Article Number
LOSVETCFA
The Complete French Advance
286 pages, paperback, New in Chess, 1. edition 2017
The Advance Variation is the most ambitious way to meet the solid French Defence. Its popularity among club players is not difficult to understand: by advancing the e-pawn to e5 on the third move, White not only gains space but also blocks in Black’s c8-bishop and hampers Black’s kingside development by taking away the f6-square.
Grandmaster Evgeny Sveshnikov has played the Advance Variation in countless games with excellent results and is, as former World Champion Anatoly Karpov puts it, ‘the world expert’ in this variation. Together with his son, International Master Vladimir Sveshnikov, he has thoroughly improved, updated and expanded his earlier investigations that he presented in his first book on the French Advance in 2003. The Complete French Advance includes a lot of powerful new ideas.
The Sveshnikovs present many annotated grandmaster games, clearly explaining the ideas and plans for both sides. They also provide exercises and test positions in order to reinforce what has been learned. After reading and studying this book, White players, from amateurs to Grandmasters, will be able to make their opponents’ lives even more difficult.
Grandmaster Evgeny Sveshnikov has played the Advance Variation in countless games with excellent results and is, as former World Champion Anatoly Karpov puts it, ‘the world expert’ in this variation. Together with his son, International Master Vladimir Sveshnikov, he has thoroughly improved, updated and expanded his earlier investigations that he presented in his first book on the French Advance in 2003. The Complete French Advance includes a lot of powerful new ideas.
The Sveshnikovs present many annotated grandmaster games, clearly explaining the ideas and plans for both sides. They also provide exercises and test positions in order to reinforce what has been learned. After reading and studying this book, White players, from amateurs to Grandmasters, will be able to make their opponents’ lives even more difficult.
EAN | 9789056917180 |
---|---|
Weight | 530 g |
Manufacturer | New in Chess |
Width | 17 cm |
Height | 23.5 cm |
Medium | Book |
Year of Publication | 2017 |
Author | Evgeny Elinovich SveshnikovVladimir Sveshnikov |
Language | English |
Edition | 1 |
ISBN-13 | 978-90-5691-718-0 |
Pages | 286 |
Binding | paperback |
006 Explanation of symbols
007 Foreword by Anatoly Karpov
009 Introductory word from Evgeny Sveshnikov
Chapter 1
012 ‘For’ and ‘against’ 3.e5
Chapter 2
031 The sides’ plans, concerning the pawn structure
Chapter 3
161 The multi-faceted blockade
Chapter 4
190 What would you play?
204 Solutions
Chapter 5
227 Theoretical discoveries of recent years
Chapter 6
272 In place of a conclusion
278 Bibliography
279 Index of variations
282 Index of games
007 Foreword by Anatoly Karpov
009 Introductory word from Evgeny Sveshnikov
Chapter 1
012 ‘For’ and ‘against’ 3.e5
Chapter 2
031 The sides’ plans, concerning the pawn structure
Chapter 3
161 The multi-faceted blockade
Chapter 4
190 What would you play?
204 Solutions
Chapter 5
227 Theoretical discoveries of recent years
Chapter 6
272 In place of a conclusion
278 Bibliography
279 Index of variations
282 Index of games
The "Complete French Advance", 2017 erschienen bei New In Chess (NIC), würde man als Upgrade bezeichnen, wenn es sich dabei um Software handeln würde. Da es hier aber um ein Buch geht, könnte man auf die Idee kommen, von einer erweiterten Neuauflage zu sprechen. Aber auch das träfe den Sachverhalt nicht so recht. Das aus Vater und Sohn bestehende Autorenpaar Jewgeni und Vladimir Sweschnikow hat ein neues Werk über die Vorstoßvariante der Französischen Verteidigung geschrieben, das auf einen 2007 von Olms herausgegebenen und damals noch von Vater Sweschnikow allein geschriebenen Vorgänger aufbaut. Ich habe die damalige Arbeit nicht kennen gelernt oder aber der Kontakt ist mir wieder entfallen, so dass ich keinen eigenen Vergleich herstellen kann.
Es gab aber wohl eine klare Rollenverteilung zwischen den beiden Autoren, die für die Ausrichtung des Materials, die Bewertung von Stellungen und Eröffnungswegen sowie die rechnerische Qualität der angegebenen Varianten zweifellos von großer Bedeutung ist. So lassen sich die Ausführungen des Werkes hierzu dahingehend interpretieren, dass Jewgeni Sweschnikow das Werk geprägt hat, soweit es nicht um die computergestützte Überprüfung der Korrektheit von Varianten sowie um das Identifizieren von theoretischen Entwicklungen der vergangenen Jahre ging, dieses ebenfalls unter Einsatz des Computers. Was also mit dem Einsatz des Computers als Werkzeug zu tun hatte, lag in der Hand des Sohnes, alles andere in jener des Vaters.
Jewgeni Sweschnikow ist für seinen ideenreichen, fantasievollen Stil sowie als Querdenker bekannt, dessen Sichtweisen nicht immer mit herrschenden Auffassungen übereinstimmten. Und zu seinen Meriten zählt auch der Erfolg, den er gerade auch mit diesem charakterstarken Verhalten errungen hat. Heute sind Eröffnungswege anerkannt und werden oft gespielt, weil er ihre Qualität herausgearbeitet und nachhaltig gegen alle Zweifel und Kritik vertreten hat.
Die skizzierte Rollenverteilung trug dazu bei, dass seine Kreativität nicht dem Urteil des Computers unterworfen wurde. Genau dies bestätigt er auch. So lässt sich vermuten, dass er nur dann von seinem Sohn eingefangen worden ist, wenn die Maschine keinen Zweifel am errechneten Ergebnis zuließ, Rechenfähigkeit also Intuition eindeutig ausstach.
Der etwas eigentümliche Aufbau des Werkes ist mit seiner Entstehungsgeschichte zu erklären. So wirkt insbesondere der Beitrag von Vladimir Sweschnikow eher wie angeflanscht. Auf die Kernteile reduziert sieht das Inhaltsverzeichnis, sinngemäß ins Deutsche übertragen, wie folgt aus:
Kapitel 1: Das Für und Wider von 3.e5
Kapitel 2: Die beiderseitigen Pläne in Abhängigkeit von der Bauernstruktur
Kapitel 3: Die facettenreiche Blockade
Kapitel 4: Was würden Sie spielen? / Lösungen
Kapitel 5: Theoretische Entdeckungen in den jüngst vergangenen Jahren
Kapitel 6: Statt einer Zusammenfassung.
Im 3. Kapitel geht es um die Technik der Blockade, wie sie schon von Nimzowitsch in die moderne Spielauffassung eingetragen worden ist. Der "französische Bauer" soll von Weiß möglichst lange auf e6 gehalten werden, um Schwarz die Befreiung zu erschweren, ihm insbesondere die Aktivierung seines Königsläufers nicht gelingt, dem der Bauer im Weg steht.
Das 4. Kapitel richtet sich mit 82 Diagrammstellungen an den Leser. Zumeist erfährt er nur, welche Seite am Zug ist, und muss dann die beste Fortsetzung finden. Manchmal soll er einen Plan für den am Zug befindlichen Spieler ausarbeiten oder die Konsequenzen eines bestimmten Manövers ermitteln. Alle Beispiele stammen aus praktischen Partien; einige von ihnen sind nach dem Erscheinen des Ursprungswerkes gespielt worden, also neu. Die Lösungen findet der Leser gesammelt im Anschluss. Es ist angenehm, dass die Buchseite mit der jeweiligen Lösung bereits konkret unter der Aufgabenstellung bezeichnet wird, so dass sie ohne Blättern und Suchen erreicht werden kann. Inhaltlich sind die Lösungen variantenorientiert gestaltet und enthalten nur wenige Texterläuterungen. Wenn die betreffende Quellpartie nur noch wenige Folgezüge bis zum Ergebnis aufwies, ist sie vollständig abgebildet. In den übrigen Fällen erfährt der Leser das Resultat und die Zugnummer, unter der es eingetreten ist.
Nicht hundertprozentig ist die Einbindung des 5. Kapitels gelungen. Autoren und / bzw. Verlag haben darauf geachtet, dass Zugfolgen, die sowohl im übernommenen Teil als auch im Rahmen der Entdeckungen in den jüngst vergangenen Jahren, im Variantenverzeichnis am Buchende zusammengestellt werden. Es ist aber nicht (immer) gelungen oder vielleicht auch nicht gewollt worden, neue Bewertungen "nach vorne" zu übernehmen. Um den letzten Bewertungsstand der Autoren zu erkennen, ist bei der chronologischen Bearbeitung immer wieder auch ein Ausflug nach hinten in das Kapitel 6 angebracht. Da hätte ich mir eine besser abgestimmte Lösung gewünscht oder einen konkreten Hinweis auf die Stelle einer weiteren Behandlung erwartet.
Das 6. Kapitel kann ich nicht so recht einordnen. Die Autoren wollen wohl ein bewertetes Extrakt liefern, versehen aber den Zug 1…e6 mit einem Fragezeichen und bezeichnen ihn als Fehler. Dies ist ernst gemeint, hat mich aber eher von Beginn an auf Distanz zum Kapitel gebracht.
Alle theoretischen Erörterungen erfolgen anhand von insgesamt 131 Partien aus der Meisterpraxis. Jewgeni Sweschnikow favorisiert diese Methode des Lehrens, wie er schon in der Einführung anmerkt. Die Kommentierung ist eine bunte Mischung aus Text und Varianten, die mir zusagt, wenn auch passagenweise mal die eine und dann auch wieder die andere Methode dominiert.
Die Partien sind innerhalb der Kapitel bestimmten Oberthemen zugeordnet, die auf diese Weise gut strukturiert behandelt werden. Solche Oberthemen sind beispielsweise "Raumvorteil und/oder Endwicklungsvorteil, typische Endspiele" oder "Ausnutzung eines schwachen Felderkomplexes". Die einzelnen Partien selbst sind dann oft noch mit einem besonderen Charakteristikum überschrieben, beispielsweise "Angriff auf den König auf dem Damenflügel". So kann der Leser eine Verbindung zwischen dem ausschlaggebenden Manöver und dem "Masterplan" der Partie herstellen.
In der Einführung ist zu lesen, dass "The Complete French Advance" für jede Klasse von Spieler interessant sein soll, vom Freizeitspieler über den Klubspieler bis hin zum Großmeister. Den noch sehr unerfahrenen Spieler möchte ich vom Adressatenkreis des Werkes ausnehmen, da ich ihn von Beginn an für überfordert ansehe. Ein Großmeister könnte vielleicht an den von Mensch und Computer überprüften Neuerungen der letzten Jahre interessiert sein, was ich aber nur schlicht vermuten kann. Auf den Klubspieler ist das Werk in meinen Augen auf jeden Fall zugeschnitten.
Zwei einzelne Passagen mit Einschätzungen Vater Sweschnikows sind mir eine Einzelanmerkung in der Rezension wert. Die Erste davon findet man auf Seite 227. Er schreibt, sinngemäß übersetzt: "(…) Generell muss man die Vorschläge des Computers in geschlossenen Stellungen mit großer Vorsicht behandeln." Er erklärt, dass er seiner Intuition vertraut und ihr entsprechend den Vorteil sucht. Und er ist dann auch jederzeit bereit, die Belastbarkeit seiner Erkenntnisse am Brett zu überprüfen. Der Einblick in die Analyseküche eines so erfahrenen und erfolgreichen Tüftlers wie Jewgeni Sweschnikow ist auch für den Fernschachspieler beachtenswert, der sich in seiner Partie in einer durchaus mit Sweschnikow vergleichbaren Situation befindet.
Die zweite Passage steht auf Seite 277. Übersetzt gibt er hier den folgenden Ratschlag: "Wenn Sie auf der Höhe der neuesten Eröffnungsideen sein wollen, dann folgen Sie nicht den Partien der absoluten Top-Spieler. Richten Sie in erster Linie Ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel der Spezialisten in der betreffenden Variante, denn sie sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen." Am Beispiel mehrerer bekannter Spieler erläutert und begründet er im Anschluss seine Ansicht.
Das oben schon angesprochene Variantenverzeichnis ist um Diagramme bereichert und eine gute Hilfe bei der Orientierung im Buch. Ihm folgt ein langes Partienverzeichnis, welches die Rolle des letzten Inhaltes übernimmt.
Die Anforderungen an die Englisch-Kenntnisse des Lesers sind nicht hoch. Da er aber doch einiges an Text zu bewältigen hat, würde ihm eine gewisse Übung sicher helfen.
Fazit: "The Complete French Advance" ist ein gelungenes Werk mit einem Schönheitsfehler, der in einer nicht optimalen Einbindung des 5. Kapitels besteht. Es gibt Anleitung und bietet Ideen an, die dem Spieler ab Klubniveau aufwärts helfen können.
Uwe Bekemann
März 2018
-----------
Den russischen Großmeister Evgeny Sveshnikov muss man sicher kaum wem vorstellen, immerhin hat der Mann seinen eigenen Sizilianer kreiert und gilt in seinen Varianten als großer Experte. In dem Buch "The Complete French Advance" widmet er sich zusammen mit seinem Sohn Vladimir Sveshnikov für den New in Chess Verlag einer seiner Lieblingsvarianten, der Vorstoßvariante gegen die Französische Verteidigung nach 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5. Der Mann hat dabei durchaus seine eigenen Sichtweisen von diesem System und geht sogar soweit, dass Schwarz darin nicht ausgleichen kann, was er aber in der Folge komischerweise gar nicht halten kann.
Bereits vor 11 Jahren hat er zwei Bände dazu bei Edition Olms veröffentlicht und diese jetzt wohl in einem Buch zusammengefasst und ein wenig erweitert.
Die Struktur des Buches wirkt dadurch sehr eigen. Hatte er damals noch ein Buch mit typischen Plänen und Ideen und dann eines mit der Theorie verfasst, versucht er diesmal, beides zu mischen, wobei der Fokus ganz klar auf dem ersten Band liegt. Der Leser soll die Möglichkeiten, die der Aufbau bietet, gut verstehen und dann möglichst gute Züge am Brett finden.
Der Autor beginnt dabei erst einmal mit einer Reise durch die Geschichte der Variante von Greco über Aaron Nimzowitsch bis hin zu sich selbst. Für Besitzer der Olmsbände wirkt dies alles relativ bekannt, aber Neulinge in der Materie werden durchaus ihre Freude haben. In vollständigen Partien werden die Themen wie zum Beispiel Raumvorteil und dadurch auch Königsangriffe gut abgehandelt. Der Thematik der Blockade, durch die der schwarze Bauer auch nach Abtausch unseres Vorstoppers e5 auf e6 gehalten und dadurch der schwarze weißfeldrige Läufer eingesperrt und schwach bleibt, widmet er sich gar in einem ganzen Kapitel. Die Kommentare sind leider häufig recht monographisch. Hier hätte man sehr viel mehr erklären können, einiges an Können beim Leser wird voraussetzt. Nach ein paar Teststellungen geht es endlich an die Theorie, denn im Vorfeld werden sehr viele verschiedene Varianten aus weißer Sicht behandelt und es ist natürlich schon hilfreich, wenn man das ganze etwas strukturierter bearbeiten kann. Leider merkt man hier, dass die Autoren sich teils nicht die Mühe gemacht haben, die Partien aus den alten Büchern alle abzugleichen. Häufig werden gleiche Züge mit unterschiedlichen Bewertungen genannt, oft gibt es im Kommentar einfach nur einen Zug ohne Bewertung oder weiteres Wort. Als Beispiel möchte ich eine der kritischen Varianten nennen, die zum Beispiel in "The Modern French" von den GM Dejan Antic und Branimir Maksimovic aus demselben Verlag empfohlen wurde. Nach den obigen Zügen greift Schwarz mit c5 typischerweise das weiße Zentrum an und nach 4.c3 Sc6 5.Sf3 Ld7 folgt 6.Le2 Sge7 7.Sa3 cxd4 8.cxd4 Sf5 und 9.Sc2. Weiß hat sein Zentrum gesichert. Im ersten Kapitel wird jetzt Sb4 als sicherer Ausgleich angegeben, aber selbst in "The Modern French" wird aufgezeigt, dass Weiß nach 10.0-0 Sxc2 11.Dxc2 Tc8 12.Dd3 Db6 13.h4 besser steht. Im Theorieteil zitiert Sveshnikov jetzt deren Analyse.
Als besser gilt 9. ...Db6 10.0-0 Tc8 11.Ld3 Sb4 12.Sxb4 Lb4. Hier lautet die Sveshnikovempfehlung 13.a3, der im anderen Buch nicht erwähnt wird, aber nach Le7 14.Lxf5 exf5 15.Lg5 Lxg5 16.Sxg5 sehe ich nicht die weißen Möglichkeiten, sondern nach h6 17.Sf3 Dxb2 einen Mehrbauern für Schwarz. Was der Autor davon hält, erfährt man nicht.
Insgesamt erscheint mir dieses Buch recht unausgegoren. Stellungsbewertungen aus verschiedenen Kapiteln wurden nicht miteinander abgeglichen und Zugempfehlungen scheinen mir nicht so computergeprüft wie es in der Einleitung noch hervorgehoben worden ist. Zudem gibt es in Partien zu gleichen Varianten auch noch immer wieder dieselben Empfehlungen, was ich als recht störend empfand, da man so das Gefühl hat, man dreht sich im Kreis. Dadurch wurde die gute Grundidee des Buches leider recht mäßig umgesetzt. Wer sich aber davon nicht stören lässt und der französischen Vorstoßvariante eine Chance geben will, erhält hier zumindest einen guten Überblick zu den verschiedenen Ideen und Strategien.
IM Dirk Schuh
August 2017
Es gab aber wohl eine klare Rollenverteilung zwischen den beiden Autoren, die für die Ausrichtung des Materials, die Bewertung von Stellungen und Eröffnungswegen sowie die rechnerische Qualität der angegebenen Varianten zweifellos von großer Bedeutung ist. So lassen sich die Ausführungen des Werkes hierzu dahingehend interpretieren, dass Jewgeni Sweschnikow das Werk geprägt hat, soweit es nicht um die computergestützte Überprüfung der Korrektheit von Varianten sowie um das Identifizieren von theoretischen Entwicklungen der vergangenen Jahre ging, dieses ebenfalls unter Einsatz des Computers. Was also mit dem Einsatz des Computers als Werkzeug zu tun hatte, lag in der Hand des Sohnes, alles andere in jener des Vaters.
Jewgeni Sweschnikow ist für seinen ideenreichen, fantasievollen Stil sowie als Querdenker bekannt, dessen Sichtweisen nicht immer mit herrschenden Auffassungen übereinstimmten. Und zu seinen Meriten zählt auch der Erfolg, den er gerade auch mit diesem charakterstarken Verhalten errungen hat. Heute sind Eröffnungswege anerkannt und werden oft gespielt, weil er ihre Qualität herausgearbeitet und nachhaltig gegen alle Zweifel und Kritik vertreten hat.
Die skizzierte Rollenverteilung trug dazu bei, dass seine Kreativität nicht dem Urteil des Computers unterworfen wurde. Genau dies bestätigt er auch. So lässt sich vermuten, dass er nur dann von seinem Sohn eingefangen worden ist, wenn die Maschine keinen Zweifel am errechneten Ergebnis zuließ, Rechenfähigkeit also Intuition eindeutig ausstach.
Der etwas eigentümliche Aufbau des Werkes ist mit seiner Entstehungsgeschichte zu erklären. So wirkt insbesondere der Beitrag von Vladimir Sweschnikow eher wie angeflanscht. Auf die Kernteile reduziert sieht das Inhaltsverzeichnis, sinngemäß ins Deutsche übertragen, wie folgt aus:
Kapitel 1: Das Für und Wider von 3.e5
Kapitel 2: Die beiderseitigen Pläne in Abhängigkeit von der Bauernstruktur
Kapitel 3: Die facettenreiche Blockade
Kapitel 4: Was würden Sie spielen? / Lösungen
Kapitel 5: Theoretische Entdeckungen in den jüngst vergangenen Jahren
Kapitel 6: Statt einer Zusammenfassung.
Im 3. Kapitel geht es um die Technik der Blockade, wie sie schon von Nimzowitsch in die moderne Spielauffassung eingetragen worden ist. Der "französische Bauer" soll von Weiß möglichst lange auf e6 gehalten werden, um Schwarz die Befreiung zu erschweren, ihm insbesondere die Aktivierung seines Königsläufers nicht gelingt, dem der Bauer im Weg steht.
Das 4. Kapitel richtet sich mit 82 Diagrammstellungen an den Leser. Zumeist erfährt er nur, welche Seite am Zug ist, und muss dann die beste Fortsetzung finden. Manchmal soll er einen Plan für den am Zug befindlichen Spieler ausarbeiten oder die Konsequenzen eines bestimmten Manövers ermitteln. Alle Beispiele stammen aus praktischen Partien; einige von ihnen sind nach dem Erscheinen des Ursprungswerkes gespielt worden, also neu. Die Lösungen findet der Leser gesammelt im Anschluss. Es ist angenehm, dass die Buchseite mit der jeweiligen Lösung bereits konkret unter der Aufgabenstellung bezeichnet wird, so dass sie ohne Blättern und Suchen erreicht werden kann. Inhaltlich sind die Lösungen variantenorientiert gestaltet und enthalten nur wenige Texterläuterungen. Wenn die betreffende Quellpartie nur noch wenige Folgezüge bis zum Ergebnis aufwies, ist sie vollständig abgebildet. In den übrigen Fällen erfährt der Leser das Resultat und die Zugnummer, unter der es eingetreten ist.
Nicht hundertprozentig ist die Einbindung des 5. Kapitels gelungen. Autoren und / bzw. Verlag haben darauf geachtet, dass Zugfolgen, die sowohl im übernommenen Teil als auch im Rahmen der Entdeckungen in den jüngst vergangenen Jahren, im Variantenverzeichnis am Buchende zusammengestellt werden. Es ist aber nicht (immer) gelungen oder vielleicht auch nicht gewollt worden, neue Bewertungen "nach vorne" zu übernehmen. Um den letzten Bewertungsstand der Autoren zu erkennen, ist bei der chronologischen Bearbeitung immer wieder auch ein Ausflug nach hinten in das Kapitel 6 angebracht. Da hätte ich mir eine besser abgestimmte Lösung gewünscht oder einen konkreten Hinweis auf die Stelle einer weiteren Behandlung erwartet.
Das 6. Kapitel kann ich nicht so recht einordnen. Die Autoren wollen wohl ein bewertetes Extrakt liefern, versehen aber den Zug 1…e6 mit einem Fragezeichen und bezeichnen ihn als Fehler. Dies ist ernst gemeint, hat mich aber eher von Beginn an auf Distanz zum Kapitel gebracht.
Alle theoretischen Erörterungen erfolgen anhand von insgesamt 131 Partien aus der Meisterpraxis. Jewgeni Sweschnikow favorisiert diese Methode des Lehrens, wie er schon in der Einführung anmerkt. Die Kommentierung ist eine bunte Mischung aus Text und Varianten, die mir zusagt, wenn auch passagenweise mal die eine und dann auch wieder die andere Methode dominiert.
Die Partien sind innerhalb der Kapitel bestimmten Oberthemen zugeordnet, die auf diese Weise gut strukturiert behandelt werden. Solche Oberthemen sind beispielsweise "Raumvorteil und/oder Endwicklungsvorteil, typische Endspiele" oder "Ausnutzung eines schwachen Felderkomplexes". Die einzelnen Partien selbst sind dann oft noch mit einem besonderen Charakteristikum überschrieben, beispielsweise "Angriff auf den König auf dem Damenflügel". So kann der Leser eine Verbindung zwischen dem ausschlaggebenden Manöver und dem "Masterplan" der Partie herstellen.
In der Einführung ist zu lesen, dass "The Complete French Advance" für jede Klasse von Spieler interessant sein soll, vom Freizeitspieler über den Klubspieler bis hin zum Großmeister. Den noch sehr unerfahrenen Spieler möchte ich vom Adressatenkreis des Werkes ausnehmen, da ich ihn von Beginn an für überfordert ansehe. Ein Großmeister könnte vielleicht an den von Mensch und Computer überprüften Neuerungen der letzten Jahre interessiert sein, was ich aber nur schlicht vermuten kann. Auf den Klubspieler ist das Werk in meinen Augen auf jeden Fall zugeschnitten.
Zwei einzelne Passagen mit Einschätzungen Vater Sweschnikows sind mir eine Einzelanmerkung in der Rezension wert. Die Erste davon findet man auf Seite 227. Er schreibt, sinngemäß übersetzt: "(…) Generell muss man die Vorschläge des Computers in geschlossenen Stellungen mit großer Vorsicht behandeln." Er erklärt, dass er seiner Intuition vertraut und ihr entsprechend den Vorteil sucht. Und er ist dann auch jederzeit bereit, die Belastbarkeit seiner Erkenntnisse am Brett zu überprüfen. Der Einblick in die Analyseküche eines so erfahrenen und erfolgreichen Tüftlers wie Jewgeni Sweschnikow ist auch für den Fernschachspieler beachtenswert, der sich in seiner Partie in einer durchaus mit Sweschnikow vergleichbaren Situation befindet.
Die zweite Passage steht auf Seite 277. Übersetzt gibt er hier den folgenden Ratschlag: "Wenn Sie auf der Höhe der neuesten Eröffnungsideen sein wollen, dann folgen Sie nicht den Partien der absoluten Top-Spieler. Richten Sie in erster Linie Ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel der Spezialisten in der betreffenden Variante, denn sie sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen." Am Beispiel mehrerer bekannter Spieler erläutert und begründet er im Anschluss seine Ansicht.
Das oben schon angesprochene Variantenverzeichnis ist um Diagramme bereichert und eine gute Hilfe bei der Orientierung im Buch. Ihm folgt ein langes Partienverzeichnis, welches die Rolle des letzten Inhaltes übernimmt.
Die Anforderungen an die Englisch-Kenntnisse des Lesers sind nicht hoch. Da er aber doch einiges an Text zu bewältigen hat, würde ihm eine gewisse Übung sicher helfen.
Fazit: "The Complete French Advance" ist ein gelungenes Werk mit einem Schönheitsfehler, der in einer nicht optimalen Einbindung des 5. Kapitels besteht. Es gibt Anleitung und bietet Ideen an, die dem Spieler ab Klubniveau aufwärts helfen können.
Uwe Bekemann
März 2018
-----------
Den russischen Großmeister Evgeny Sveshnikov muss man sicher kaum wem vorstellen, immerhin hat der Mann seinen eigenen Sizilianer kreiert und gilt in seinen Varianten als großer Experte. In dem Buch "The Complete French Advance" widmet er sich zusammen mit seinem Sohn Vladimir Sveshnikov für den New in Chess Verlag einer seiner Lieblingsvarianten, der Vorstoßvariante gegen die Französische Verteidigung nach 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5. Der Mann hat dabei durchaus seine eigenen Sichtweisen von diesem System und geht sogar soweit, dass Schwarz darin nicht ausgleichen kann, was er aber in der Folge komischerweise gar nicht halten kann.
Bereits vor 11 Jahren hat er zwei Bände dazu bei Edition Olms veröffentlicht und diese jetzt wohl in einem Buch zusammengefasst und ein wenig erweitert.
Die Struktur des Buches wirkt dadurch sehr eigen. Hatte er damals noch ein Buch mit typischen Plänen und Ideen und dann eines mit der Theorie verfasst, versucht er diesmal, beides zu mischen, wobei der Fokus ganz klar auf dem ersten Band liegt. Der Leser soll die Möglichkeiten, die der Aufbau bietet, gut verstehen und dann möglichst gute Züge am Brett finden.
Der Autor beginnt dabei erst einmal mit einer Reise durch die Geschichte der Variante von Greco über Aaron Nimzowitsch bis hin zu sich selbst. Für Besitzer der Olmsbände wirkt dies alles relativ bekannt, aber Neulinge in der Materie werden durchaus ihre Freude haben. In vollständigen Partien werden die Themen wie zum Beispiel Raumvorteil und dadurch auch Königsangriffe gut abgehandelt. Der Thematik der Blockade, durch die der schwarze Bauer auch nach Abtausch unseres Vorstoppers e5 auf e6 gehalten und dadurch der schwarze weißfeldrige Läufer eingesperrt und schwach bleibt, widmet er sich gar in einem ganzen Kapitel. Die Kommentare sind leider häufig recht monographisch. Hier hätte man sehr viel mehr erklären können, einiges an Können beim Leser wird voraussetzt. Nach ein paar Teststellungen geht es endlich an die Theorie, denn im Vorfeld werden sehr viele verschiedene Varianten aus weißer Sicht behandelt und es ist natürlich schon hilfreich, wenn man das ganze etwas strukturierter bearbeiten kann. Leider merkt man hier, dass die Autoren sich teils nicht die Mühe gemacht haben, die Partien aus den alten Büchern alle abzugleichen. Häufig werden gleiche Züge mit unterschiedlichen Bewertungen genannt, oft gibt es im Kommentar einfach nur einen Zug ohne Bewertung oder weiteres Wort. Als Beispiel möchte ich eine der kritischen Varianten nennen, die zum Beispiel in "The Modern French" von den GM Dejan Antic und Branimir Maksimovic aus demselben Verlag empfohlen wurde. Nach den obigen Zügen greift Schwarz mit c5 typischerweise das weiße Zentrum an und nach 4.c3 Sc6 5.Sf3 Ld7 folgt 6.Le2 Sge7 7.Sa3 cxd4 8.cxd4 Sf5 und 9.Sc2. Weiß hat sein Zentrum gesichert. Im ersten Kapitel wird jetzt Sb4 als sicherer Ausgleich angegeben, aber selbst in "The Modern French" wird aufgezeigt, dass Weiß nach 10.0-0 Sxc2 11.Dxc2 Tc8 12.Dd3 Db6 13.h4 besser steht. Im Theorieteil zitiert Sveshnikov jetzt deren Analyse.
Als besser gilt 9. ...Db6 10.0-0 Tc8 11.Ld3 Sb4 12.Sxb4 Lb4. Hier lautet die Sveshnikovempfehlung 13.a3, der im anderen Buch nicht erwähnt wird, aber nach Le7 14.Lxf5 exf5 15.Lg5 Lxg5 16.Sxg5 sehe ich nicht die weißen Möglichkeiten, sondern nach h6 17.Sf3 Dxb2 einen Mehrbauern für Schwarz. Was der Autor davon hält, erfährt man nicht.
Insgesamt erscheint mir dieses Buch recht unausgegoren. Stellungsbewertungen aus verschiedenen Kapiteln wurden nicht miteinander abgeglichen und Zugempfehlungen scheinen mir nicht so computergeprüft wie es in der Einleitung noch hervorgehoben worden ist. Zudem gibt es in Partien zu gleichen Varianten auch noch immer wieder dieselben Empfehlungen, was ich als recht störend empfand, da man so das Gefühl hat, man dreht sich im Kreis. Dadurch wurde die gute Grundidee des Buches leider recht mäßig umgesetzt. Wer sich aber davon nicht stören lässt und der französischen Vorstoßvariante eine Chance geben will, erhält hier zumindest einen guten Überblick zu den verschiedenen Ideen und Strategien.
IM Dirk Schuh
August 2017
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