein.
Fazit:
Ich habe das Buch beim ersten Lesen kaum mehr aus der Hand genommen und es geradezu verschlungen. Schon die interessante Schachkurzbiografie und die gutausgewählten Schachfragmente lohnen den Kauf.
Dieses Buch orientiert sich nicht nur am Angriffsspieler, sondern vor allem an all denjenigen die es gerne werden möchten oder solche die einfach nur Lust darauf haben, sich mit Angriffsschach pur zu beschäftigen.
Da der Amerikaner aber ein gewisses Einstiegsniveau voraussetzt, sollte die Spielstärke des Lesers m. E. im Bereich von über DWZ 1900 liegen.
Neben den Klassikern der Angriffsschachliteratur, Vukovic, Keene mit hervorragenden Texten über GM L. Stein ("The Master of Attack") oder John Nunns "The Kingshunt" gehört das vorliegende Werk sicherlich zu den besten seiner Art. Um das z. T. amerikanisierte Englisch von Christiansen verstehen zu können, benötigt der geneigte Käufer zumindest Abiturenglisch und ein gutes Sprachgefühl.
Neben Yermolinskys Buch "The Road of Chess Improvement" eines der offenherzigsten Bücher die in diesem Jahr erschienen sind !

Jürgen Brustkern, Europa Rochade 8/2000


Das Rezensionsexemplar wurde uns freundlicherweise von " Schach Niggemann" zur Verfügung gestellt, wobei dieses Werk auch ohne große Wartezeit bestellt werden kann.
Seit Ende letzten Jahres hat der britische Gambitverlag eine begrüßenswerte Aktion gestartet und seine erfolgreichsten Bücher in die deutsche Sprache übersetzen lassen. Bei den 8 ausgewählten Büchern handelt es sich z. B. um die zu Bücher des Jahres gekürten Klassiker „Geheimnisse der modernen Schachstrategie" von John Watson und Alex Yermolinskys bahnbrechendes Werk „Der Weg zur Verbesserung im Schach". Ihr Rezensent hatte im Jahr 2000 die Freude, die englische Version des Christiansenbuches einzuschätzen: Der in Deutschland vor allem aus der 1. Bundesliga bekannte Amerikaner legt mit dem vorliegenden Werk seine „Erstlingsgeburt vor. Gerade wegen seinem interessanten und wilden „Cowboystil" genießt der 45-jährige Texaner unter den GM-Kollegen großen Respekt. So zählte der schottische Erfolgsautor Paul Motwani (sein sympathisches „Starchess" hat der Kaniaverlag übrigens auch auf Deutsch übersetzt) Christiansen zu einem seiner 10 Lieblingsspieler. Der Sohn einer schwedischen Mutter ging seine ersten literarischen Schritte als 21-Jähriger, als er trotz seines Misserfolgs ein gutes Turnierbuch über Hastings 1978/79 schrieb. Der mehrfache US-Champ betont in dem Vorwort, dass er das Buch nicht nur ausschließlich für die Vermittlung eines „Angriffsspirit" - mit all seinen Risiken und Nebenwirkungen (O-Ton: „das Buch ist nichts für Hasenfüße!") -geschrieben hat, sondern es geht ihm auch um die Weitergabe seiner eigenen Erfahrung.
In 8 Kapiteln beschäftigt er sich anhand von 50 Partiefragmenten mit der Frage des Angriffsspiels. Im ersten Kapitel (Evolution eines Angriffsspielers) lässt er als eine Art Autobiografie seine wechselvolle Schachkarriere Revue passieren . Hierbei erfährt man viel Wissenswertes über die hier zu Lande eher unbekannte Schachszene in den USA. Wie z. B. Episoden aus dem legendären Schach-Open von Lone Pine, bei dem einst GM Roman Dzindchaschwilli anno 1978 seinen Turniergewinn (damals für einen Profi satte 16 Tsd. Dollar) am gleichen Abend beim Poker durchgebracht haben soll.
Im nächsten Kapitel beschäftigt sich der Porzer Spitzenspieler mit den so genannten „Standardsituationen" (Der Angriff: Allgemeine Überlegungen). In den gut ausgewählten Partiefragmenten geht er nicht nur auf solche Klassiker wie z. B. Vaganian - Planic, Hastings 74/75 ein, sondern orientiert sich zu etwa 80% an Beispielen in den 90er-Jahren.
Neben der klassischen „Königsjagd" (worüber er ein hervorragendes Buch geschrieben hat) und „Schaffung von Schwächen" kommt er im 6. Kapitel auf die „Ergreife die Gelegenheit!" zu sprechen. Die Überschrift sagt schon sehr viel über die optimistische Einstellung des Profis aus und gehört m. E. zu den besten des ganzen Buches. In diesem Kapitel plaudert der GM ganz offen über seine Schachmethoden und Denkweisen. Hier gibt Larry dem Leser viele interessante psychologische Tipps und Tricks an die Hand. Seine launigen Kommentare sind geradezu ansteckend „Wenn ich die Wahl zwischen einer unlebendigen aber soliden Stellung und einer mit Materialnachteil aber mit Figurenspiel habe, fällt meine Entscheidung immer auf die letztgenannte Möglichkeit!" Das äußere Erscheinungsbild mit jeweils zwei Diagrammen pro Seite, dem praktischen DIN-A5-Format und dem guten figurinen Druckbild macht das Buch zu einer idealen Zuglektüre. Gut gefallen hat mir auch die Ausgewogenheit von Partiefragmenten und Partien. Die Eröffnung kommentiert er meist nicht (außer im Kapitel) und konzentriert sich nur auf das beginnende Mittelspiel.
Zum Schluss des Buches wartet Larry mit einem echten „Schmankerln" auf. Er präsentiert auf 21 Seiten 11 sehr gut kommentierte Lieblingsangriffspartien aus den letzten 10 Jahren! Schon diese Perlen der Angriffskunst aus den 90er-Jahren machen das Buch absolut lesenswert.
Fazit: Die sehr gut übersetzte Fassung des britischen Vorgängers gehört m. E. neben den Klassikern von Vukovic „Die Kunst des Angriffs", Keenes „L. Stein Master of Attack" oder Nunn o.g. „Kingshunt" in jeden Bücherschrank. Das Preis-Leistungsverhältnis ist m. E. absolut gut getroffen. Um jedoch von dem teilweise anspruchsvollen Buch optimal zu profitieren sollte der Leser schon eine Spielstärke von ca. DWZ 1800 besitzen.
Also, worauf warten Sie noch, ergreifen Sie die Gelegenheit und stürmen Sie die Barrikaden!!

FM Jürgen Brustkern in Rochade Europa 02/2003, S. 82.


In seiner Reihe mit deutschen Übersetzungen seiner erfolgreichsten Lehrbücher hat der englische Verlag Gambit Publications jetzt auch die deutsche Ausgabe eines der originellsten und anregendsten Lehrbücher der letzten Jahre herausgebracht.
GM Larry Christiansen genießt seit über zwei Jahrzehnten den Ruf eines starken Angriffsspielers, dementsprechend dreht sich in seinem Buch "Erstürmung der Barrikaden" fast alles um das Thema Angriff im Schach.
Im Vorwort dieses Buches heißt es: "Mit diesem Buch möchte ich den Leser in erster Linie inspirieren. Auch wenn mit Instruktionsmaterial und praktischen Ratschlägen zur Kunst des Angriffsspiels nicht gegeizt wird, besteht mein Anliegen in der Vermittlung des für eine erfolgreiche Kriegsjührung auf dem Schachbrett so wichtigen Gespürs für Abenteuer-lust und Wagemut. Aber seien Sie gewarnt: Die in diesem Buch be-schriebene und angepriesene Art von rücksichtslosem, aggressivem Schach ist nichts für Zaghafte!"
Im ersten Kapitel gibt Christiansen zunächst einen interessanten Rückblick auf die Entwicklung seines Spielstils und seiner Karriere.
Dann stellt er einige "Allgemeine Überlegungen" an, die z.B. Entwicklungsvorsprung, die effiziente Figurenführung, wichtige Angriffsmotive und die Beherrschung der Taktik behandeln.
Darauf bauen dann die folgenden Kapitel "Aufreißen der Königsstellung", was vom Angreifer meist sehr brutale Methoden erfordert, und der erfolgreiche Abschluss der "Königsjagd" auf.
Die zahlreichen Beispiele bestehen immer aus komplett angegebenen Partien und sind sehr anschaulich und interessant. Die Analysen beginnen meist beim Übergang von Eröffnung ins Mittelspiel und zeigen zunächst, worauf sich das weitere Angriffsspiel gründet, danach kann man die Entwicklung des Angriffs studieren.
Dabei ist zu betonen, dass auch die verteidigende Seite zu ihrem Recht kommt und Wege gezeigt werden, wie man am hartnäckigsten Widerstand leistet.
Folglich zeigen die Partien meist einen sehr spannenden und harten Kampf zwischen Angriff und Verteidigung, der von beiden Seiten konsequentes Spiel erfordert. Ein weiterer Beleg für die angenehme Objektivität des Autors ist das folgende Kapitel, das sich speziell mit verfehlten Angriffen beschäftigt.
In "Ergreifen von Gelegenheiten" geht es darum, sich vielleicht nur zufällig ergebende Chancen zu erkennen und auszunutzen, wobei es auch um die Frage geht, wie man in schwierigen Situationen den Gegner vor komplizierte Probleme stellt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die "Schaffung und Ausnutzung von Schwächen". Hier ist meist geduldiges und gezieltes Manövrieren gefordert, um die Voraussetzungen für einen Angriff zu schaffen.
Abschließend zeigt Christiansen seine elf Lieblings-Angriffspartien aus den 90ern (mit sehr beeindruckenden Leistungen von Kasparow, Kramnik, Anand, Schirow usw.) sowie als Huldigung an den berühmten Angriffsspieler Tal dessen letzte große Partie, die ihm kurz vor seinem Tod gegen Lautier gelang.
Insgesamt ist Christiansen eine lehrreiche und sehr kurzweilige Mischung gelungen, die viele wichtige Angriffsmotive und -techniken vermittelt und sehr motivierend ist. Dafür hat der Autor neben 32 von ihm selbst gespielten Partien noch 64 weitere Partien in das Buch aufgenommen, die überwiegend aus dem Schaffen zeitgenössischer Spitzenspieler stammen.

Schachmarkt 02/2003


Der US-Großmeister Larry Christiansen gehört nicht zu dem Typus eines Wissenschaftlers oder eines präzisen Buchhalters. Er ist - und das ist positiv gemeint - unter den Schachgroßmeistern die vielleicht am besten gelungene Zocker-Künstler-Symbiose überhaupt. Wie oft konnten selbst starke Spieler nur den Kopf schütteln und sich wundern: „Wie hat Larry das bloß wieder gemacht, dass er aus einer Stellung, in der nichts los zu sein schien, plötzlich einen Angriff hervorzauberte. Oder wie hat er bloß diese verlorene Stellung wieder „umgedreht"..."
Rund 50 Partien hat Christiansen ausgesucht, an vielen davon (aber nicht an allen) war er selbst beteiligt, er hat die Partien recht ausführlich kommentiert, vor allem aber beschäftigte er sich mit den kritischen Stellungen, die er gründlich erläuterte. Das besprochene Werk ist nicht so sehr ein Lehrbuch, auch wenn der Autor - eher andeutungsweise - eine Systematisierung vorgenommen hat. Es ist ein Übungsbuch für Kämpfer, die Kampftechniken üben wollen. Eine Leseprobe:

Pirc-Verteidigung B 08
L. Christiansen - Y. Seirawan
Berkeley, 1978
1. Sf3 g6 2. e4 Lg7 3. d4 d6 4. Sc3 Sf6 5. Le2 0-0 6. 0-0 Sc6 7. d5 Sb8 8. Lg5 c6 9. Dd2 a5 10. Tad1 Dc7 11. Tfe1 a4 12. a3 Sbd7 13. h3 Te8 14. Lf1 Sb6 15. Lh6 cxd5 16. Lxg7 Kxg7 17. exd5 Ld7 18. Te3 Ta5 19. Td3 Sc4 20. De1 Tc5 21. Sg5 Sxa3 22. Td4 h6 23. Sge4 Sxe4 24. Txe4 Sc4 25. Tdd4 Sb6 26. Th4 Th8

(DIAGRAMM)

Dank mittelmäßiger Eröffnungsbehandlung hat Weiß einen Bauern weniger und kaum etwas dafür vorzuweisen. Die schwarze Königsstellung ist etwas luftig, aber Weiß ist nicht ernsthaft in der Lage, anhaltende Drohungen zu schaffen. Dem wahren Angreifer bieten sich jedoch oft ganz erstaunliche Gelegenheiten. Der Kampf ging weiter mit
27. Da1
Damit wird der Zerstörungszug ...a3 zunächst einmal unterbunden, aber auch ein gewisser latenter Druck auf der langen Diagonale gegen den schwarzen Königs ausgeübt. Es mutet zwar lächerlich an, die Dame nach a1 zu stellen, aber sie beeinflusst von diesem Schlupfloch aus in Wirklichkeit die Geschehnisse auf dem gesamten Brett.
27. ...Ta8
In Hoffnung gespielt, ein späteres ...a3 unterstützen zu können. Ich konnte nun mit 28. De1 Th8 29. Da1 Zugwiederholung anbieten, aber dies war eine Partie aus der letzten Runde eines kleinkalibrigen Opens, die ich unbedingt gewinnen musste, um mir einen Teil des ersten Preises zu sichern (Seirawan lag einen halben Punkt vor mir). Ich entschied mich dafür, meinen Läufer ins Spiel zu bringen und dabei zwei Fallen zu stellen.
28. Ld3!

(DIAGRAMM)

Die erste Falle war 28. .. .a3? 29. bxa3 Txc3 30. Tc4! Taxa3 31. De1! Txc4 (andernfalls verliert Schwarz reichlich Material) 32. Dxh6+ Kf6 33. Dh8+ Kg5 34. Th5+!! gxh5 35. Dg7+ Kf4 36. Dg3 matt. Die zweite Falle schnappt in der Partie zu. Schwarz sollte nun seine Königsflügelbastion mit 28. ...Th8 verstärken, aber mit der weißen Dame „im Abseits" verließ ihn sein Gespür für Gefahr.
28. ...g5??
Nach diesem Zug bekam ich den typischen Adrenalinstoß, den man verspürt, wenn eine ungewöhnliche Kombination plötzlich Wirklichkeit wird.
Natürlich untersuchte Seirawan das kommende 29. Txh6, betrachtete aber nur 29. ...Kxh6 30. De1 f6! 31. Th4+ Kg7 32. Dd1 Le8!, und Schwarz entkommt ohne viel Theater. Die folgende Kombination demonstriert die weittragende Kraft der Dame.
29. Txh6! Kxh6 30. Th4+!! Kg7 Nach 30. .. .gxh4 pirscht sich die Dame mit dem Leitermanöver (Anm. d. Red. Gängiger Ausdruck ist das Treppenmanöver) 31. Dc1+ Kh5 (31. ...Kg7 32. Dg5+ mit schnellem Matt) 32. Dd1+ Kh6 33. Dd2+ Kh5 34. De2+ Kh6 35. De3+ Kh5 36. Df3+ Kg5 (36. ...Kh6 37. Df4+) 37. Dxf7 mit Matt in zwei Zügen heran.
31. Th7+ Kf6
Bei der Untersuchung von 29. Txh6 musste ich die Möglichkeit 31. ...Kf8 berechnen, die wegen der Verstopfung des Fluchtfelds nach 32. Dd1 Lf5 (32. ...e6 33. Dh5 setzt in vier Zügen matt) 33. Lxf5 Txc3 34. Dh5 usw. verliert.
32. Th6+
Ein typischer Zug im Kampf gegen die Uhr (ich hatte weniger als fünf Minuten übrig).
32. ...Kg7 33. Th7+ Kf6 34. Se4+ Kg6?!
Mehr Widerstand leistete 34. .. .Ke5 35. b4+ Kxd5 36. bxc5 dxc5 37. Txf7.c4, wonach der klarste Gewinnweg in 38. Txe7! cxd3 39. Da3 mit zahlreichen Drohungen besteht.
35. Dd1! g4
Zu einem Routinematt führt die Alternative 35. ...Kxh7 36. Dh5+ Kg7 37. Dxg5+ Kf8 38. Dh6+ Kg8 39. Sf6+ exf6 40. Lh7+ Kh8 41. Lg6+ Kg8 42. Dh7+ Kf8 43. Dxf7 matt.
36. Dd2! Txd5 37. Dh6+ Kf5 38. Txf7+ Ke5

(DIAGRAMM)

39. Dg7+?!
Ich wollte den König nicht über d4 entkommen lassen und übersah dabei 39. Txe7+ Kd4 40. De3 matt.
39. ...Ke640.Tf6+
Hier konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, den Turm noch einmal anzubieten, aber das brutale 40. Txe7+ Kf5 41. Dxg4 matt war schneller.
40. ...Ke5 41. Txd6+ Kf4 42. g3+ 1:0

Schachmagazin 64 08/2003


Hier zunächst eine kleine Leseprobe aus dem Kapitel "Wie man nicht angreifen sollte". Varianten und Texte sind gegenüber dem Kommentar im Buch stark gekürzt:

"Die folgende Partie erregte ... Aufmerksamkeit in der Schachpresse, stellt jedoch in Wirklichkeit eine wahre Orgie von Fehlern sowohl des Angreifers als auch des Verteidigers dar.
W. Eingorn - L. Christiansen
Reykjavik 1990

(DIAGRAMM)

29... Sf:e4! 30. S:e4 L:h3+?? Ein völlig inkorrektes Opfer, bei dem nicht alle dem Anziehenden zur Verfügung stehenden Verteidigungsressourcen berücksichtigt wurden. Einfach und stark war 30... S:e4 31. D:e4 h:g3 32. Th1 Dh4. 31. K:h3 h:g3+ 32. Kg2?? Weiß sah ebenfalls Gespenster (anschließend belegt er den Gewinn nach 32. K:g3 belegt) 32... Th2+ Wenn Dame und Turm auf einer offenen Linie operieren, ist es im Allgemeinen besser, wenn der Turm vor der Dame steht, weil die Dame aufgrund ihrer Diagonalwirkung Fluchtfelder des angegriffenen Königs kontrollieren kann. 33. Kf3 Dh4 34. S2:g3?? 34. S:c5 Dh5+ 35. Ke4 Df5+ mit Dauerschach 34... f5! 35. Sf2 Se4! 36. Sg:e4 Dh5+! 37. Kg3 f:e4 0:1.
Trotz des glücklichen Ausgangs war dies eine sehr schlampige Vorstellung. Ich ... hatte Glück, dass mein Gegner die richtige Verteidigung übersah."

Mich beeindruckt diese offenherzige Ehrlichkeit. In unserer Kultur haben Menschen mit einer herausgehobenen Stellung - seien es Politiker, Manager, Ärzte, Priester oder eben professionelle Schachmeister und -autoren - immer noch Schwierigkeiten, die eigene Fehlbarkeit zuzugeben. Es würde die Autorität untergraben, so lautet die Schutzbehauptung. Für den Lernenden ist diese Attitude nur hinderlich. Wie soll er seinen Vorbildern nacheifern, wenn diese ein verfälschtes Bild ihrer selbst veröffentlichen?
Doch zurück zum Thema. Der amerikanische Großmeister Larry Christiansen, Jahrgang 1956, ist einer der ganz wenigen Topspieler seines Landes, die tatsächlich in den U.S.A. geboren wurden. Und er weiß beim Thema "Angriff", wovon er spricht. Wer "LarryC" oder "Vaska" schon einmal beim Blitzen im Internet-Schachklub ICC zugesehen hat, mag bezeugen, wie er aus praktisch jeder Lage einen (Matt-)Angriff zu inszenieren vermag, selbst im Endspiel. Damit ist er der ideale Autor für ein zeitgemäßes Buch zum Thema "Angriff". Es ist übrigens keine verkappte Partiensammlung des Autors; der Anteil eigener Partien ist etwa ein Drittel.
Das Buch zeigt wohlgemerkt nicht Schlusskombinationen, die kann man mittels Taktikbüchern trainieren. Scheinbar eindrucksvolle Kombinationen gelingen heutzutage auch mittelstarken Spielern - wenn sie denn die Gelegenheit dazu haben. Viel schwieriger ist es, entsprechende Situationen überhaupt einzufädeln, und genau hier setzt Christiansens Buch an. Einige Beispiele zeigen beispielsweise, wie man den Gegner die strategische Schlacht am Damenflügel gewinnen läßt, und während die gegnerische Truppe daselbst mit dem Einsammeln von Bauern beschäftigt ist, werden die eigenen Kräfte am Königsflügel zusammengezogen. Für Christiansen ist das beinahe schon ein Routinemuster, wie er auf S. 60 schreibt.
Man darf Christiansen aber keinesfalls für einen "Zocker" halten. Das Angriffsspiel hat seine eigenen Maßstäbe von Objektivität, und unsere elektronischen Schachfreunde zeigen sich diesbezüglich wenig einsichtig. Es macht Spaß, ein paar Beispiele "gegen" das eigene Computerprogramm zu analysieren und es allmählich von der Richtigkeit des Angriffskonzepts zu überzeugen.
Ich würde das Buch gern uneingeschränkt empfehlen, muss aber aus Sicht des durchschnittlichen Lesers ein paar kleinere Abstriche machen:
Das schriftstellerische Niveau ist insgesamt solide, öfters einmal unterhaltsam-selbstironisch (vgl. obige Leseprobe), an anderen Stellen spröde-trocken; insbesondere, wenn harte Analysearbeit angesagt ist. Klare Leitlinien arbeitet der Autor nicht immer heraus, was aber auch an der Materie liegt: Eine äußerlich chaotische Stellung jagt die nächste, und jeder Fall ist eben anders. Manche Beispiele dürften zu kompliziert für den Durchschnittsspieler sein. Meist entstammen die Stellungen dynamischen Eröffnungssystemen, wie es eben im GM-Schach üblich ist. In unteren Klassen muss man sich viel mehr mit "zähen" Eröffnungen wie Damenbauernspielen herumschlagen - ich hätte mir ein Kapitel gewünscht, das demonstriert, wie man auch gegen "langweilige" Eröffnungen auf Angriff spielt.
Nichtsdestotrotz ein sehr inspirierendes Buch. Es könnte Klassiker wie Spielmann: Richtig opfern! oder Vukovic: Der Rochade-Angriff ersetzen; im Bereich der aktuelleren Titel stellt es das in etwa vergleichbare King Hunt von Nunn Cozens, Batsford 1996, klar in den Schatten.

Harald Keilhack, Schach 06/2003
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Schach"

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