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Das Schachturnier London 1851

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555 pages, hardback, ChessCoach, 1. edition 2013

€44.80
Incl. Tax, excl. Shipping Cost
Discontinued
Anlässlich der ersten Weltausstellung trafen sich 1851 einige der herausragenden Schachmeister ihrer Zeit, um zum ersten Mal die Frage zu beantworten, wer als stärkster Spieler der Welt zu gelten hatte. Nach einem harten Ringen von zwei Monaten Dauer setzte sich nicht der hoch favorisierte englische Meister Howard Staunton durch, sondern der Deutsche Adolf Anderssen.
Nach über 150 Jahren untersucht mit dem Historiker Dr. Mario Ziegler zum ersten Mal ein moderner Autor dieses epochemachende Turnier. Mit Hilfe modernster Computerprogramme werden die 85 Partien des Turniers analysiert, daneben aber immer auch die Sichtweise der zeitgenössischen Schachtheorie berücksichtigt. Die 16 Teilnehmer des Turniers werden in detaillierten und mit zahlreichen historischen Bildern versehenen Portraits vorgestellt. Zudem wird das Turnier unter verschiedensten Aspekten beleuchtet: Welche Schwierigkeiten bedeutete es Mitte des 19. Jahrhunderts, eine solche Veranstaltung durchzuführen? Wie reagierten die Zeitgenossen in den unterschiedlichen Ländern auf das Ergebnis?
More Information
EAN 9783944158006
Weight 430 g
Manufacturer ChessCoach
Medium Book
Year of Publication 2013
Author Dr. Mario Ziegler
Language German
Edition 1
ISBN-13 978-3944158006
Pages 555
Binding hardback



Hin und wieder kommt es vor, dass man als Rezensent ein Buch in die Hand bekommt, das einem buchstäblich die Sprache verschlägt. Dies ist mir mit "Das Schachturnier London 1851" von Dr. Mario Ziegler passiert. Schon die Anbahnung der Rezension war außergewöhnlich. Der Verlag ChessCoach GbR, St. Ingbert, fragte bei mir nach, ob ich bereit sei, das Werk zu besprechen. Erst nach meiner positiven Rückmeldung wurde mir ein Exemplar übermittelt. Als es mir zugegangen war, erkannte ich die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens, denn ein Buch wie "Das Schachturnier London 1851" gibt man nicht ohne Bestätigung, dass es auf bereiten Boden trifft, kostenlos aus der Hand. Und damit bin ich wieder bei meinen einleitenden Sätzen.

"Das Schachturnier London 1851" ist ein Monumentalwerk mit Alleinstellungscharakter. Es offeriert dem Leser aus den verschiedensten Quellen gesammelte Informationen, die ihrerseits nicht alle so ohne Weiteres verfügbar sind, zum Teil aber auch unmittelbar das Ergebnis der geistigen Arbeit des Autors, Ergebnis eigener Recherchen, Analysen, Betrachtungen und Schlussfolgerungen sind. Rund 550 Buchseiten sind an sich schon ein Beleg dafür, dass hier ein Schwergewicht auf den Markt gekommen ist, was nicht physikalisch gemeint ist.

Aber womit kann man über ein einziges Schachturnier, das zudem vor über 150 Jahren ausgetragen worden ist, ein Buch füllen, das dann auch noch packend geschrieben ist und den Leser nicht mit langweiligen Details in Anspruch nimmt? Werfen wir zur Klärung dieser Frage mal einen Blick auf die wesentlichen Inhalte.
Man vergisst allzu leicht, dass die Welt vor rund 150 Jahren völlig anders aussah als heute, politisch, weltanschaulich, gesellschaftlich, aus der Warte der Wissenschaft etc. Das Schachspiel als solches und auch die Organisation von Wettkampfveranstaltungen sind davon nicht zu lösen. Was bedeutete es für die damalige Zeit, ein internationales Turnier wie jenes 1851 in London auszutragen, was bedeutete dies auch für die Teilnehmer? Dem Schachspiel mangelte es noch an einer Vereinheitlichung der Regeln, das Turnier in London war ein Meilenstein zur Ausräumung dieses Defizits. Europa sah politisch sehr viel anders aus als heute; Armut und Reichtum, Mann oder Frau und weitere Umstände, die den Menschen in die Wiege gelegt waren, bestimmten viel mehr als heute das Leben und die eigenen Möglichkeiten, diese Faktoren beschnitten oder förderten die eigenen Potenziale. Unter diesen Maßgaben lässt sich schon eher ermessen, mit welchem Ehrgeiz, welchem Enthusiasmus und Aufwand es verbunden gewesen sein muss, ein Turnier mit dem Ziel auszutragen, den weltbesten Schachspieler zu ermitteln.

Nachdem er seine Quellen beschrieben hat, zeichnet Dr. Ziegler, soweit es für das Werk relevant ist, ein Bild von "Europa um 1850". Auf wenigen Seiten gelingt es ihm, den Leser historisch einzuführen und so vorzubereiten, dass er die auf das Schachspiel bezogenen Aspekte besser einordnen kann. Dem schließt sich der Abschnitt "Die Vorbereitung des Turniers" an, dessen Inhalte ein wenig auch Bindeglied zwischen der allgemeinen geschichtlichen Betrachtung und der Fokussierung auf das Turnier "London 1851" sind. Die politischen Verhältnisse und die Lebensumstände der Menschen spielen auch hier eine wichtige Rolle. Wer sich noch heute von den Geschichtsbüchern aus der Schulzeit abgeschreckt fühlt, kann hier aufatmen. Mit diesen haben die Ausführungen Dr. Zieglers nichts gemein, er lehrt oder doziert nicht, er informiert und unterhält zugleich.

Über die "Chronologie dies Turniers" führt der Weg durch das Werk zum Abschnitt "Die Teilnehmer". In alphabetischer Reihenfolge und mit Adolf Anderssen beginnend ist jedem Teilnehmer ein Porträt gewidmet. Zu manchen Spielern fällt es länger aus, bisweilen aber müssen auch wenige Zeilen genügen, wenn nicht viel über den Betreffenden bekannt geworden oder überliefert ist. Besonders viel Stoff gibt es über Howard Staunton zu lesen, der aufgrund seiner Persönlichkeit, wie sie sich heute darstellt, sicher auch der schillerndste Schachspieler der damaligen Zeit war. Die Porträts aller Spieler waren für mich in der Vorbereitung dieser Rezension so fesselnd, dass ich das Buch fast nicht aus der Hand legen mochte. Einiges war mir, wenn auch nur bruchstückhaft, bekannt, das meiste aber komplett neu. Mit den Porträts öffnet Dr. Ziegler ein Fenster, das den Blick natürlich besonders auf die Spieler, aber auch auf viel Zeitgenössisches frei macht. Absolut empfehlenswert!

Den Hauptteil des Werkes machen die damals gespielten Partien aus. Eingebettet in den "Turnierverlauf" werden sie Runde für Runde abgebildet. Die Runden musste Dr. Ziegler teilweise rekonstruieren, was ihm widerspruchsfrei gelungen ist.
Die Partien sind nicht etwa unkommentiert oder auf damalige Anmerkungen reduziert abgebildet, sie sind durch den Jungbrunnen gegangen. Dr. Ziegler hat alle Partien unter dem Einsatz von Rybka (Version 3) und Houdini (Version 1.5a) nach heutigen Maßstäben analysiert und entsprechend modern kommentiert. Er ist selbst ein erfahrener Spieler und anerkannter Trainer sowie Autor verschiedener Schachbücher. Unter seiner Lupe kommen in den historischen Partien beeindruckende Glanzlichter zum Vorschein, aber auch fatale Fehler. Überlieferte Kommentierungselemente sind teilweise erhalten geblieben, die Urheber und Fundstellen werden in Fußnoten angegeben.
Wie auch Herbert Bastian, der Präsident des Deutschen Schachbundes, in seinem Vorwort anmerkt, ist die Analyse historischer Partien unter Einsatz moderner Engines ein sehr interessanter Ansatz. Nun könnte man fragen, welchen Wert diese neu und modern analysierten und kommentierten Partien für den Leser haben sollen. Diese Skepsis ließe sich ergänzen um den Hinweis, dass sich das Schachspiel entwickelt hat und heute anders als früher gespielt wird.
Ich denke, dass die allermeisten Klubspieler auch heute noch viel lernen können von beispielsweise einem Adolf Anderssen, der das Turnier London 1851 gewann und uns allen durch seine "unsterbliche Partie" bekannt ist, und die allermeisten würden von ihm auch heute noch in der Partie aufs Kreuz gelegt.

Der Partienteil von "Das Schachturnier London 1851" ist ein Schmuckstück und gehört in die Hand jedes passionierten Schachspielers!

Das Werk schließt mit einem Abschnitt "Nach dem Turnier", der sich u.a. mit einer Herausforderung Stauntons an Anderssen und den Reaktionen der Schachwelt auf die Veranstaltung befasst, mit einer "Bewertung des Turniers" als Fazit, einer Eröffnungsübersicht, Statistiken und Verzeichnissen sowie ein paar Zeilen über den Autor.

"Das Schachturnier London 1851" geizt nicht mit Fußnoten, im Gegenteil. Diese geben dem Buch optisch einen wissenschaftlichen Anstrich, der ihm sicherlich auch gebührt. Dr. Ziegler arbeitet sehr genau und transparent, er bezeichnet im Einzelnen seine Quellen, gibt vertiefende Infos und bildet übersetzte Texte in ihrer Originalfassung und damit ursprünglichen Sprache ab.
In den Fußnoten habe ich Zeichen gefunden, die ich zunächst als Hinweis auf Zeichensatzfehler interpretierte. So findet man Kreuze, Kreuze mit zwei Querstrichen, das Paragrafenzeichen und mehr an Stellen, wo man Ziffern erwartet. Wie ich vom Autor auf Anfrage erfuhr, handelt es sich aber in Quellen verwendete Originalsymbole. Dr. Ziegler hat somit aus Gründen der Authentizität und wissenschaftlich exakt an diesen Stellen auf die heute gebräuchlichen Ziffern verzichtet und sich der damaligen Zeichen bedient.

Wie der vorstehenden Passage zu entnehmen ist, habe ich mich mit verschiedenen Fragen an den Autor gewendet, um meine Rezension mit Angaben abrunden zu können, die ich hinsichtlich des Gesamtwerkes für wichtig halte und anderweitig nicht erlangen konnte. Im Folgenden fließen die hierüber gewonnenen Kenntnisse ein.

Wie kommt man auf die (grundlegende) Idee, in die Recherche zum Schachturnier 1851 einzutreten und ein Buch darüber zu schreiben und wie viel Zeit von der Recherche bis zur Fertigstellung des Manuskriptes mag für ein solches Monumentalwerk ins Land ziehen? Bei Dr. Ziegler war es die Suche als Schachtrainer nach Schulungsstoff für seine Schüler, der diese nicht überfordert, die ihn im Jahr 2010 auf die Idee für das Werk brachte. Dabei richtete er seinen Blick auf "klassisches Material", weil er überzeugt ist, dass die Werke moderner Großmeister die Lernenden völlig überfordern. Als er dann merkte, dass ihm als Historiker die seltene Gelegenheit winkte, Neuland zu betreten, nahmen die Dinge ihren Lauf.

Worin sieht der Autor eines solchen Werkes den größten Wert seiner Arbeit (historische Sicherung, Ausräumung von Fehlern in der "Geschichtsschreibung", Bindeglied der Schachfertigkeiten damals und heute etc.)?
"Das Schachturnier London 1851" leistet einen wichtigen Beitrag auf dem Gebiet der Grundlagenarbeit, indem es den rekonstruierten authentischen Verlauf der Partien zeigt. Daran mangelte es bis dahin, in den verbreiteten Datenbanken hat Dr. Ziegler mehrere Fehler entdeckt.
Das Werk ist weiterhin der Versuch, als Bindeglied die Schachfertigkeiten damals und heute in eine Beziehung zu setzen, Unterschiede plausibel zu machen. Der Autor folgt dabei der Linie, auf der Basis der Partieverläufe im Turnier London 1851 die Leistungen der damaligen Weltspitze zu bewerten, indem er sie in den Kontext der "Theorie" um die Mitte des 19. Jahrhunderts stellt. Hier sieht er noch viel Bedarf auf weitere Forschungen, denn bei dem Schritt, die Leistungen der Spieler in den Kontext der damaligen Theorie zu setzen, müsste der seinerzeitige Theoriestand noch anhand der damaligen Publikationen ermittelt werden. So wäre es "eine sehr wichtige Aufgabe, z.B. Partien aus der (Deutschen) Schachzeitung, dem Chess Players Chronicle, der Régénce usw. elektronisch zu erfassen, um künftige schachhistorische Arbeiten auf eine vernünftige Quellengrundlage zu stellen." Auch wenn dieser Aufwand bisher von niemandem geleistet worden ist, liefert "Das Schachturnier London 1851" wichtige erste Ansätze zur Lösung der Problematik und kann auch als Aufschlag für weitere Arbeiten verstanden werden.

Es gibt Dinge, die dem Autor zum Werk zu sagen wichtig sind, ohne dass sie ausdrücklich im Werk stehen. Danach geht "Das Schachturnier London 1851" der Frage nach, inwieweit das Turnier einen Einfluss auf das Schachleben in Europa hatte, auch wenn es tieferer Analysen bedarf, um eine detaillierte Betrachtung zu erlauben. Auch die Vereinnahmung des Ereignisses in der nationalen Wahrnehmung in Deutschland und England wäre eine umfassendere Untersuchung wert. Nach der Aussage Dr. Zieglers wurde ihm bei der Arbeit an dem Buch zum ersten Mal klar, wie sehr die Erforschung der Schachgeschichte noch in den Kinderschuhen steckt und wie verzerrt unser Bild vom Schach im 19. Jahrhundert (und vermutlich noch mehr in der Zeit davor) ist.
"Das Schachturnier London 1851" ist mindestens ein erster und damit wichtiger und großer Schritt auf dem Weg, die Schachgeschichte, und dies im Kontext zum staatlichen und gesellschaftlichen Umfeld, zu erhellen. Es ist das Werk, auf dem zukünftige Arbeiten zum Thema fußen können, auf das zukünftige Forscher bauen können.

Fazit: "Das Schachturnier London 1851" ist in meinen Augen nicht nur ein exzellentes, sondern auch ein ungemein wichtiges Werk. Es befasst sich mit den Wurzeln unserer Art, Schach zu spielen, und stellt eine Brücke von damals nach heute dar. Das Werk ist Geschichtsschreibung, Wissenschaft und natürlich Schachpublikation auf höchstem Niveau. Der Preis von 44,80 Euro ist völlig angemessen.
"Das Schachturnier London 1851" ist zudem Anwärter, jedem Schachspieler als Geschenk eine große Freude zu machen. Und wer sich das Buch nicht selbst kaufen möchte, kann es sich ebenfalls schenken lassen.
Ich wünsche dem Werk, dass es die gerechte Anerkennung durch die Schachwelt bekommen und den Erfolg ernten möge, der ihm zweifelsohne gebührt.

Uwe Bekemann, BdF
Juni 2013
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