Artikelnummer
LXDOGSE
Autor
Schach-Euphorie
Warum das königliche Spiel uns begeistert
480 Seiten, kartoniert, Ullstein, 1. Auflage 2024
Wie Schach beliebter wurde als je zuvor
Schach hatte lange Zeit ein altmodisches Image und wurde mit bebrillten, schüchternen Männern und exzentrischen russischen Genies in Verbindung gebracht. Heute jedoch liegt Schach mehr denn je im Trend und ist überall: 10 Millionen Menschen spielen täglich online Schach, es ist als feministischer Serienhit bei Netflix eingezogen, und in den Mainstream-Medien wird heftig diskutiert, ob Newcomer Hans Niemann gegen das Schach-Genie Magnus Carlsen geschummelt hat.
Dieses neu erreichte Hoch an Begeisterung nimmt der profilierte Schach-Journalist Peter Doggers zum Anlass, die erstaunliche Geschichte des Brettspiels und seiner Figuren zu erzählen – und dringende Fragen zu seiner Rolle im 21. Jahrhundert zu stellen: Welche Individuen haben das Spiel zu dem gemacht, was es heute ist? Wie hat Schach die Erforschung künstlicher Intelligenz vorangetrieben? Warum waren die meisten berühmten Spieler Männer, und wie wird in der Schachwelt mit Rassismus umgegangen?
Schach hatte lange Zeit ein altmodisches Image und wurde mit bebrillten, schüchternen Männern und exzentrischen russischen Genies in Verbindung gebracht. Heute jedoch liegt Schach mehr denn je im Trend und ist überall: 10 Millionen Menschen spielen täglich online Schach, es ist als feministischer Serienhit bei Netflix eingezogen, und in den Mainstream-Medien wird heftig diskutiert, ob Newcomer Hans Niemann gegen das Schach-Genie Magnus Carlsen geschummelt hat.
Dieses neu erreichte Hoch an Begeisterung nimmt der profilierte Schach-Journalist Peter Doggers zum Anlass, die erstaunliche Geschichte des Brettspiels und seiner Figuren zu erzählen – und dringende Fragen zu seiner Rolle im 21. Jahrhundert zu stellen: Welche Individuen haben das Spiel zu dem gemacht, was es heute ist? Wie hat Schach die Erforschung künstlicher Intelligenz vorangetrieben? Warum waren die meisten berühmten Spieler Männer, und wie wird in der Schachwelt mit Rassismus umgegangen?
EAN | 9783548069401 |
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Gewicht | 340 g |
Hersteller | Ullstein |
Breite | 12 cm |
Höhe | 18,7 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Autor | Peter Doggers |
Sprache | Deutsch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-3-548-06940-1 |
Seiten | 480 |
Einband | kartoniert |
Name | Ullstein |
---|
009 Einleitung
Teil I
017 Schach als kulturelles Phänomen
019 1) 1500 Jahre Magie: Eine Geschichte des Schachs in der populären Kultur
053 2) Duchamp, Nabokov, Bogart, Kubrick: Schach in den Künsten
087 3) Gegenseitiges Verständnis: Schach und Wissenschaft
129 4) Brillanz am Brett: Die größten Stars im Schach
Teil II
169 Der Einfluss der KI: Wie der Computer das Spiel verändert hat
171 5) KI und Schach: Von Babbage zu Deep Blue
211 6) Jenseits von Deep Blue: Das Zeitalter der neuronalen Netzwerke
251 7) Die dunkle Seite: Betrug beim Schachspiel
Teil III
293 Die Onlinerevolution: Wie das Internet das Spiel verändert hat
295 8) Die Anfangstage: Schach mit 28,8 kbit/s
333 9) Wie Chess.com kam, sah und siegte
371 10) Die Streaming-Revolution
415 Epilog
425 Danksagung
429 Anmerkungen
434 Quellen
454 Appendix
Teil I
017 Schach als kulturelles Phänomen
019 1) 1500 Jahre Magie: Eine Geschichte des Schachs in der populären Kultur
053 2) Duchamp, Nabokov, Bogart, Kubrick: Schach in den Künsten
087 3) Gegenseitiges Verständnis: Schach und Wissenschaft
129 4) Brillanz am Brett: Die größten Stars im Schach
Teil II
169 Der Einfluss der KI: Wie der Computer das Spiel verändert hat
171 5) KI und Schach: Von Babbage zu Deep Blue
211 6) Jenseits von Deep Blue: Das Zeitalter der neuronalen Netzwerke
251 7) Die dunkle Seite: Betrug beim Schachspiel
Teil III
293 Die Onlinerevolution: Wie das Internet das Spiel verändert hat
295 8) Die Anfangstage: Schach mit 28,8 kbit/s
333 9) Wie Chess.com kam, sah und siegte
371 10) Die Streaming-Revolution
415 Epilog
425 Danksagung
429 Anmerkungen
434 Quellen
454 Appendix
WIE SICH DAS SCHACH VERÄNDERTE
Der holländische Schachjournalist Peter Doggers hat sich in seinem Buch Schacheuphorie nicht weniger auf die Fahnen geschrieben, als das gesamte Kaleidoskop des Schachs, von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, in einer durchgängigen Erzählung abzubilden. Ein Unterfangen, das in dieser Form noch nicht verwirklicht wurde. Vor allem fehlte bislang eine umfassende Darstellung der letzten Jahre seit Beginn der Pandemie, die zu einem digitalen Schachboom führten.
Doggers teilt den Stoff in drei Teile. Im ersten bespricht er die Schachgeschichte, die Entwicklung des Wettkampfschachs, aber auch ihre vielfältigen kulturhistorischen Verflechtungen mit Kunst, Literatur oder Film, sowie ihre Bedeutung für die Wissenschaft, insbesondere bei der Entwicklung der KI und in der Psychologie, wo Schach immer einmal wieder als Drosophila bezeichnet wird, weil es so vielfältig einsetzbar ist.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Einfluss der Schachcomputer, die das Spiel nachhaltig verändert haben. Dem Wettkampf Kasparow gegen Deep Blue und dem Thema Betrug sind eigene Kapitel gewidmet. Dabei wird auch die Bedeutung des Carlsen-Niemann-Skandals ausführlich beleuchtet. So unappetitlich die weltweite Berichterstattung darüber war, trug sie zu einer erheblichen Popularisierung des Schachs bei, wie Doggers im dritten Abschnitt seines Buches erklärt.
Dieser letzte Teil, der sich mit dem Internet und der schachlichen Digitalisierung beschäftigt, ist der stärkste des Buches, auch weil Doggers diese Geschichte selbst mitgeschrieben hat. Der Holländer leitete 2006 mit seiner damaligen Website ChessVibes das Videozeitalter ein, weil er als erster Filmübertragungen von großen Turnieren machte. 2012 ging er eine Kooperation mit Chess.com ein und war zehn Jahre lang bei der größten Schachfirma angestellt, die unser heutiges Bild vom Schach maßgeblich mitgestaltet hat.
Die Geschichte von Chess.com nimmt viel Raum ein. Durch seine Nähe zu diesem Unternehmen ist Doggers bei seiner Darstellung nicht unabhängig. Er betont diesen Umstand an unterschiedlichen Stellen und bemüht sich weithin um eine objektive Darstellung. Andererseits kann Doggers nur deshalb so viele Hintergrunddetails liefern, weil er so stark in die Firmenentwicklung involviert war.
Spannend erzählt ist die Gründergeschichte von Chess.com, die sich wie eine Garagen-Erfolgsstory aus dem Silicon Valley liest. Unter großer Skepsis schufen Jay Severson und Erik Allebest eine kommerzielle Schachplattform, obwohl man an der Website Kasparovchess.com Anfang der 2000er Jahre sah, dass man mit Schach kaum Geld verdienen kann. Doggers zeichnet nach, mit welchen Maßnahmen Chess.com seit der Freischaltung 2007 sukzessive zum Marktführer wurde und in kurzer Zeit den Konkurrenten ICC überholte.
Aber auch andere Firmen wie Chess24, Chessable, Play Magnus Group haben mit verschiedenen Innovationen die Digitalisierung vorangetrieben. Die Diversität im Schach ist allerdings verschwunden, nachdem Chess.com 2022 die Play Magnus Group geschluckt hat und zum uneingeschränkten Schachmonopolisten geworden ist. Chess.com hatte 2024 167 Millionen Mitglieder und einen Marktwert von einer Milliarde Dollar.
Die Geschichte der Internet-Unternehmen, die sich mit Schach beschäftigt haben, zeigt, wie schnelllebig das World Wide Web ist. Viele Marktführer sind längst wieder verschwunden oder bedeutungslos geworden. Allerdings gab es schon immer eine Konkurrenz zwischen kostenpflichtigen Servern und solchen, für die man nicht bezahlen muss. Deshalb ist heute der größte Konkurrent von Chess.com das spendenfinanzierte Lichess.
Es gab mehrere Faktoren – wie die Serie Damengambit oder auch PogChamps-Turniere, in denen Gamer-Stars auf Chess.com Turniere spielten – die Schach während der Pandemie zu einem Boom verhalfen und den Firmen traumhafte Wachstumsraten bescherten. Besonders die Streamerszene hat von diesem Schachboom profitiert. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Onlineszene zu einem Markt, der vielen Menschen regelmäßige Einkommen bescherte und einige sogar zu Millionären machte. Doggers verrät, wie Levy Rozman alias GothamChess binnen kürzester Zeit zum erfolgreichsten SchachStreamer werden konnte, obwohl er erst sechs Wochen nach Pandemiebeginn sein erstes Video hochlud.
Vielleicht hätte Doggers dem indischen Schachboom etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Aber dafür hat er Themen wie Schachsucht beim Onlinespiel Raum gegeben, die sonst selten besprochen werden.
Schacheuphorie zeigt, wie Schach Dank des Internets massentauglich wurde. Das Buch ist spannend geschrieben und gibt einen preiswerten und sachkundigen Überblick über die lange Schachgeschichte.
Harry Schaack
KARL 1/2025
Der holländische Schachjournalist Peter Doggers hat sich in seinem Buch Schacheuphorie nicht weniger auf die Fahnen geschrieben, als das gesamte Kaleidoskop des Schachs, von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, in einer durchgängigen Erzählung abzubilden. Ein Unterfangen, das in dieser Form noch nicht verwirklicht wurde. Vor allem fehlte bislang eine umfassende Darstellung der letzten Jahre seit Beginn der Pandemie, die zu einem digitalen Schachboom führten.
Doggers teilt den Stoff in drei Teile. Im ersten bespricht er die Schachgeschichte, die Entwicklung des Wettkampfschachs, aber auch ihre vielfältigen kulturhistorischen Verflechtungen mit Kunst, Literatur oder Film, sowie ihre Bedeutung für die Wissenschaft, insbesondere bei der Entwicklung der KI und in der Psychologie, wo Schach immer einmal wieder als Drosophila bezeichnet wird, weil es so vielfältig einsetzbar ist.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Einfluss der Schachcomputer, die das Spiel nachhaltig verändert haben. Dem Wettkampf Kasparow gegen Deep Blue und dem Thema Betrug sind eigene Kapitel gewidmet. Dabei wird auch die Bedeutung des Carlsen-Niemann-Skandals ausführlich beleuchtet. So unappetitlich die weltweite Berichterstattung darüber war, trug sie zu einer erheblichen Popularisierung des Schachs bei, wie Doggers im dritten Abschnitt seines Buches erklärt.
Dieser letzte Teil, der sich mit dem Internet und der schachlichen Digitalisierung beschäftigt, ist der stärkste des Buches, auch weil Doggers diese Geschichte selbst mitgeschrieben hat. Der Holländer leitete 2006 mit seiner damaligen Website ChessVibes das Videozeitalter ein, weil er als erster Filmübertragungen von großen Turnieren machte. 2012 ging er eine Kooperation mit Chess.com ein und war zehn Jahre lang bei der größten Schachfirma angestellt, die unser heutiges Bild vom Schach maßgeblich mitgestaltet hat.
Die Geschichte von Chess.com nimmt viel Raum ein. Durch seine Nähe zu diesem Unternehmen ist Doggers bei seiner Darstellung nicht unabhängig. Er betont diesen Umstand an unterschiedlichen Stellen und bemüht sich weithin um eine objektive Darstellung. Andererseits kann Doggers nur deshalb so viele Hintergrunddetails liefern, weil er so stark in die Firmenentwicklung involviert war.
Spannend erzählt ist die Gründergeschichte von Chess.com, die sich wie eine Garagen-Erfolgsstory aus dem Silicon Valley liest. Unter großer Skepsis schufen Jay Severson und Erik Allebest eine kommerzielle Schachplattform, obwohl man an der Website Kasparovchess.com Anfang der 2000er Jahre sah, dass man mit Schach kaum Geld verdienen kann. Doggers zeichnet nach, mit welchen Maßnahmen Chess.com seit der Freischaltung 2007 sukzessive zum Marktführer wurde und in kurzer Zeit den Konkurrenten ICC überholte.
Aber auch andere Firmen wie Chess24, Chessable, Play Magnus Group haben mit verschiedenen Innovationen die Digitalisierung vorangetrieben. Die Diversität im Schach ist allerdings verschwunden, nachdem Chess.com 2022 die Play Magnus Group geschluckt hat und zum uneingeschränkten Schachmonopolisten geworden ist. Chess.com hatte 2024 167 Millionen Mitglieder und einen Marktwert von einer Milliarde Dollar.
Die Geschichte der Internet-Unternehmen, die sich mit Schach beschäftigt haben, zeigt, wie schnelllebig das World Wide Web ist. Viele Marktführer sind längst wieder verschwunden oder bedeutungslos geworden. Allerdings gab es schon immer eine Konkurrenz zwischen kostenpflichtigen Servern und solchen, für die man nicht bezahlen muss. Deshalb ist heute der größte Konkurrent von Chess.com das spendenfinanzierte Lichess.
Es gab mehrere Faktoren – wie die Serie Damengambit oder auch PogChamps-Turniere, in denen Gamer-Stars auf Chess.com Turniere spielten – die Schach während der Pandemie zu einem Boom verhalfen und den Firmen traumhafte Wachstumsraten bescherten. Besonders die Streamerszene hat von diesem Schachboom profitiert. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Onlineszene zu einem Markt, der vielen Menschen regelmäßige Einkommen bescherte und einige sogar zu Millionären machte. Doggers verrät, wie Levy Rozman alias GothamChess binnen kürzester Zeit zum erfolgreichsten SchachStreamer werden konnte, obwohl er erst sechs Wochen nach Pandemiebeginn sein erstes Video hochlud.
Vielleicht hätte Doggers dem indischen Schachboom etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Aber dafür hat er Themen wie Schachsucht beim Onlinespiel Raum gegeben, die sonst selten besprochen werden.
Schacheuphorie zeigt, wie Schach Dank des Internets massentauglich wurde. Das Buch ist spannend geschrieben und gibt einen preiswerten und sachkundigen Überblick über die lange Schachgeschichte.
Harry Schaack
KARL 1/2025