Developing an effective repertoire with 1.e4 requires extensive research, mixed with fine judgement and a good deal of creativity. In this, the second of three volumes, GM John Shaw turns the analytical spotlight on the French Defence, advocating his own favourite weapon for White, the Tarrasch Variation. The final part of the book begins the mammoth task of tackling the Sicilian Defence, by considering a number of rare but tricky options available to Black in this opening.
Just like the previous volume in the series, this book is based upon a foundation of tried and tested main lines, boosted by a number of innovative suggestions that will cause no end of trouble to your opponents. The repertoire is completed by a third volume, which covers the main lines of the Sicilian.
John Shaw is a grandmaster and three-time Scottish Champion.
Just like the previous volume in the series, this book is based upon a foundation of tried and tested main lines, boosted by a number of innovative suggestions that will cause no end of trouble to your opponents. The repertoire is completed by a third volume, which covers the main lines of the Sicilian.
John Shaw is a grandmaster and three-time Scottish Champion.
004 Key to symbols used
005 Preface
006 Bibliography
007 Introduction to the Repertoire
French Various 3rd Moves
009 1) Rare Lines
031 2) Guimard
058 3) 3...a6
091 4) 3...Be7
French 3...Nf6
132 5) 3...Nf6 Sidelines
164 6) 3...Nf6 Main Line
French 3...c5
182 7) 4...exd5
215 8) 4...Qxd5 Sidelines
235 9) 4...Qxd5 Main Line
French 3...dxe4
253 10) Rubinstein
286 11) Fort Knox
Sicilian Sidelines
302 12) Rare 2nd Moves
325 13) 2...e6 Sidelines
357 14) 2...Nc6 & 2...d6 Sidelines
378 Index of Main Games
380 Variation Index
005 Preface
006 Bibliography
007 Introduction to the Repertoire
French Various 3rd Moves
009 1) Rare Lines
031 2) Guimard
058 3) 3...a6
091 4) 3...Be7
French 3...Nf6
132 5) 3...Nf6 Sidelines
164 6) 3...Nf6 Main Line
French 3...c5
182 7) 4...exd5
215 8) 4...Qxd5 Sidelines
235 9) 4...Qxd5 Main Line
French 3...dxe4
253 10) Rubinstein
286 11) Fort Knox
Sicilian Sidelines
302 12) Rare 2nd Moves
325 13) 2...e6 Sidelines
357 14) 2...Nc6 & 2...d6 Sidelines
378 Index of Main Games
380 Variation Index
John Shaw, GM und mehrfacher Schottischer Meister, ist als Autor von Eröffnungswerken dafür bekannt, dass er das jeweilige System intensiv durchdringt und es sehr ausführlich darstellt. Dabei setzt er erfolgreich seine Fähigkeit ein, das Wesentliche vom Rest zu unterscheiden und sich darauf zu konzentrieren. Seine Erörterungen orientiert er erkennbar an dem, was er für den von ihm adressierten Leser als wichtig und zu bewältigen ansieht. Er ist wie nicht viele andere in der Lage, Herausforderungen aufgrund von Bergen an Material in Hauptsystemen zu bestehen, so dass der Leser im Ergebnis ein praxistaugliches Konzentrat erhält.
"Playing 1.e4 - French Defence & Sicilian Sidelines" ist der zweite Band einer insgesamt dreibändigen Buchreihe, in der Shaw ein Weiß-Repertoire auf der Basis eines Anzugs des Königsbauern zusammenstellt. Band 1 befasst sich mit Caro-Kann, 1…e5 und seltenen Systemen, Band 3 mit der Sizilianischen Verteidigung.
Herausgeber der Buchreihe ist Quality Chess, "French Defence & Sicilian Sidelines" ist 2018 auf den Markt gekommen.
Shaw stellt die Tarrasch-Variante, die er auch selbst gerne anwendet, in den Mittelpunkt seines Französisch-Repertoires. Seine Empfehlungen basieren also auf 3.Sd2.
Vor dem tieferen Einstieg stellt er die Grundregeln für den weißen Aufbau auf, nach denen im Repertoire verfahren wird. Hierzu gehört beispielsweise die Festlegung, dass Weiß auf 3…Sf6 immer 4.e4-e5 spielt oder dass …c5 immer mit dxc5 beantwortet wird, es sei denn, dass der eigene Läufer zuvor bereits nach d3 geführt worden ist. Diese "Regeln" sind eine sehr gute Hilfe. Sie dienen dem Erlernen und Verstehen des Systems und nicht zuletzt auch der Hilfestellung in der eigenen praktischen Partie.
Die Darstellung und Erörterung der Repertoireempfehlungen findet in fünf Abschnitten im Werk statt, auf die sich 14 Kapitel verteilen. Vier Abschnitte mit 12 Kapiteln befassen sind mit der Französischen Verteidigung.
Die vier Abschnitte zur Französischen Verteidigung tragen die folgenden Überschriften:
French - Various 3rd Moves
French - 3…Sf6
French - 3…c5
French - 3…dxe4.
Ich sehe absolut keinen Sinn darin, in der Besprechung eines Werkes wie "Playing 1.e4 - French Defence & Sicilian Sidelines" einzelne Varianten oder Empfehlungen herauszupicken und anhand dieser Beispiele Rückschlüsse auf das Werk als solchem zu ziehen. Es liegt in der Natur der Sache, dass auf rund 300 Seiten zu einem System sowohl die eigene Fürsprache findende Varianten abgebildet sind wie auch solche, die man als Rezensent als kritisch ansieht. Gleiches gilt zur Frage, ob der Autor neueste Entwicklungen aufgenommen hat oder an bewährten Varianten festhält, warum auch immer. Was bei der Befassung mit dem vorliegenden Werk aber auffällt, sind die zahlreichen Neuerungen, die es anbietet. Shaw gibt dem Leser einiges an die Hand, mit dem er in der Praxis überraschen kann bzw. was ihm Raum für Experimente gibt.
Jedes Kapitel wird mit einer Variantenübersicht eröffnet, die zugleich als Kompass genutzt werden kann, um bestimmte Seiten mit einer gesuchten Fortsetzung anzusteuern. Zusammen mit dem ausführlichen Verzeichnis am Ende des Buches wird der Leser in die Lage versetzt, sich ausgezeichnet über alle Inhalte hinweg zu orientieren und bestimmte Buchinhalte aufzurufen.
Das Gros der Darstellungen der Theorie behandelt Shaw über Meisterpartien. Diese sind im Variantenbaum miteinander verwoben und werden um allgemeine theoretische Darstellungen ergänzt. Ins Thema eingeführt wird der Leser regelmäßig durch eine kurze theoretische Einleitung.
Die große Stärke des Werkes liegt in der Art und Weise, wie Shaw erläutert und erklärt. Nicht selten geht er geradezu mustergültig vor, indem er die Besonderheiten einer Variante, einer Stellung u.ä. und die daraus abzuleitenden Schlüsse ausführlich zusammenstellt. Zwei Beispiele dazu: Auf Seite 184, rechte Spalte, merkt er zu einem Zug an, dass er ursprünglich die Absicht hatte, eine andere Empfehlung zum Vorgehen zu geben. Er begründet sein ursprüngliches Vorhaben und erklärt auch seine Sinneswandlung. Im Ergebnis wird der Leser in den Denkprozess einbezogen und die Erwägungen pro und contra werden quasi zu einem eigenen Durchdenken. Auf Seite 204, linke Spalte, empfiehlt er einen Zug, den er an anderer Stelle zuvor abgelehnt hat. Er zeigt die Unterschiede zwischen beiden Situationen auf und erklärt damit auch, warum der fragliche Zug nun von Vorteil ist und was er bringt. Besser als Shaw kann man es meines Erachtens kaum machen.
Wenn ich oben festgestellt habe, dass Shaw sich an dem orientiert, was der Leser brauchen dürfte und was er bewältigen kann, sehe ich auch die von ihm gemachten Unterschiede zwischen der Praxis im Nahschach und jene im Fernschachspiel. Auf Seite 318 links oben folgt er mit seinen Ausführungen der Erkenntnis, dass eine Stellung im Fernschach gehalten werden könnte, im Nahschach aber kaum fehlerfrei und damit erfolgreich zu spielen wäre.
Das Buch und damit die Buchreihe richten sich an den Klubspieler, der bereit ist, mit Fleiß und Eifer sein Spiel zu verbessern. Seinem Repertoire spricht er die Qualität zu, dass es auch von Großmeistern eingesetzt werden könnte.
Die Buchsprache ist Englisch. Da recht viel und nicht immer einfach strukturierter Text zu verarbeiten ist, sollte der Leser über Fremdsprachkenntnisse mindestens auf einem ordentlichen Schulniveau verfügen. Auch der Wortschatz ist nicht immer auf das Übliche begrenzt.
Fazit: "Playing 1.e4 - French Defence & Sicilian Sidelines" ist ein Spitzen-Repertoirebuch für den Klubspieler, der insbesondere mit der Tarrasch-Variante auf die Französische Verteidigung seines Gegners reagieren möchte. Es bietet dem Leser die Chance, die behandelten Systeme von Grund auf zu erlernen und zu verstehen, eine große Stärke sind dabei die ausgezeichneten Erläuterungen und Erklärungen. Entsprechend ist das Werk eine glatte Kaufempfehlung. Wer nachhaltig von ihm profitieren möchte, muss bereit sein, Ehrgeiz und Zeit zu investieren.
Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
Mai 2019
Ich bin seit meiner Jugend von Repertoirebüchern fasziniert. Ich mag es, wenn ein Autor es schafft, ein in sich schlüssiges und gut analysiertes Eröffnungsrepertoire in Buchform zu pressen. Am liebsten sind mir solche, die mit 1.e4 beginnen, aber ich habe in den letzten Jahrzehnten auch viele andere gesammelt. Zuletzt habe ich mit "Ein einfaches Eröffnungsrepertoire für Weiß" von IM Sam Collins (Gambit, 2017) gearbeitet, das mir aber auch immer wieder die Nachteile dieses Genre aufzeigte. Zwar enthält es viele tolle Ideen, aber es fehlen eben auch viele Nebenvarianten, da seine 176 Seiten sonst gut und gerne auf das drei- bis vierfache angestiegen wären. Erst der Verlag Quality Chess kam auf die Idee, ein Eröffnungsrepertoire einfach auf mehrere Bücher zu verteilen. Im 1.e4-Bereich begann es mit den Werken von GM Parimarjan Negi, die sehr gut strukturiert waren, aber auch recht heiße Systeme empfahlen, deren Variantenvielfalt sich nicht einmal der Autor selbst merken konnte. Obwohl diese Reihe noch nicht abgeschlossen ist, legte Quality Chess nach und beauftragte den gewissenhaften GM John Shaw mit einem positioneller geprägten und somit auch weniger theorielastigen Eröffnungsrepertoire, das mit 1.e4 beginnen und auf nur 2 Bücher begrenzt werden sollte. Der erste Band wurde 2016 veröffentlicht und behandelte auf stolzen 628 Seiten alles außer die Französische und die Sizilianische Verteidigung. Die vorgestellten Systeme strebten langfristige Vorteile wie Raum oder auch die bessere Bauernstruktur an und machten einen guten Eindruck. Häufig empfahl er frische Ideen, die noch nicht so gut analysiert waren und bereicherte die Eröffnungstheorie mit diversen Neuerungen. Ich konnte bisher nur die Empfehlung gegen 1.e4 g6 ausprobieren und kam dort zu einem schönen Sieg, obwohl ich es nicht einmal gut spielte.
Jetzt ist er mit "Playing 1.e4- French Defence & Sicilian Sidelines" zurück und hat auch hier einige gute Ideen im Gepäck. Wie der aufmerksame Leser sicher gemerkt hat, konnte das ehrgeizige Ziel eines zweibändigen Eröffnungsrepertoires damit nicht eingehalten werden. Stattdessen gibt es neben diesem auch noch einen dritten Band zu den Sizilianischen Hauptvarianten, der aber zeitgleich veröffentlicht wurde. Ich finde es etwas merkwürdig, warum man sich dann in diesem Buch nicht ausschließlich der Französischen Verteidigung gewidmet hat, aber das ist meckern auf höchstem Niveau.
Nach 1.e4 e6 wird die Tarraschvariante nach 2.d4 d5 3.Sd2 empfohlen, was keine große Überraschung darstellt. Das System war für mich aus schwarzer Sicht immer recht schwierig zu spielen, weshalb ich es mittlerweile einfach auch mit Weiß im Repertoire habe und gut damit punkte. Weiß verstellt mit dem Springer zwar den Läufer auf c1, kann aber dafür mit c3 später den Bauern auf d4 stützen und schwarzes Gegenspiel eindämmen. Der Autor analysiert dabei auch die Nebenvarianten recht gut und zeigt stets, wie Weiß kontrolliert einen leichten Vorteil halten kann. Richtig überrascht hat er mich in der einen Hauptvariante nach 3. ...Sf6 4.e5 Sfd7 5.Ld3 c5 6.c3 Sc6 7.Se2 cxd4 8.cxd4 f6 9.exf6 Sxf6 10.0-0 Ld6 11.Sf3, wo er erst den Zug Dc7, den ich immer noch als häufigsten Zug an dieser Stelle auf das Brett bekomme, als Nebenvariante gegenüber 11. ...0-0 degradiert und darauf dann mit dem eher seltenen 12.h3 reagiert, den ich bisher noch nicht kannte. Das Gute ist aber, dass Schwarz ihn wohl auch kaum kennen wird und die Analysen einen typischen leichten Vorteil für Weiß einbringen.
Bei dem zweiten Hauptzug 3. ...c5 sehen wir in der Hauptvariante auch ein typisches Bild für das Shawrepertoire. Nach 4.exd5 Dxd5 5.Sgf3 cxd4 6.Lc4 Dd6 7.0-0 Sf6 8.Sb3 Sc6 9.Sbxd4 Sxd4 10.Sxd4 a6 11.Te1 Dc7 wird erst mit 12.Lf1 wieder etwas frisches präsentiert, nach 12. ...Ld6 ist die Hauptempfehlung 13.Sf5 nach Lxh2 14.Kh1 Kf8 aber nicht ganz so kontrolliert, weshalb der Autor hier auch noch das ruhigere 13.g3 präsentiert, damit der kontrollierte Aspekt in dem Repertoire eingehalten werden kann.
Ein ähnliches Bild ergibt sich im Sizilianischteil des Buches. Hier wird der offene Sizilianer nach 1.e4 c5 2.Sf3 und dann gegen fast alles 3.d4 empfohlen, es geht aber etwas ruhiger wie bei GM Negi zu. Gegen zum Beispiel die Basman- Sale-Variante nach 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Lc5, die ich selbst einige Zeit gespielt habe, wird die Variante empfohlen, wegen der ich sie wieder eingestampft habe, obwohl ich das nie auf das Brett bekam. Weiß bietet hier mit 5.Le3 Db6 6.Sb5 ein Bauernopfer an, das Schwarz auf den schwarzen Feldern aber große Probleme bringen wird. Das Ganze ist wieder etwas riskanter, darum analysiert GM Shaw die Variante auf 13 Seiten so genau, dass beim Leser eigentlich keine Fragen mehr übrig bleiben können.
Das Ganze wird in einer guten Mischung aus Varianten, Partiefragmenten und vollständigen Modellpartien behandelt und bringt wieder einige neue Ideen in Umlauf.
Insgesamt kann ich das Buch allen Spielern mit einem Hang zu dynamischem Positionsspiel, die gerne aus einer kontrollierten Stellung heraus auf Gewinn spielen, nur wärmstens empfehlen!
IM Dirk Schuh
Juni 2018
"Playing 1.e4 - French Defence & Sicilian Sidelines" ist der zweite Band einer insgesamt dreibändigen Buchreihe, in der Shaw ein Weiß-Repertoire auf der Basis eines Anzugs des Königsbauern zusammenstellt. Band 1 befasst sich mit Caro-Kann, 1…e5 und seltenen Systemen, Band 3 mit der Sizilianischen Verteidigung.
Herausgeber der Buchreihe ist Quality Chess, "French Defence & Sicilian Sidelines" ist 2018 auf den Markt gekommen.
Shaw stellt die Tarrasch-Variante, die er auch selbst gerne anwendet, in den Mittelpunkt seines Französisch-Repertoires. Seine Empfehlungen basieren also auf 3.Sd2.
Vor dem tieferen Einstieg stellt er die Grundregeln für den weißen Aufbau auf, nach denen im Repertoire verfahren wird. Hierzu gehört beispielsweise die Festlegung, dass Weiß auf 3…Sf6 immer 4.e4-e5 spielt oder dass …c5 immer mit dxc5 beantwortet wird, es sei denn, dass der eigene Läufer zuvor bereits nach d3 geführt worden ist. Diese "Regeln" sind eine sehr gute Hilfe. Sie dienen dem Erlernen und Verstehen des Systems und nicht zuletzt auch der Hilfestellung in der eigenen praktischen Partie.
Die Darstellung und Erörterung der Repertoireempfehlungen findet in fünf Abschnitten im Werk statt, auf die sich 14 Kapitel verteilen. Vier Abschnitte mit 12 Kapiteln befassen sind mit der Französischen Verteidigung.
Die vier Abschnitte zur Französischen Verteidigung tragen die folgenden Überschriften:
French - Various 3rd Moves
French - 3…Sf6
French - 3…c5
French - 3…dxe4.
Ich sehe absolut keinen Sinn darin, in der Besprechung eines Werkes wie "Playing 1.e4 - French Defence & Sicilian Sidelines" einzelne Varianten oder Empfehlungen herauszupicken und anhand dieser Beispiele Rückschlüsse auf das Werk als solchem zu ziehen. Es liegt in der Natur der Sache, dass auf rund 300 Seiten zu einem System sowohl die eigene Fürsprache findende Varianten abgebildet sind wie auch solche, die man als Rezensent als kritisch ansieht. Gleiches gilt zur Frage, ob der Autor neueste Entwicklungen aufgenommen hat oder an bewährten Varianten festhält, warum auch immer. Was bei der Befassung mit dem vorliegenden Werk aber auffällt, sind die zahlreichen Neuerungen, die es anbietet. Shaw gibt dem Leser einiges an die Hand, mit dem er in der Praxis überraschen kann bzw. was ihm Raum für Experimente gibt.
Jedes Kapitel wird mit einer Variantenübersicht eröffnet, die zugleich als Kompass genutzt werden kann, um bestimmte Seiten mit einer gesuchten Fortsetzung anzusteuern. Zusammen mit dem ausführlichen Verzeichnis am Ende des Buches wird der Leser in die Lage versetzt, sich ausgezeichnet über alle Inhalte hinweg zu orientieren und bestimmte Buchinhalte aufzurufen.
Das Gros der Darstellungen der Theorie behandelt Shaw über Meisterpartien. Diese sind im Variantenbaum miteinander verwoben und werden um allgemeine theoretische Darstellungen ergänzt. Ins Thema eingeführt wird der Leser regelmäßig durch eine kurze theoretische Einleitung.
Die große Stärke des Werkes liegt in der Art und Weise, wie Shaw erläutert und erklärt. Nicht selten geht er geradezu mustergültig vor, indem er die Besonderheiten einer Variante, einer Stellung u.ä. und die daraus abzuleitenden Schlüsse ausführlich zusammenstellt. Zwei Beispiele dazu: Auf Seite 184, rechte Spalte, merkt er zu einem Zug an, dass er ursprünglich die Absicht hatte, eine andere Empfehlung zum Vorgehen zu geben. Er begründet sein ursprüngliches Vorhaben und erklärt auch seine Sinneswandlung. Im Ergebnis wird der Leser in den Denkprozess einbezogen und die Erwägungen pro und contra werden quasi zu einem eigenen Durchdenken. Auf Seite 204, linke Spalte, empfiehlt er einen Zug, den er an anderer Stelle zuvor abgelehnt hat. Er zeigt die Unterschiede zwischen beiden Situationen auf und erklärt damit auch, warum der fragliche Zug nun von Vorteil ist und was er bringt. Besser als Shaw kann man es meines Erachtens kaum machen.
Wenn ich oben festgestellt habe, dass Shaw sich an dem orientiert, was der Leser brauchen dürfte und was er bewältigen kann, sehe ich auch die von ihm gemachten Unterschiede zwischen der Praxis im Nahschach und jene im Fernschachspiel. Auf Seite 318 links oben folgt er mit seinen Ausführungen der Erkenntnis, dass eine Stellung im Fernschach gehalten werden könnte, im Nahschach aber kaum fehlerfrei und damit erfolgreich zu spielen wäre.
Das Buch und damit die Buchreihe richten sich an den Klubspieler, der bereit ist, mit Fleiß und Eifer sein Spiel zu verbessern. Seinem Repertoire spricht er die Qualität zu, dass es auch von Großmeistern eingesetzt werden könnte.
Die Buchsprache ist Englisch. Da recht viel und nicht immer einfach strukturierter Text zu verarbeiten ist, sollte der Leser über Fremdsprachkenntnisse mindestens auf einem ordentlichen Schulniveau verfügen. Auch der Wortschatz ist nicht immer auf das Übliche begrenzt.
Fazit: "Playing 1.e4 - French Defence & Sicilian Sidelines" ist ein Spitzen-Repertoirebuch für den Klubspieler, der insbesondere mit der Tarrasch-Variante auf die Französische Verteidigung seines Gegners reagieren möchte. Es bietet dem Leser die Chance, die behandelten Systeme von Grund auf zu erlernen und zu verstehen, eine große Stärke sind dabei die ausgezeichneten Erläuterungen und Erklärungen. Entsprechend ist das Werk eine glatte Kaufempfehlung. Wer nachhaltig von ihm profitieren möchte, muss bereit sein, Ehrgeiz und Zeit zu investieren.
Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
Mai 2019
Ich bin seit meiner Jugend von Repertoirebüchern fasziniert. Ich mag es, wenn ein Autor es schafft, ein in sich schlüssiges und gut analysiertes Eröffnungsrepertoire in Buchform zu pressen. Am liebsten sind mir solche, die mit 1.e4 beginnen, aber ich habe in den letzten Jahrzehnten auch viele andere gesammelt. Zuletzt habe ich mit "Ein einfaches Eröffnungsrepertoire für Weiß" von IM Sam Collins (Gambit, 2017) gearbeitet, das mir aber auch immer wieder die Nachteile dieses Genre aufzeigte. Zwar enthält es viele tolle Ideen, aber es fehlen eben auch viele Nebenvarianten, da seine 176 Seiten sonst gut und gerne auf das drei- bis vierfache angestiegen wären. Erst der Verlag Quality Chess kam auf die Idee, ein Eröffnungsrepertoire einfach auf mehrere Bücher zu verteilen. Im 1.e4-Bereich begann es mit den Werken von GM Parimarjan Negi, die sehr gut strukturiert waren, aber auch recht heiße Systeme empfahlen, deren Variantenvielfalt sich nicht einmal der Autor selbst merken konnte. Obwohl diese Reihe noch nicht abgeschlossen ist, legte Quality Chess nach und beauftragte den gewissenhaften GM John Shaw mit einem positioneller geprägten und somit auch weniger theorielastigen Eröffnungsrepertoire, das mit 1.e4 beginnen und auf nur 2 Bücher begrenzt werden sollte. Der erste Band wurde 2016 veröffentlicht und behandelte auf stolzen 628 Seiten alles außer die Französische und die Sizilianische Verteidigung. Die vorgestellten Systeme strebten langfristige Vorteile wie Raum oder auch die bessere Bauernstruktur an und machten einen guten Eindruck. Häufig empfahl er frische Ideen, die noch nicht so gut analysiert waren und bereicherte die Eröffnungstheorie mit diversen Neuerungen. Ich konnte bisher nur die Empfehlung gegen 1.e4 g6 ausprobieren und kam dort zu einem schönen Sieg, obwohl ich es nicht einmal gut spielte.
Jetzt ist er mit "Playing 1.e4- French Defence & Sicilian Sidelines" zurück und hat auch hier einige gute Ideen im Gepäck. Wie der aufmerksame Leser sicher gemerkt hat, konnte das ehrgeizige Ziel eines zweibändigen Eröffnungsrepertoires damit nicht eingehalten werden. Stattdessen gibt es neben diesem auch noch einen dritten Band zu den Sizilianischen Hauptvarianten, der aber zeitgleich veröffentlicht wurde. Ich finde es etwas merkwürdig, warum man sich dann in diesem Buch nicht ausschließlich der Französischen Verteidigung gewidmet hat, aber das ist meckern auf höchstem Niveau.
Nach 1.e4 e6 wird die Tarraschvariante nach 2.d4 d5 3.Sd2 empfohlen, was keine große Überraschung darstellt. Das System war für mich aus schwarzer Sicht immer recht schwierig zu spielen, weshalb ich es mittlerweile einfach auch mit Weiß im Repertoire habe und gut damit punkte. Weiß verstellt mit dem Springer zwar den Läufer auf c1, kann aber dafür mit c3 später den Bauern auf d4 stützen und schwarzes Gegenspiel eindämmen. Der Autor analysiert dabei auch die Nebenvarianten recht gut und zeigt stets, wie Weiß kontrolliert einen leichten Vorteil halten kann. Richtig überrascht hat er mich in der einen Hauptvariante nach 3. ...Sf6 4.e5 Sfd7 5.Ld3 c5 6.c3 Sc6 7.Se2 cxd4 8.cxd4 f6 9.exf6 Sxf6 10.0-0 Ld6 11.Sf3, wo er erst den Zug Dc7, den ich immer noch als häufigsten Zug an dieser Stelle auf das Brett bekomme, als Nebenvariante gegenüber 11. ...0-0 degradiert und darauf dann mit dem eher seltenen 12.h3 reagiert, den ich bisher noch nicht kannte. Das Gute ist aber, dass Schwarz ihn wohl auch kaum kennen wird und die Analysen einen typischen leichten Vorteil für Weiß einbringen.
Bei dem zweiten Hauptzug 3. ...c5 sehen wir in der Hauptvariante auch ein typisches Bild für das Shawrepertoire. Nach 4.exd5 Dxd5 5.Sgf3 cxd4 6.Lc4 Dd6 7.0-0 Sf6 8.Sb3 Sc6 9.Sbxd4 Sxd4 10.Sxd4 a6 11.Te1 Dc7 wird erst mit 12.Lf1 wieder etwas frisches präsentiert, nach 12. ...Ld6 ist die Hauptempfehlung 13.Sf5 nach Lxh2 14.Kh1 Kf8 aber nicht ganz so kontrolliert, weshalb der Autor hier auch noch das ruhigere 13.g3 präsentiert, damit der kontrollierte Aspekt in dem Repertoire eingehalten werden kann.
Ein ähnliches Bild ergibt sich im Sizilianischteil des Buches. Hier wird der offene Sizilianer nach 1.e4 c5 2.Sf3 und dann gegen fast alles 3.d4 empfohlen, es geht aber etwas ruhiger wie bei GM Negi zu. Gegen zum Beispiel die Basman- Sale-Variante nach 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Lc5, die ich selbst einige Zeit gespielt habe, wird die Variante empfohlen, wegen der ich sie wieder eingestampft habe, obwohl ich das nie auf das Brett bekam. Weiß bietet hier mit 5.Le3 Db6 6.Sb5 ein Bauernopfer an, das Schwarz auf den schwarzen Feldern aber große Probleme bringen wird. Das Ganze ist wieder etwas riskanter, darum analysiert GM Shaw die Variante auf 13 Seiten so genau, dass beim Leser eigentlich keine Fragen mehr übrig bleiben können.
Das Ganze wird in einer guten Mischung aus Varianten, Partiefragmenten und vollständigen Modellpartien behandelt und bringt wieder einige neue Ideen in Umlauf.
Insgesamt kann ich das Buch allen Spielern mit einem Hang zu dynamischem Positionsspiel, die gerne aus einer kontrollierten Stellung heraus auf Gewinn spielen, nur wärmstens empfehlen!
IM Dirk Schuh
Juni 2018
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