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LXKASMGV2

Meine großen Vorkämpfer Band 2 (hc)

Capablanca, Aljechin, Euwe

388 Seiten, gebunden, Olms, 1. Auflage 2004

39,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
„Vor allem gefällt mir bei Kasparow, dass er immer klar Stellung bezieht, und an den kritischen Punkten ansetzt. Es ist oft sehr erfrischend zu lesen, wie Kasparow eine klassische Partie unter den Maßstäben des modernen Turnierschachs beurteilt... Ich würde das Werk daher jedem interessierten Schachfreund empfehlen."
Großmeister Gerald Hertneck

Die Idee von Garri Kasparow ist faszinierend: eine Zeitreise in die letzten 200 Jahre Schachgeschichte! Das Ergebnis ist eine moderne Chronik des königlichen Spiels mit den bedeutendsten Partien der besten Spieler aller Zeiten, die der 13. Weltmeister selbst noch einmal analysiert hat.
Sein im wahrsten Sinne des Wortes Jahrhundertwerk hält, was es verspricht, denn es erzählt unglaublich originell vom Schicksal der großen Schachmeister und ihrem erbitterten Kampf um die Schachkrone. Im vorliegenden Band 2 stehen dabei die Weltmeister Jose Raoul Capablanca, Alexander Aljechin und Max Euwe im Mittelpunkt.

„Ich kannte viele Schachspieler, doch nur ein wirkliches Genie, und das war Capablanca."
Emanuel Lasker

„Wir vermissen vor allem Aljechins großes kombinatorisches Talent und seine unbändige Liebe zum Schach."
Michail Tal

„Mit dem Sieg gegen Aljechin reihte sich Euwe in die Riege der Schachapostel ein."
Boris Spasski

* Über ein Jahrzehnt lang hat sich Garry Kasparow, der 13. Weltmeister der Schachgeschichte, intensiv mit seinen Vorgängern befasst.Er trug Informationen und Anekdoten zusammen und analysierte Hunderte ihrer bemerkenswertesten Partien neu. Entstanden ist das fünfbändige Jahrhundertwerk „Meine großen Vorkämpfer", das für die Einordnung der ersten zwölf Weltmeister, von Wilhelm Steinitz bis Anatoli Karpow, neue schachhistorische Standards setzt.
* Kasparow ist fast ohne Unterbrechung seit über zwölf Jahren die Nummer eins der Welt. Wie jeder Weltmeister hat er die Schachtheorie und die Moden seiner Zeit geprägt. Doch Kasparow war der erste, der Computer einsetzen konnte, um Analysen zu überprüfen.Seine Partiekommentare werfen auch deshalb ein neues Licht auf die Stärken und Schwächen seiner Vorgänger.
* Alle sieben Bände von Garry Kasparows „Meine großen Vorkämpfer" enthalten neben den analysierten Partien Fotografien und Biographien der Weltmeister, sowie Illustrationen und Zeitdokumente, die es erlauben, die Verknüpfung von allgemeiner Geschichte mit der Entwicklungsgeschichte des Schachs besser zu verstehen. Dabei hilft, daß Kasparow nicht nur auf die Weltmeister eingeht, sondern ebenso tiefschürfend auf andere große Spieler der jeweiligen Periode.

Deutsche Bearbeitung von Astrid Hager und Raymund Stolze. 5 Bände. Je Band ca. 250 Seiten mit zahlreichen Diagrammen und Fotos. Feste Einbände mit extra starken Deckeln im Format 17x 24 cm. Dazu eine CD-ROM (im ChessBase Format) mit allen Partien der jeweiligen Weltmeister.

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Jose Raoul Capablanca (1921 bis 1927)
Der Kubaner, geboren 1888, galt als begnadeter Spieler, dem mit Leichtigkeit gelang, was sich andere hart erarbeiten mussten.Traumwandlerisch sicher wusste er in jeder Stellung, auf welche Felder die Figuren gehören und war kaum zu schlagen. Das Publikum mochte ihn aber auch als Darling der Frauen und liebte sein kultiviertes Auftreten und seinen extravaganten Lebensstil. 1942 starb er in New York.

Alexander Aljechin
(1927 bis 1935, 1937 bis 1946)
Alexander Aljechins charakterliche Eigenschaften waren umstritten, aber sein Schachgenie bewunderten alle. Der 1892 geborene Dr.jur. entstammte einer russischen Adelsfamilie, war zaristischer Gardeoffizier und seit seiner Kindheit von einer unbändigen Leidenschaft für das Schach beherrscht. Seine intensive Vorbereitung auf den Gegner, seine reiche kombinatorische Fantasie und sein Wille, den Gegner zu vernichten, machten ihn zu einem der ganz Großen am Brett wie in der Schachtheorie. Aljechin starb 1946 in Portugal, als einziger der Weltmeister unenthront.

Max Euwe (1935 bis 1937)
1901 in Amsterdam geboren, machte der Mathematikprofessor Max Euwe nie einen Hehl daraus, dass andere Spieler über mehr Schachtalent verfügten als er. Euwe war ein Pragmatiker, der sich alles aneignete, was über Schach veröffentlicht worden war. Er verstand sich als hingebungsvoller Amateur und setzte sich von 1970 bis 1978 als Präsident des Weltschachbundes Fide auch politisch für das Schach ein. Euwe starb 1981.

Weitere Informationen
EAN 9783283004712
Gewicht 1,12 kg
Hersteller Olms
Breite 17,5 cm
Höhe 24,5 cm
Medium Buch, CD
Erscheinungsjahr 2004
Autor Garri Kasparow
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 3283004714
ISBN-13 9783283004712
Seiten 388
Einband gebunden
007 Die Weltmeister als Symbole ihrer Zeit (Zur Einführung)

013 Jose Raoul der Dritte
014 Der kubanische Morphy
022 Das Drama von San Sebastian
029 Gastspiele statt Weltmeisterschaft
036 Bald die Nummer eins
049 Marshalls Gegenangriff
056 Krönung im eigenen Land
068 Nimzowitsch und die „Hypermodernen"
085 Das Phänomen Reti
092 Von London bis New York
110 Buenos Aires aus der Sicht des Weltmeisters
131 Späte Ehre

144 Alexander der Vierte
145 Der Nachfolger Tschigorins
154 In den Wirren des Krieges und der Revolution
163 Der Weg zur Schachkrone
176 Von Karlsbad nach Baden-Baden
190 Buenos Aires aus der Sicht des Herausforderers
218 Ein günstiger Gegner
236 Die goldene Ära des Weltmeisters
246 Holländische Höhepunkte
265 Der Unbesiegbare

278 Max der Fünfte
279 Die frühen Jahre
285 Vom Amateur zum Titelanwärter
307 Der Mann, der Aljechin besiegte
334 Ein würdiger Weltmeister
344 Mit Keres auf einer Ebene
359 Der Kampf in Groningen
369 Der Abgesang
380 Der Präsident
386 Partienverzeichnis
387 Eröffnungsregister
388 Zeichenerklärungen
Viel ist schon über Kasparows „Jahrhundertwerk" geschrieben worden, beinahe zu viel - so dass über dieser Rezension beständig die Gefahr schwebt, bereits Gesagtes zu wiederholen. Die Reaktionen auf den ersten Band waren merkwürdig zweigeteilt: Die einen verfielen in blindes Jubelgeschrei, die anderen (neben Robert Hübner seien hier besonders John Watson und Richard Forster zu nennen) übten über das übliche Maß hinaus Kritik. Zum Volkssport - in Internetforen und anderswo - wurde die Jagd nach Analysefehlern.
Stärken und Schwächen sind gegenüber Band l unverändert. Bezüglich des häufigsten Kritikpunktes, des Fehlens jeglicher Quellendokumentation, wurde zwar Besserung gelobt, geschehen aber ist nichts.

Die deutsche Ausgabe
... hält in punkto Bandnummer Schritt, historisch hat sie schon ein paar Jahrzehnte Rückstand. „Predecessors 2" schließt mit Tal, „Vorkämpfer 2" mit Euwe. Wer sich das komplette Werk zulegen möchte, sollte wegen der unterschiedlichen Aufteilung des ansonsten identischen Materials konsequent die eine oder andere Serie anschaffen. Um es vorweg zu nehmen: nicht nur das frühere Erscheinen und der niedrigere Gesamtpreis spricht für die englische Version. Optisch und drucktechnisch sind beide Ausgaben schön gemacht. Bei der Olms-Version fällt der Gebrauch von nur drei Informator-Zeichen auf: ,,+-", ,,=" und „-+". Genau die drei, die man bequem ohne Verwendung von Sonderzeichensätzen eintippen kann. Daneben gefällt 4 1/2: 5 1/2 besser als 4,5:5,5. Pedanterie meinerseits? Mag sein, aber auch ein Indiz dafür, wie die Prioritäten gewichtet waren. Herber wird es, wenn man die Übersetzungen vergleicht. Was Differenzen im reinen Erzähltext angeht, kann ich ohne das russische Original nicht urteilen. Als Gradmesser erweist sich das „Schachsteno" bei den Partiekommentaren, das seine volle Bedeutung erst im Kontext der Implikationen durch Züge und Varianten entfaltet. Zuverlässige Ergebnisse garantiert hier nur die Bearbeitung durch einen Übersetzer, der selbst schachliche Autorenqualitäten hat und zudem ständig das zu kommentierende Partiegeschehen auf dem Brett (oder einem zweiten Bildschirm) verfolgt. Alles andere führt zu Peinlichkeiten. Ohne das russische Original zu kennen, vermute ich, dass der erfahrene Everyman-Übersetzer Ken Neat seine Sache gut gemacht hat. Vom deutschen Team (Astrid Hager/Raymund Stolze) kann man selbiges nicht sagen. Vergleichen wir ein paar Passagen zu Euwe-Keres, Holland 1939/40. „A 'careless' move (Keres). Later this was also played by Smyslov, Petrosian and Spassky, but three other continuations have proved more reliable."
„'Ein unvorsichtiger Zug.' (Keres) Später spielten so auch Smyslow, Petrosjanund Spasski. Doch wesentlich vielversprechender sind drei andere Fortsetzungen:"
Es geht um die Stellung nach 1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 b6 4. g3 Lb7 5. Lg2.Le7 6.0-0 0-0 7. Sc3 Se4 8. Dc2 S:c3 9. D:c3, und nun 9... d6?!. Anscheinend eine kleine Ungenauigkeit in dieser ruhigen Variante - mit der Übersetzung „unvorsichtig" schießt man weit übers Ziel hinaus, da konkrete Gefahren noch meilenweit entfernt sind. „Unbedacht" bis „sorglos" scheint mir eher angemessen. „Have proved more reliable" oder „wesentlich vielversprechender"? Wenn das russische Original nicht eindeutig ist, sollte der Übersetzer auf die Quintessenz der nachfolgenden Varianten schauen. Und am Ende der „vielversprechenden" Fortsetzungen ist Schwarz lediglich „dem Ausgleich nahe". Wieder bringt es die englische Übersetzung („haben sich als wesentlich verlässlicher erwiesen") deutlich mehr auf den Punkt.
Wenige Absätze später widersprechen sich die Übersetzungen glatt. Gespielt wurde 11. Se1; bei Neat heiß es „Fine's idea 11. d5 is more energetic, for example..." (Fines Idee ist energischer), bei Hager/Stolze liest man „Das (11. Se1, d. A.) ist dynamischer als Fines Idee 11. d5", anschließend folgt dieselbe Variante sinnloser Weise zweimal. Aufklärung brächte nicht nur der Blick aufs Schachbrett, sondern auch der Kommentar zum nächsten weißen Zug, 12. e4: „Das ist erneut zu zögerlich". Im nächsten Absatz wird aus ,,This attempted improvement is not altogether successful" (Diesem Verbesserungsversuch ist kein Erfolg beschieden oder kurz er scheitert) „eine nicht ganz glückliche Verstärkung". Hm, offenbar ist es überhaupt keine Verstärkung, vielmehr eine Verschlimmbesserung, wie auch das,,?!" nahelegt.
Ein paar Absätze später heißt es: „Here Euwe gives 30. Rc2 g5! winning for Black, but 30. b4! is more tenacious, for example:" Hier gibt Euwe (nur) 30. Tc2 an, hartnäckiger ist jedoch, usw. In der deutschen Ausgabe steht „Hier empfahl Euwe 30. Tc2 g5!-+". Euwe „empfahl" bestimmt keinen Zug, von dem er sah, dass er sofort verliert. Allenfalls war Euwe nicht bewusst, dass es neben Tc2 noch andere (bessere) Verteidigungsmöglichkeiten gab. Einige wenige von vielen Beispielen, die den logische Fluss der Partiekommentare erheblich beeinträchtigen.

Harald Keilhack, Schach 07/2004

Die großartige Reihe von Garri Kasparow, in der er über den Beitrag seiner Vorgänger und deren größten Kontrahenten zur Entwicklung des Schachspiels berichtet, entwickelt sich allmählich zum festen Bestandteil in unserer Rubrik Büchermarkt.
Dank der gleichzeitigen Veröffentlichung einer englischen Ausgabe bei Everyman Chess und einer deutschen durch Edition Olms, die jeweils in unterschiedliche "Häppchen" unterteilt sind, gibt es praktisch für jedes Heft Neues zu berichten.
Jetzt ist der zweite Band der deutschen Reihe dran, in dem Kasparow über die Weltmeister Capablanca, Aljechin und Euwe schreibt. Wir haben bereits ausführlich die entsprechenden Abschnitte in der englischen Ausgabe vorgestellt, weswegen wir uns hier etwas kürzer fassen wollen.
Kasparow schildert ausführlich die Entwicklung der Karriere und des Spiels dieser Schachgrößen und geht dabei natürlich auch auf deren stärkste Rivalen ein. Neben der Aufarbeitung wichtiger historischer Ereignisse wie natürlich den Weltmeisterschaftskämpfen und großen Turnieren besticht das Buch auch durch Kasparows kritische und klare Analysen ihrer Partien.
Dabei stellt er seine Erkenntnisse oft den Anmerkungen anderer Autoren oder der Spieler selbst gegenüber und räumt so mit vielen Halbwahrheiten und Übertreibungen auf, zu denen diese sich haben hinreißen lassen. Dies lässt die Schachgrößen in einem wesentlich realistischeren Licht erscheinen und vermittelt ihr wahres Können besser.
Insgesamt untersucht Kasparow in diesem zweiten Band 177 Partien bzw. Partiefragmente, in denen wir neben den Weltmeistern auch den anderen Spitzenspielern dieser Zeit begegnen, allen voran Bogoljubow, Nimzowitsch und Reti.
Diese Fortsetzung ist gegenüber dem ersten Band, der sich hauptsächlich mit den beiden ersten Weltmeistern Steinitz und Lasker beschäftigte, deutlich umfangreicher ausgefallen, und wie Band l bietet auch er ein schönes Extra: im Buch enthalten ist eine CD, auf der alle verfügbaren Partien der drei Weltmeister zu finden sind.
Als Fazit kann man auch diese schöne Fortsetzung nur rundum loben und jedem Schachfreund wärmstens empfehlen, denn es liest sich nicht nur sehr spannend und vermittelt viel über die Schachhistorie, sondern es ist auch ungeheuer lehrreich, die großartigen Partien im Lichte der Analysen Kasparows zu studieren.

Schachmarkt 03/2004

Wenige Monate nach Band 2 von Kasparows „My Great Predecessors" (vgl. RE 6/2004, S. 56) erscheint schon der zweite Band in deutsch. Beide Ausgaben sind inhaltlich nicht deckungsgleich: Die englische Version reicht chronologisch von Euwe bis Tal, der vorliegende Band der deutschen Ausgabe behandelt auf knapp 400 Seiten die Weltmeister Capablanca, Aljechin und Euwe.
Zur Einführung stellt Kasparow seine inzwischen lebhaft diskutierte These vor, dass alle Weltmeister „Symbole ihrer Zeit" seien - so lautet die erste Kapitelüberschrift. Daher spiegele Philidor und seine revolutionäre Feststellung, „die Bauern sind die Seele des Schachspiels" (publiziert 1749), jenen Zeitgeist wider, der wenige Jahrzehnte später zur Französischen Revolution führte - mit dem Sturm der Bauern und Bürger auf die Bastille.
Mit solchen Analogien zwischen den Großen der Schachgeschichte und der Kultur und den politischen Verhältnissen, von denen die Spieler geprägt wurden, charakterisiert Kasparow auf sechs Seiten seine berühmten Vorgänger. Kein Wunder also, dass Erzrivale Karpow bei der Gelegenheit schlecht wegkommt als „[...] Liebling Breschnews und ein 'leuchtendes' Symbol des politischen und gesellschaftlichen Stillstands".
Die WM-Liste endet mit Kramnik und Kasparows Ausblick auf zukünftige WM-Regularien - dann schließt das Vorwort mit dem Wunsch des Autors, "[...] dass nicht nur Profis und interessierte Hobbyspieler mein Buch lesen werden, sondern auch all jene, denen es bisher noch nicht gelungen ist, eine Leidenschaft für dieses traditionsreiche, wahrhaft königliche Spiel zu entwickeln". Damit sind die Zielgruppen benannt: Auch schachliche Laien sollen die Bücher lesen.
Dann geht es los mit Jose Raoul Capablanca (1888-1942), dem „kubanischen Murphy" und der Partie Nummer 74, Capablanca - Marshall, New York 1909. Der Kubaner gewann das Match am Ende sensationell mit +8 -1 =14. Das Capablanca-Kapitel erstreckt sich über 131 Seiten, Kasparow und sein Team kommentieren darin 36 Partien. Oft werden hier die Anmerkungen der Spieler zitiert, erweitert um eigene Analysen.
Wer sich selbst vertieft, womöglich vom PC sekundiert, wird auch Schwachstellen in Kasparows Anmerkungen entdecken. Und wer die finden will ohne viel Eigenleistung, der vergleicht GKs Texte mit jenen von Robert Hübner zum WM-Match in Buenos Aires 1927 (s. SCHACH 5-6/1998 und 12/2003).
Dem Leser wird dann schnell klar sein, dass auch in Kasparows Büchern nur vorläufige schachliche Wahrheiten verkündet werden - ein durchaus sympathischer Gedanke. Garry hat aus dieser
Not eine Tugend gemacht mit einem bekannten Marketing-Trick: Die erschienenen zwei WM-Bücher wurden zum Gegenstand eines weltweiten Diskussionsforums aufgebaut - nur wer die Bände hat, kennt GKs Kommentare und kann mitreden. Nebenbei helfen die so aktivierten, konstruktivkritischen Leser dem Autor, seine nächste Auflage zu optimieren. Konkret sieht das so aus: Unter www.chesschamp.com gibt es laufend Neuigkeiten zu den WM-Büchern von Kasparow persönlich, und bei www.chessbase.com/kasparov/ nimmt GM Karsten Müller stellvertretend die schachlichen Besserwissereien von kleinen und großen Meistern aus allen Winkeln der Welt entgegen, sichtet und kommentiert die Analysen. Allein zum zwielichtigen Klassiker Mieses - Aljechin, Scheveningen 1913 (Aljechin opferte seine Dame für Turm, Springer und einen Bauern) zitiert Ka. Müller im Internet viele Leser-E-Mails, darunter einige mit ganz neuen Ideen. Nie vorher in der Schachgeschichte haben Schachbücher in so kurzer Zeit nach ihrem Erscheinen eine so große, weltweite Leserschaft erreicht - und angeregt, selber zu forschen in den referierten Partien und sich darüber auszutauschen.
Jede WM-Epoche schließt der Autor mit einem Fazit und etlichen Zitaten anderen Großer über den vorgestellten Weltmeister. Capablanca ist nach Kasparows Einschätzung ohne weiteren Einfluss auf das weitere Schach geblieben - im Vergleich zu Lasker und Steinitz. „Wenn überhaupt, so lassen sich seine [Capablancas] fruchtbaren Ideen auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg datieren."
Das nächste Kapitel behandelt Leben und schachliches Wirken des vierten Weltmeister Alexander Aljechin (1892-1946). Ein russischer Aristokrat, der im westlichen Exil schon mit 54 Jahren starb. Die Todesursache blieb mysteriös, sie liegt irgendwo zwischen Alkoholdelir, dem KGB und einem verschluckten Hühnerknochen. Aljechin war eines von Garrys Schachidolen: kraftvolles Spiel, Initiative um fast jeden Preis, positioOpfer. Das Aljechin-Kapitel umfasst 134 Seiten mit 36 Partien.
Dann geht es von Dur zu Moll, von Aljechin zu Max Euwe (1901-1981), dem fünften WM. Er hielt den Titel nur zwei Jahre, ab 1970 präsidierte er der FIDE. Kasparow würdigt den Mathematiker aus Holland mit 107 Seiten und 29 Partien.
Neben den drei Weltmeistern behandelt der vorliegende Band auch einige Meister der zweiten Reihe: Reti wird mit 5 Partien vorgestellt, Nimzowitsch mit 9 und Bogoljubow mit 11 Partien.
Biografische Texte und kommentierte Partien sind im Seitenverhältnis ausgewogen - für jene Leser, die schachgeschichtlich das Wesentliche erfahren wollen. Biografisch besonders Interessierte werden aber feststellen, dass wirklich Neues hier kaum zu finden ist. Anders sieht die Sache mit den Partien aus: Deren Analyse mag zuweilen Fehler oder Lücken haben, wie eingangs erwähnt, in der Summe setzt Kasparow hier doch neue Maßstäbe.
Optimiert wird das Buch durch die beiden Bearbeiter der schweizerischen Ausgabe, Astrid Hager und Raymund Stolze (u. a. Autor der WM-Chronik „Umkämpfte Krone", Berlin 1987).
Vergleichsweise oft fügten sie Anmerkungen ein, das beginnt bereits beim weit informativeren Inhaltsverzeichnis der Olms-Ausgabe.
Auch in die Ausstattung des Buches haben die Schweizer mehr investiert als die Engländer: bestes Papier, echte Fadenbindung; auch Typographie, Druck und Gestaltung sind sehr gut.
Deutsche Bearbeitung und gehobene Ausstattung haben ihren Preis: die 5-bändige Olms-Edition wird rund 160 € kosten, die 3-bändige englische Ausgabe knapp 120 €.
FAZIT: Kaufenswert, vor allem wegen des Partienteils. Es gibt nichts Vergleichbares auf dem Büchermarkt.

Dr. Erik Rausch - Rochade 7/2004