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LORAMTCKR

The Caro-Kann Revisited

402 pages, paperback, Thinkers Publishing, 1. edition 2020

€30.95
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The modern chess player faces a challenging task before every game: the choice of opening. For most players, the ideal opening for Black has the following characteristics:

·It requires a limited amount of memorization.
·It contains an element of surprise for the opponent.
·It leads to an equal position.
·It allows for a relatively complex game, with winning chances for Black.


Obviously, the ideal opening does not exist. Before every game, the modern chess player needs to consider numerous variables - the most obvious being his specific opponent and the tournament situation - and then compromise. As the number of games played in each variation increases and opening theory becomes more and more developed, finding a suitable opening becomes harder and harder, and players tend to follow the most popular variations.

Openings rise and fall in popularity over time, as players continue to learn and find new ideas for both sides. The two main replies to 1.e4 have always been 1…e5 and 1…c5, and with good homework it is exceedingly likely you will equalize with either. However, in tandem with their popularity, the amount of theory that is needed to play those openings has increased as well. In this book, I recommend the Caro-Kann Defense as a viable and flexible opening for Black. Lets examine, point by point, how it compares to both 1…e5 and 1…c5.

Judging the amount of theory required to play an opening is not an exact science, but it is quite clear that the Caro-Kann will be an easier opening to pick up from scratch than any Sicilian. The amount of theory is probably more comparable to a 1…e5 repertoire, depending on which variations one chooses to play.
As I mentioned earlier, the Caro-Kann is not played as frequently as 1…e5 and 1…c5. Further, the Caro-Kann comes in various flavors and can be adopted either as a mainstay or surprise weapon, due to these diverse options Black has.
Chess players always need to make some concessions in the opening, but this point is the hardest to tackle for any chess player (for good reason). I believe that the Caro-Kann is very playable, and that it is White who needs to find fresh ideas to trouble Black. Opening theory will evolve well beyond this book, but the Caro-Kann will remain a viable opening.
Last but not least, the Caro-Kann is a pretty good choice if you are looking to avoid simple draws or major simplifications since it rarely leads to forcing variations.


The Caro-Kann Defense has always been one of my favorite openings to play and was the very first opening I learned when I started playing chess. Former world champion Anatoly Karpov espoused this opening throughout his career and, with his solid and positional style, inspired me to play the Caro-Kann as well. Many games have been played, and theory has evolved since the days of Karpovs Caro-Kann. As you will see in this book, this opening offers Black many opportunities for dynamic play, despite its solid framework.

My hope is that readers of all levels will find something of value to them in this book. The material contains many new ideas and the analysis often stretch quite far from the opening stages. Nevertheless, I have done my best to help the reader make sense of the complicated variations and of the positional nuances inextricably woven between them. The idea is not only to show you the moves, but also to help you develop both your understanding of the underlying plans and your familiarity with broader strategic concepts, to guide your decision-making even beyond the opening.

Francesco Rambaldi
St. Louis, March 2020
More Information
EAN 9789492510761
Weight 730 g
Manufacturer Thinkers Publishing
Width 17 cm
Height 23.5 cm
Medium Book
Year of Publication 2020
Author Francesco Rambaldi
Language English
Edition 1
ISBN-13 9789492510761
Pages 402
Binding paperback
004 Key to Symbols
005 Bibliography
010 Preface
PART I - Advance Caro-Kann
015 Chapter 1 - 4.dxc5 e6 5.Be3
025 Chapter 2 - 4.dxc5 e6 5.a3
051 Chapter 3 - 4.dxc5 e6 5.Nf3 with 8.a3
073 Chapter 4 - 4.dxc5 e6 5.Nf3 with 8.Nbd2
093 Chapter 5 - Lines with Qg4
115 Chapter 6 - 4.c3
125 Chapter 7 - 4.Nf3 Nc6 5.c4
143 Chapter 8 - 4.Nf3 Nc6 5.dxc5
PART II - Open Caro-Kann
177 Chapter 9 - Alternatives on moves 5 and 6
191 Chapter 10 - The Main Line (4...Nf6 5.Nxf6 exf6)
PART III - Two Knights Caro-Kann
247 Chapter 11 - The classical 3...Bg4
PART IV - Panov Variation
291 Chapter 12 - 5...Nc6
315 Chapter 13 - 5...e6
329 Chapter 14 - The early 2.c4!?
PART V - Exchange Caro-Kann
343 Chapter 15 - 4.Bd3
PART VI - Miscellaneous
383 Chapter 16 - Minor alternatives
397 Chapter 17 - The Fantasy Variation
Mit „The Caro-Kann Revisited” (Untertitel: „A Complete Repertoire for Black”) folgt der heute in den USA lebende junge italienische Großmeister Francesco Rambaldi der Intention, dem Leser ein vollständiges, vor allem aber auch innovatives Schwarz-Repertoire auf der Basis von Caro-Kann anzubieten. Der Begriff „Revisited” im Titel steht allgemein für eine Erörterung, die zu einer Verbesserung oder Veränderung des jeweiligen Gegenstandes führen soll.
Der Titel passt zu dem, was den Leser inhaltlich erwartet. Rambaldi bietet zahlreiche Neuerungen in den Haupt- und Nebenvarianten an. Zudem setzt er sich kritisch mit Empfehlungen anderer Autoren auseinander. Ein frühes Beispiel hierfür ist bereits auf Seite 28 zu finden. Einer Empfehlung Dreevs in seinem Buch „Attacking the Caro-Kann”, also einem für Weiß im Spiel gegen die gegnerische Caro-Kann-Verteidigung geschriebenes Werk, setzt er eine Neuerung entgegen, die er mit kurzen Analysevarianten und einem abschließenden Statement unterfüttert.
Das Verzeichnis der von Rambaldi genutzten Quellen konzentriert sich neben anderen auf die wichtigsten aktuellen Quellen, zu denen neben der schon genannten Arbeit von Dreev (Chess Stars 2015) nicht zuletzt auch „Bologan’s Caro-Kann” (New In Chess 2018) und „The Caro-Kann” von Schandorff (Quality Chess 2010) zählen.

Das Werk ist in 6 Abschnitte untergliedert, die insgesamt 17 Kapitel enthalten. Der Stoff verteilt sich wie folgt:
Abschnitt 1: Vorstoßvariante (ECO B 12)mit 8 Kapiteln,
Abschnitt 2: Offene Variante, 4…Sf6 (ECO B 15) mit 2 Kapiteln,
Abschnitt 3: Zwei-Springer-Angriff (ECO B 11) mit 2 Kapiteln,
Abschnitt 4: Panow-Angriff (ECO B 14) mit 3 Kapiteln,
Abschnitt 5: Abtauschvariante (ECO B 13) 1 Kapitel,
Abschnitt 6: Verschiedenes (inklusive „Fantasie-Variante” mit 3.f3), 2 Kapitel.

„The Caro-Kann Revisited” ist entsprechend der klassischen Baumstruktur aus Haupt- und Nebenvarianten aufgebaut und enthält keine vollständigen (Illustrations-)Partien. Die einzelnen Abschnitte sind gleichartig aufgebaut. Dem Deckblatt zum Abschnitt folgt jenes zum ersten Kapitel. Dieses gibt die Ausgangszugfolge an und zeigt deren Abschlussstellung auf einem Diagramm. Die Folgeseite enthält ein recht schmal gehaltenes Verzeichnis des jeweils ersten Kapitels. Weitere Kapitel eines Abschnitts werden in gleicher Weise eingeführt.
Es wäre schön gewesen, wenn „The Caro-Kann Revisited” ein Variantenverzeichnis für das komplette Buch, das mit jenen in den Kapiteln vernetzt wäre, enthalten würde. Das Inhaltsverzeichnis, das zu einzelnen Kapiteln Zugfolgen angibt, leistet keine vergleichbare Hilfestellung.

Die Theorie wird in einer sehr übersichtlichen Form dargestellt. Hervorzuheben sind dabei
- zahlreiche Diagramme, die sich in ihrer Größe danach unterscheiden, ob sie eine Stellung aus der Haupt- oder einer Nebenvariante visualisieren,
- durch Fettdruck und Absatz von den Nebenvarianten abgesetzte Hauptvarianten,
- eine klare Trennung der Nebenvarianten in solche erster und zweiter Ordnung, indem jene zweiter Ordnung in einem Grauton gedruckt worden sind,
- Kopfzeilen mit grauem Hintergrund und dem Initialzug beim Wechsel zu einer neuen Variante im Kapitel.

Rambaldi erläutert und erklärt sehr intensiv und durchgehend, was aber nicht heißt, dass alle Zugfolgen/Varianten entsprechend für den Leser von ihm aufbereitet worden sind. Die Zahl nicht weiter kommentierter Analysezugfolgen ist durchaus groß, „Seeschlangen” aber muss er nicht befürchten.
Dies ist einer von mehreren Hinweisen im Buch, die mich den Klubspieler wie auch den durchaus auch erfahrenen Turnierspieler als ersten vom Werk angesprochenen Adressaten sehen lassen. Dieser Spielerkreis sollte zumeist ohne weitere Erläuterungen auskommen und die wesentlichen Aspekte einer Fortsetzung erkennen sowie sich ein Urteil über denkbare Abweichungen bilden können. Wenn Rambaldi am Ende einer Variante eine Einschätzung zum Stand der Chancen beider Seiten abgibt, so begründet er sein Urteil dann zumeist.
Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Autor nicht bereits den unerfahrenen Spieler ansprechen will, liegt darin, dass er für seine Erläuterungen eine bereits gewisse Leistungsstärke des Lesers voraussetzt und einfache Aspekte, die den Anfänger vor Fragen stellen können, außen vor lässt.
Ein Beispiel hierfür, gefunden auf Seite 27 zu 5.a3 im Anschluss an 1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.dxc5 e6 und in einer sinngemäßen Übersetzung: „Mit diesem Zug verschafft sich Weiß die Option, b4 zu spielen, um den schwarzen Läufer von c5 zu vertreiben. Wenn Schwarz seine Entwicklung mit ...Se7 fortsetzt, zwingt ihn dies dazu, seinen Läufer nach b6 zurückzuziehen. Obwohl viele Spieler diesen Weg bereits gewählt haben - entweder indem sie 5...Sc6 6.b4 Lb6 oder 5...Se7 6.b4 Lb6 gespielt haben - empfehle ich ihn nicht, da Weiß in solchen Stellungen einen Vorteil behält. Stattdessen kann Schwarz einen anderen Plan verfolgen: Er spielt ...Sd7 und ...f6 mit der Absicht, das Zentrum zu öffnen.”

Letztlich ist auch der eingangs beschriebene Ansatz des Werkes, den Leser mit neuen Ideen und verbesserten Varianten statt mit einem Standardrepertoire auszustatten, ein Hinweis auf den in erster Linie angesprochenen Käuferkreis.

Vor diesem Hintergrund interessant ist eine Passage, die ich erst auf Seite 345 gefunden habe. Dort schreibt Rambaldi, sinngemäß übersetzt: „Die moderne Theorie lehrt uns eines: die umfangreiche Arbeit, die erforderlich ist, um die Hauptlinien zu spielen, schreckt viele Spieler ab. Diese suchen dann Zuflucht in ungewöhnlichen Varianten, in denen es leichter ist Stellungen zu finden, die ohne das Auswendiglernen Hunderter Züge spielbar sind.” Als Beispiel verweist Rambaldi auf Weltmeister Magnus Carlsen, der zu diesem Zweck das Londoner System adoptiert hat.

Der erfahrene Spieler, der sein bereits vorhandenes Caro-Kann-Repertoire aktualisieren oder verbessern will, findet viel Material im Werk. Der erfahrene Spieler, der das System neu als Verteidigung aufnehmen möchte, erhält von Rambaldi Vorschläge hierzu, die
- weniger Erinnerungsvermögen zur Theorie als andere Wege voraussetzen,
- Überraschungspotenzial für den Gegner beherbergen,
- den Stellungsausgleich in Aussicht stellen und
- auch Schwarz Gewinnchancen versprechen.
In etwa so umschreibt der Autor seine Absicht im Vorwort, entsprechend handelt er in der Folge und sieht sich dabei, wie das vorstehende Zitat auf Seite 345 zeigt, als Unterstützer des Spielers, der wie Magnus Carlsen spielbare Stellungen in ungewöhnlichen Varianten sucht.

An mehreren Stellen, die ich entsprechend überprüft habe, scheint mir Rambaldi die Chancen für Schwarz ein wenig zu optimistisch eingeschätzt zu haben. Meine Stichproben habe ich auf folgende Arten von Beispielen konzentriert:
- Eine Variante endete mit der Stellungseinschätzung „unklar”.
- Eine konkrete und nicht nur kurze Analysezugfolge endete mit der Stellungseinschätzung „=” oder mit einer vergleichbaren entsprechenden Umschreibung wie „jedes Ergebnis ist möglich”, ohne dass mögliche Abweichungen von Weiß angegeben worden sind.
- In der abschließenden Kommentierung einer Zugfolge wurde auf ein bestimmtes Stellungsmerkmal aufmerksam gemacht, das für Schwarz günstig war, ohne dass eine Einschätzung zur Chancenverteilung insgesamt abgegeben wurde.
Unter Einsatz von Stockfish bin ich in mehreren der überprüften Beispiele zu einem etwas abweichenden Ergebnis zu Lasten von Schwarz oder zu einem kleinen Chancennachteil trotz eines bestimmten für ihn günstigen Stellungsmerkmals gekommen. An dem bisweilen festzustellenden allgemeinen Engine-Bonus von 0,2 bis 0,3 Punkten zugunsten von Weiß hat dies nicht gelegen. Krasse Unterschiede in der Bewertung habe ich jedoch nicht festgestellt. Letztendlich wird die Turnierpraxis feststellen müssen, welche Neuerungen (dauerhaft) Potenzial haben.

Eine Besonderheit möchte ich nicht unerwähnt lassen. Es ist ungewöhnlich für ein Repertoirebuch, wenn es für die Partei, aus deren Warte es geschrieben worden ist, mehrere Zugalternativen nebeneinander anbietet. Genau das aber macht „The Caro-Kann Revisited” gelegentlich. Ein gutes Beispiel findet sich auf den Seiten 55 ff. Hier eröffnet sich Schwarz eine Auswahl von 5 Fortsetzungen, von denen gleich 2 Alternativen als Neuerungen ausgewiesen sind. Hier ergibt sich viel Potenzial für Schwarz, um die Partie in spielbare Stellungen ohne Theoriehintergrund zu lenken.

Die Anforderungen an die Fremdsprachkenntnisse des Lesers sind moderat und dürften dem allgemeinen Schulniveau entsprechen.

Fazit: „The Caro-Kann Revisited” ist ein gelungenes Repertoirebuch zu Caro-Kann, das Schwarz dabei unterstützen soll, möglichst viel Theorie zu umgehen und in gut spielbare Stellungen mit eigenem Gewinnpotenzial zu kommen. Es enthält viele Neuerungen; der Autor geht bei deren Vorstellung regelmäßig darauf ein, wie das Spiel bei deren Einsatz strategisch angelegt werden sollte, so dass sie mehr als nur isolierte Ideen sind. Am meisten profitieren dürfte von dem Werk der schon erfahrene Klub- oder Turnierspieler, der sich neu ausstatten oder sein bisheriges Repertoire ergänzen und aktualisieren möchte.
Ich kann eine klare Kaufempfehlung aussprechen, die sich auch an den Fernschachspieler richtet.

Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
Oktober 2020



Die Caro-Kann-Verteidigung nach 1.e4 c6 interessiert mich mehr und mehr. Als alter Französischspieler finde ich es ganz gut, dass Schwarz seinen weißfeldrigen Läufer in der klassischen Hauptvariante nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Lf5 sehr viel besser ins Spiel bekommt, war aber immer von den langen Theorievarianten in diesem System abgeschreckt. Diese Furcht wich zwar etwas, als ich 2007 aus einer Laune heraus "Play the Caro-Kann" von der Internationalen Meisterin Jovanka Houska kaufte, die diese Eröffnung nicht nur in zahlreichen Partien testen konnte, sondern es auch noch verstand, mich als Leser gut mitzunehmen. In der zweiten kritischen Variante baute sie nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 mit c5 statt des geläufigeren, aber auch besser analysierten Lf5 auch noch etwas Theorieballast ab, aber über ein paar Blitzpartien kam meine Eröffnungsvorbereitung nie hinaus. 2015 wagte der Verlag Everyman Chess dann mit "opening repertoire- the Caro-Kann" von derselben Autorin dann eine Neuauflage. Wieder war ich interessiert, aber zu faul. Mittlerweile kann allerdings jeder Verlag, der etwas auf sich hält, mit einem relativ aktuellen Buch über Caro-Kann glänzen oder plant etwas in diese Richtung. Darum verfasse ich hier mal ein Plädoyer für diese unterschätzte Eröffnung. Zum einen kann ich aus weißer Sicht zugeben, dass die meisten e4-Spieler zwar ein relativ gutes Repertoire gegen 1.e4 c5, 1.e4 e5 und auch 1.e4 e6 besitzen, aber es danach merklich unsicherer wird. Für solche Eröffnungen wie die Skandinavische oder Moderne Verteidigung reicht dann vielleicht auch noch Halbwissen zu einem kleinen Anzugsvorteil, aber Caro-Kann ist dafür schon zu solide, wie man auch beim Blick in die Datenbank meinem Score dagegen ablesen kann. Zudem ist Caro-Kann nicht gleich Caro-Kann. Gerade in der klassischen Hauptvariante hat Schwarz nach den obigen Zügen statt 4. ...Lf5 auch noch die Smyslovvariante mit 4. ...Sd7 oder die Bronstein/Tartakowervarianten nach 4. ...Sf6 5.Sxf6 und dann gxf6 oder exf6 zur Verfügung, die Weiß alle kennen muss, da Schwarz ansonsten gute Ausgleichmöglichkeiten besitzt. Zu 4. ...Sd7 hat zum Beispiel Großmeister Daniel Fernandez in "The Modernized Caro-Kann" für Thinkers Publishing 2018 einen guten Beitrag mit frischen Ideen geleistet.
In der Großmeisterpraxis wurde zuletzt 4. ...Sf6 5.Sxf6 exf6 zur großen Mode. Diese Variante ist schon sehr alt und galt lange Zeit wegen 6.c3 Ld6 7.Ld3 0-0 8.Dc2 als problematisch, weil Weiß nach Te8 9.Se2 g6 10.h4 einen starken Angriff erhält, aber dann fand man 9. ...h5 und plötzlich wollte das jeder mit Schwarz ausprobieren. Die Idee ist recht einfach. Wenn Weiß kurz rochiert, kann Schwarz mit h4-h3 angreifen oder nach einem weißen h3-Zug dort beizeiten seinen Läufer opfern. Rochiert Weiß hingegen lang, hält der h5 den weißen Bauernsturm eine zeitlang auf und Schwarz kann mit b5-b4 Gegenspiel erhalten. In schriftlicher Form wurde die Variante meines Wissens zuerst von GM Alexander Delchev im Informator 140 kurz ergründet, der daraus dann in den beiden Folgebänden ein kleines Caro-Kann-Repertoire erstellte, das mir gut gefiel. Diese Flexibilität macht Caro-Kann zu einer guten Turnierwaffe, denn ähnlich geht es auch in den beiden anderen derzeit kritischen Systemen nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 oder 1.e4 c6 2.Sc3 d5 3.Sf3. In der Vorstoßvariante habe ich 3. ...c5 neben 3. ...Lf5 schon genannt und in beiden Varianten kann Schwarz danach zu einem guten Teil mitbestimmen, welche Stellungen er haben möchte. IM Houska möchte zum Beispiel nach dem kritischen 4.dxc5 mit e6 in eine Französischstellung mit Minustempo gehen, in der Weiß allerdings bereits sein Zentrum zerrüttet hat. Damals war das eine neue Idee, da die meisten Spieler nach 4. ...Sc6 5.Lb5 e6 6.Le3 lieber einen Bauern opferten, mittlerweile ist das der Hauptweg für Schwarz. Auch 3. ...Lf5 ist nicht ohne Tücken. Nach dem modernen 4.h4, für das GM John Shaw zum Beispiel in "Playing 1.e4- Caro-Kann, 1. ...e5 & Minor Lines" warb und damit 2016 einen neuen Trend auslöste, kann man einerseits wie GM Fernandez, der flexibel einfach 3. ...c5 und 3. ...Lf5 kurz untersucht, die Hauptvarianten nach 4. ...h5 und dann 5.Lg5, 5.Ld3, 5.c4 anschauen. Andererseits bietet sich hier zum Beispiel auch die Überraschung 4. ...Dc7 an, die Großmeister Marco Baldauf auf seiner hervorragenden DvD "Caro-Kann- Berliner Geheimvarianten Band 2" von Chessbase analysiert. Eigentlich mag ich keine DvDs, da viele sehr oberflächlich und in meinen Augen auch unnötig sind, aber diese hier ist seit GM Jan Gustafssons e5-Repertoire die erste, deren Schauen sich für mich wirklich gelohnt hat. Nach 1.e4 c6 2.Sc3 d5 3.Sf3, das unter anderem IM Christof Sielecki in "Keep It Simple- 1.e4" empfiehlt, hat Schwarz erneut einige Möglichkeiten. Wenn Schwarz in der Hauptvariante 4. ...Sf6 5.Sxf6 exf6 spielt, bietet sich auch hier 3. ...dxe4 4.Sxe4 Sf6 an. Viele Spieler nehmen jetzt auf f6 und lassen dann nach exf6 6.d4 folgen, wonach Schwarz glücklich ist, und auf 5.De2 sind sowohl Lf5 (wieder GM Baldauf als Nebenwaffe) als auch Sxe4 6.Dxe4 Da5 ok für Schwarz. Für die klassischen Caro-Kann-Spieler ist allerdings 3. ...Lg4 brauchbar, gegen das ich zuletzt auch nur zwei Remisen holte, und recht kämpferisch 3. ...Sf6 (GM Baldaufs Hauptempfehlung), das auf der DvD, neben dem inflationären Gebrauch der Worte "und" und "genau", zwar den größten Schwachpunkt darstellt, aber auf der Chessbaseseite bereits von ihm repariert wurde.
Nach dieser, zugegeben etwas zu langen, Einleitung komme ich zum eigentlichen Thema dieser Rezension. Mit "The Caro-Kann Revisited" hat der Thinkers Publishing Verlag in Großmeister Francesco Rambaldi wieder mal einen Neuling zum Schachbuchautoren befördert. Der junge italienische Großmeister hat mit seinen knapp 21 Jahren jetzt schon eine Elo von 2569 vorzuweisen und, was noch wichtiger ist, spielt selber regelmäßig die Eröffnung, um die es hier geht. Ich möchte mich vor allem auf die oben schon skizzierten drei kritischen Systeme konzentrieren, da sie den jetzigen und zukünftigen Caro-Kannspielern sicher die größten Kopfschmerzen bereiten dürften. In der klassischen Hauptvariante nimmt er sich dem trendigen 4. ...Sf6 5.Sxf6 exf6 an und bespricht es auf insgesamt 65 Seiten recht gründlich. In der oben genannten Hauptvariante interessierten mich vor allem die beiden Abspiele mit der weißen langen und kurzen Rochade. In ersterem bietet er nach 9. ...h5 10.Le3 Sd7 11.0-0-0 Sf8 das Fragment einer eigenen Partie an, die zwar nicht in der Datenbank auftaucht, aber gut zeigt, dass er sich genauer mit der Materie befasst hat. Nach 12.Kb1 Le6 sieht man schon, dass Schwarz Gegenspiel erhalten sollte und zu b5-b4 bereit steht. Weiß spielte darum in der PRaxis am häufigstens 13.c4 Tc8 14.Sc3 Lb4 15.Se4 und nach Le7 16.h3 b5 kommt Schwarz endlich zum typischen Durchbruch 17.Sc5 folgte noch in seiner Partie, dann wäre bxc4 18.Lxc4 Ld5 mit Ausgleich. Man sieht hier auch gut die typische Struktur des Buches. Es werden neben den Hauptzügen viele Partienschnipsel und eigene Analysen zu Alternativen angeboten, aber irgend dann mit einem monographischem "=" oder ähnlichem abgebrochen. Das ist etwas schade, aber anderes hätte den Umfang des Buches wohl auch gesprengt. 10.0-0 bekomme ich in der Praxis häufiger vorgesetzt. Hier kann Schwarz mit h4 11.h3 Sd7 12.Le3 Sf8 wieder seine Festung am Königsflügel aufbauen und nach 13.Tad1 Ld7 schlampt der Autor etwas, indem er diesen Zug eine Neuerung nennt, die aber bereits im Oktober letzten Jahres von GM Jeffrey Xiong gegen GM Niclas Huschenbeth gespielt worden ist. In der Partie folgte 14.Tfe1 und nun mit Dc8 die direkte Idee. Schwarz möchte auf h3 den Läufer opfern, ein typisches Motiv in diesem System. Nach 15.Sf4 folgte in der Partie Se6 und später endete sie nach interessantem Verlauf Remis. Der Autor gibt hier jetzt die wahre Neuerung mit Dc7 an und möchte erst nach 16.Dd2 Se6 folgen lassen und analysiert die Möglichkeiten danach noch einige Züge weiter. Seine Hauptvariante geht hingegen mit 14.c4 weiter, wonach er diese neue Variante ebenfalls noch recht tief analysiert und für Schwarz keine Probleme erkennt. In meinen Augen schafft der Autor damit eine sehr gute Symbiose aus gespieltem Material und eigenen Analysen.
In der Vorstoßvariante wollte ich nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 c5 wissen, wie er auf die Empfehlungen des immer noch guten Referenzwerkes von GM Shaw, das ich weiter oben bereits genannt habe. Ich war sehr überrascht, dass dieser nach 4.dxc5 e6 5.a3 nur auf Sc6 eingeht und damit vollständig umgangen wird. Unser junger Autor möchte nämlich gerne 5. ...Lxc5 folgen lassen und verzichtet nach 6.Sf3 Sd7 einfach auf den Sc6Zug. Nach b4 soll Schwarz mit Le7 und dann a5 das Feld c5 für den Springer freikämpfen, der dort häufig sehr nervig steht. Diese Idee ist noch relativ frisch und auch hier werden umfangreich viele Nuancen aufgezeigt, die mir gut gefallen haben.
Ich könnte jetzt meine Rezension schließen und ein großes Lob ausstellen, aber leider gibt es auch ein paar Dinge, die mir an dem Buch nicht so gut gefallen haben, die aber andere Leute vielleicht anders einschätzen. Ich bin ein großer Repertoirebuchfan, wie in einigen Artikeln schon dargelegt wurde, aber für mich ist ein Repertoire mehr als eine Ansammlung von Varianten zu einem Eröffnungsthema. Ich mag keinen unnötigen Theorieballast und möchte auch nicht zuviele unteerschiedliche Strukturen lernen, wenn es nicht notwendig ist. Hier schwächelt das Werk an einigen Stellen. Zum Beispiel wird nach 1.e4 c6 2.Sc3 d5 3.Sf3 Lg4 empfohlen, obwohl, wie weiter oben beschrieben wurde, dxe4 4.Sxe4 Sf6 doch eigentlich extrem naheliegt. Der Autor zeigt zwar, das finde ich gut, warum er diese Variante nicht empfiehlt, aber ich halte den leichten Vorteil, den er beschreibt, für kein großes Problem, da 5.De2 erstens nicht naheliegt, Schwarz zweitens sehr viel Theorie spart (mehr als 40 Seiten in dem Buch statt vielleicht 3) und das von ihm genannte Endspiel drittens unterhalb des GM-Levels gar nicht auf das Brett kommt und in dem Fall der Fälle doch problemlos für Schwarz sein sollte. Trotzdem fand ich es interessant, wie er auch hier nach 3. ...Lg4 4.h3 Lxf3 5.Dxf3 e6 6.Le2 mit Lc5 7.0-0 Se7 8.Td1 d4 wieder frischen in die Sache hineinbringt, während ich mit Weiß im Turnierschach bisher immer gegen das laschere 6. ...Sf6 7.0-0 Sbd7 8.d4 dxe4 zu kämpfen hatte, das zwar solide ist, aber etwas trostlos für Schwarz erscheint.
Daneben kommt als weiterer Kritikpunkt an einigen Stellen durch, dass er in der klassischen Hauptvariante im Caro-Kann eher 4. ...Lf5 statt 4. ...Sf6 bevorzugt. Das ist nicht schlimm, aber wenn dann zum Beispiel zu lesen ist, dass Schwarz nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sf6 5.Sc3 Lf5 6.Sf3 e6 7.Ld3 Lxd3 8.Dxd3 Le7 9.0-0 0-0 in typischer Caro-Kann-Manier ausgleicht, man aber als Neuling in dem Buch nichts darüber lernt, wie man diese typische Stellung behandelt, finde ich das etwas befremdlich.
Darum denke ich insgesamt, dass das Buch für Spieler ab 2000 DWZ oder erfahrene Caro-Kann-Spieler sicherlich ein Gewinn ist, aber Neulinge vielleicht noch eines der oben genannten Bücher als Ergänzungswerk nutzen sollten. Ich empfehle da die Bücher von IM Houska, die immer noch gut sind. Ich habe es jedenfalls dank meines Vorwissens trotz der kleinen Mängel sehr genossen und konnte einige neue Ideen auch bereits online anwenden.
IM Dirk Schuh
Mai 2020
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