Alle Figuren greifen an
328 pages, hardback, Schachdepot, 2009
"Die Partiesammlung Bent Larsens, eines der größten Spieler der Schachgeschichte, verdient schon lange eine aktualisierte und überarbeitete Ausgabe, die wir mit diesem Werk präsentieren möchten. »Ich spiele auf Sieg« fand weltweit große Beachtung.
Dieses einmalige Werk (der erste von zwei Bänden über das Schaffen Bent Larsens) bietet darüber hinaus ca. 40 Prozent neues Material, mit ausgewählten Partien bis zum Jahr 1973.
Von besonderem Interesse ist, wie sich Larsen mit der legendären Figur des Robert James Fischer befasst. Viele seiner Würdigungen Fischers sind geprägt durch Larsens »leichte Feder« und feine Ironie, dabei aber ebenso ungeschminkt wie glaubwürdig geschrieben. Er bringt uns so die Wirklichkeit dieses amerikanischen Genies und manch anderer Größen jener Zeit nahe.
Bent Larsen will mit diesem Buch nicht nur technische, mit großer Tiefe ausgestattete Kommentare konstruieren, er liefert dem Leser auch aufschlussreiche psychologische Details zu jedem seiner kleinen Kunstwerke.“
Weight | 700 g |
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Manufacturer | Schachdepot |
Width | 17.2 cm |
Height | 24.5 cm |
Medium | Book |
Year of Publication | 2009 |
Author | Bent Larsen |
Language | German |
ISBN-13 | 9783981285604 |
Pages | 328 |
Binding | hardback |
Name | Schachdepot |
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007 Vorwort der Herausgeber
009 Einleitung
011 1 Die Anfänge
020 2 Internationaler Meister
023 3 Skandinavischer Meister
026 4 Großmeister!
039 5 Auf und Ab
049 6 Experimente
064 7 Unfreiwillige Pause
079 8 Ein großer Schritt vorwärts
106 9 Die Qual der Wahl
119 10 Das Publikum verlangt scharfes Spiel
127 11 Befriedigende Ergebnisse
141 12 Fantastische Ergebnisse
173 13 Weitere Erfolge
180 14Über meinen Stil
185 15 Die besten Jahre 1969-1973
235 16 Ein Genie namens Bobby Fischer
282 17 Diverse Artikel
318 18 Bent Larsen - Eine aussergewöhnliche Persönlichkeit
324 Index
327 Turnierergebnisse Larsens bis 1973
(Kommentierte) Partiensammlungen gibt es wie Sand am Meer! Ganz so hart wage ich nicht zu urteilen, aber viele verschwinden schneller im (heimischen) Regal als diese durchgespielt/-gelesen werden. Bei hier vorliegenden Buch ist es umgekehrt: viele Sammler und Liebhaber wären (bis jetzt) froh gewesen, das Buch (und damit die kommentierte Partiesammlung) überhaupt zu besitzen. Es handelt sich um die Neuauflage des gefragten Klassikers "Ich spiele auf Sieg ", erweitert um zusätzliches Material. Das bedeutet, dass vierzehn weitere Partien zur Originalausgabe hinzugekommen sind.
Der dänische Großmeister, der schon seit geraumer Zeit in Buenos Aires lebt, hat in Deutschland seine Fangemeinde zuletzt durch seine Beiträge im Magazin "Kaissiber " verzückt. Seine Turniersiege, die auch im Anhang des Buches aufgelistet sind, sind vielzählig, wenngleich er vielen Schachspielern durch sein desaströses 0:6 gegen Fischer im Kandidatenmatch 1971 in Erinnerung geblieben ist. Doch Larsen wäre nicht Larsen, der analog dem Titel seines Klassikers immer die Herausforderung um den ganzen Punkt gesucht hat, schließlich hat er eine der geringsten Remisquoten im Spitzenschach. Autobiographisch führt er in seinem eigenen Schreibstil unterhaltsam und nicht ohne Witz, geprägt durch seine Karriere und beschreibt die unmittelbare Zeit vor der Computer-Ära. Mit seinen tiefgründigen Analysen beweist der Autodidakt seinen hohen schachlichen (Eigen)Anspruch und weiß für Spieler von Flankeneröffnungen viel Gehaltvolles mitzugeben. Das Zusatzmaterial ist in Bezug auf den erzählerischen Zusammenhang des Buches leider nicht so Recht integriert und wirkt ein wenig lieblos hinzugefügt, zumal auch die Kommentierung im Niveau sinkt.
Als ungünstig gelöst empfinde ich, dass die Diagramme nicht immer direkt nach dem entsprechenden Zug zu finden sind, so auf den Seiten 15, 18, 20, 31, 37, 67, 76, 82, 101, 111, 125, 129, 171, 189, 199, 208, 219, 227, 230, 233, 254, 260 und 304 . Manchmal ist das Diagramm gar auf der umzublätternden Seite, was den Lesefluss unnötig mindert. Aufgrund von Diagrammsymbolen nach dem betreffenden Zug findet man dennoch die gesuchte Brettgrafik. Von diesem Manko abgesehen kann ich diese Partiesammlung wärmstens empfehlen und von dieser Art des Inhalts kann es aus meiner Sicht durchaus eine Aufholjagd zum "Sand am Meer" geben ...
Mit freundlicher Genehmigung
Frank Große, www.schachlinks.com
September 2009
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Larsens großartige Partiesammlung
Bent Larsens Partiesammlung Ich spiele auf Sieg gilt zu Recht als Klassiker. Der Band ist schon lange vergriffen, Restexemplare wurden zu Liebhaberpreisen gehandelt. In meiner Bibliothek findet sich eine unscheinbare dänische Ausgabe von 1969 mit 50 Partien; Diagramme sind dort Mangelware. Die bei Sammlern begehrte deutsche Ausgabe von 1971 hatte 60 Partien, die jetzt erschienene Neuausgabe Alle Figuren greifen an (29,80 € , SchachDepot 2009) wurde auf 74 bis zum Jahr 1973 gespielte Partien erweitert.
Der 1935 geborene Däne lebt seit 1980 in Buenos Aires. Er ist Sieger dreier Interzonenturniere, ihn charakterisiert ein etwas eigenwilliger, aktiver Positionsstil, der vor Eröffnungsexperimenten nicht zurückschreckt. Seine Turniersiege sind zahlreich, Probleme hatte er allerdings auf allerhöchstem Niveau, kulminierend in der 0-6-Niederlage im Kandidatenmatch 1971 gegen Fischer. Vielleicht kann man ihn mit dem Morosewitsch der Ist-Zeit vergleichen. Bescheidenheit war nie Larsens Zier, sein Motto ,,Ich spiele auf Sieg" (immer, gegen jeden, in jeder Turniersituation) charakterisiert dies ebenso wie seine tendenziell eher optimistischen Stellungseinschätzungen. Als absoluter Autodidakt - einen Trainer oder (festen) Sekundanten hatte er nie - ist seine historische Leistung freilich nicht hoch genug einzuschätzen. Im Buch erzählt er freimütig über seine Karriere und kommentiert vorbildlich die ausgewählten Partien. Besonders im Bereich der Flankeneröffnungen habe ich seinerzeit viele Anregungen daraus gezogen. Es ist außerordentlich erfreulich, dass dieses Werk jetzt als repräsentative Neuausgabe wieder zugänglich ist.
Erschienen ist es beim SchachDepot-Verlag, es trägt die Produktionshandschrift von Chessgate, was als Qualitätsmerkmal zu bezeichnen ist. Christopher Lutz und/oder Romero Holmes haben nur äußerst behutsam einige analytische Präzisierungen hinzugefügt - Larsens Originalanalysen scheinen von ziemlich hoher Qualität gewesen zu sein. Großformatig und auf hochwertigem Papier gedruckt gewinnt es an bibliophilem Wert, nichtsdestotrotz gibt es zu beanstandende Kleinigkeiten wie die Verwechslung (S. 142, S. 160) von GM Damjanovic (* 1927) mit GM Damljanovic (*1961).
Ein wenig kritischer bin ich beim Anhang bzw. beim ergänzten Material. Die 14 hinzugefügten Partien entstammen offenkundig einer spanischen Schachzeitschrift. Es fehlt sowohl der erzählerische Zusammenhang der vorangegangenen Kapitel als auch die Tiefgründigkeit der Kommentare. Einige angefügte Artikel wie über das chinesische oder philippinische Schach der 70er Jahre wirken wie journalistische Auftragsarbeiten und aus heutiger Sicht eher kurios. Larsens Erinnerungen an seine Sekundantentätigkeit für Fischer sind aufschlussreich, die nur oberflächlich kommentierten Partien des WM-Kampfes 1972 indes weniger.
Der Käufer des umfangreichen Werkes mag dies alles freilich als Zugabe betrachten, oder auch als Schaffensdokumentation unseres Helden, den Brotjournalismus eingeschlossen. Insgesamt sehr empfehlenswert!
Mit freundlicher Genehmigung
Harald Keilhack
Schach / Deutsche Schachzeitung 8/2009
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Bent Larsen zählt zu den originellsten Spielern der Schachgeschichte. Seinen Höhepunkt hatte er Anfang der siebziger Jahre, als er bis auf Rang 3 der Weltrangliste kletterte. Er vertrat die Weltauswahl 1970 am ersten Brett gegen die Sowjetunion - noch vor Bobby Fischer. Wer der beste Spieler des Westens war, entschied sich allerdings wenig später. Im Kandidatenmatch erlitt der Däne dasselbe Desaster wie zuvor Taimanow: Er verlor chancenlos 6:0 gegen den Amerikaner. Larsen war Autodidakt wie Fischer, einen Trainer hatte nie. Er war kein Wunderkind. Mit 14 reichte seine Spielstärke bei weitem nicht an die von Morphy, Capablanca oder Fischer im selben Alter heran, wie er bescheiden einräumt. Nachdem er bei der Olympiade in Moskau 1956 das beste Resultat am 1. Brett holte, bekam er den GM-Titel verliehen. Es war sein internationaler Durchbruch. Larsen war nie ein Freund der Punkteteilung. Nur 40% all seiner Partien endeten Remis, was im Spitzenschach sehr ungewöhnlich ist. Dabei beschreibt sich Larsen selbst nicht als kompromisslosen Angreifer. Er war stets darauf bedacht, keine Schwäche in Kauf zu nehmen.
Als Autor hat Larsen durch sein Buch Ich spiele auf Sieg sein schachliches Vermächtnis hinterlassen. Vielen gilt es als eine der besten Schachpublikationen überhaupt. Das Buch ist schon lange vergriffen. Der originelle Schreibstil, die kreativen Eröffnungsideen wie das legendäre nach ihm benannte Larsen-System (1.b3) sowie die angriffslustige Spielführung besitzen nach wie vor ästhetischen Reiz. Der SchachDepot Verlag hat das Werk nun unter dem Titel Alle Figuren greifen an wiederaufgelegt. Der erste Band ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung von Larsens Klassiker, die neben Aktualisierungen mancher schachlicher Einschätzung um zahlreiche Partien ergänzt ist. Das Buch ist weitgehend eine Biographie, bei der Larsen Selbstironie und Witz beweist. Die Beschreibung, wie er die Partien für die Sammlung ausgewählt hat, oder welche Ausreden es für schlechtes Spiel gibt, machen die Lektüre unterhaltsam. Es fügt sich ein Exkurs über Bobby Fischer und sein Match gegen Spassky von 1972 sowie einige spätere Texte über diverse Themen an. Viele Fans werden sich auf diesen Klassiker freuen.
Mit freundlicher Genehmigung
Harry Schaack, KARL 2/2009
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Wie weit würde Bent Larsen heute in der Schachspitze vorstoßen? Schwer zu sagen, denn im Zeitalter des Schachcomputers ist vieles anders als zu seiner Glanzzeit in den 50er bis 70er Jahren. Heute haben Weltmeisterschaftsanwärter einen Sekundantenstab. Larsen meint: "Ich habe niemals einen Sekundanten gebraucht und glaube, es würde mich eher stören als unterstützen, wenn ich einen hätte." So auf Seite 49 seiner wieder aufgelegten Autobiografie "Ich spiele auf Sieg", die die große Karriere des Dänen anhand von 74 eigenen Partien bis 1973 nachzeichnet. Aber nicht nur das, denn über drei Jahrzehnte später hat sich der SchachDepot-Verlag und sein deutscher Herausgeber und Layouter Christopher Lutz nicht nur um die Neuerscheinung verdient gemacht, sondern in Rücksprache mit Larsen viele "Leckerbissen" dazu gepackt (und Lutz besorgte auch einige "schachliche Umbewertungen"). Und das ist nur Band eins, dem eine weitere Publikation mit Artikeln aus der Zeit nach 1973 folgen soll, denn Larsen schrieb für Schachzeitungen in vielen Ländern. Aber der Auftaktband ist gleich ein Knüller! Die Gründe, sich diesen Band neben das Trainingsbrett zu packen, sind mannigfaltig.
Larsen war einer der besten und stilprägenden Spieler der Epoche nach dem zweiten Weltkrieg als das Schachspiel von der sowjetischen Schachschule auf einen differenzierteren Entwicklungsstand gehoben wurde, und westliche Antipoden wie Bobby Fischer, Samuel Reshevsky, Miguel Najdorf und eben Larsen gehörten als Triebkräfte beim Klassenfeind dazu. "Stars des Westens" nennt Garry Kasparow sie in seiner Vorgänger-Serie, aber wo der 13. Weltmeister mit modernem technischen Hilfswerkzeug und heutigem Geschichtsverständnis vordringt, atmet der Larsen-Band den gelebten Zeitgeist ... eine ideale Ergänzung sozusagen. Die eigenen Glanzleistungen füllen die ersten 234 Seiten, und dann kommen "die Sahnehäubchen", die Blicke auf die großen Kollegen, allen voran "ein Genie namens Bobby Fischer", dessen Lebensgang Larsen von ihrer ersten Begegnung 1958 bis 1972 auf über 50 Seiten beschreibt. Weitere Artikel befassen sich mit dem "Gentleman Paul Keres", Mihail Tals Tragödien, ein wenig Anatoli Karpow, Schönheitspreispartien, seinem Landsmann Jens Enevoldsen und dessen Glanzpartie gegen Aaron Nimzowitsch, dem Auftauchen der heute allgegenwärtigen chinesischen Schachschule in den 70er Jahren, einige Endspiele und seltene Varianten im Lettischen Gambit und der Spanischen Eröffnung ... ein anregendes Potpourri, zeitlos und äußerst subtil.
Wo Kasparow der Objektivität nachspürt, da will Larsen seine Philosophie erklären. Und dazu gehört viel, was dem modernen Turnierpraktiker weiterhelfen oder ihn auch warnen kann! Es geht um neue Wege und Experimentierfreude in Eröffnungen, ein ganzes Mittelspieltraining könnte aus den wortreichen Stellungsbewertungen extrahiert werden, das Drängen nach Siegressourcen durchzieht die analytische Suche, man erfährt viel über die Spielercharaktere und Spielertypen jener Zeit, das Schachfluidum der Rivalität unter damaligen Schachgrößen wird eingefangen, und Larsen bleibt immer der Nonkonformist, der Hasser der Schablone, und ein bissiger Wortkünstler zudem. Der heute 74-Jährige kommt aus einem kleinen Land und denkt für die globale Schachgemeinde, durchaus sympathisch unbescheiden: "Meine Partie gegen Bellon würde schon bald Spielern in Sibirien, Australien, Indonesien und anderen Winkeln der Welt bekannt sein." (S. 210) schrieb er lange bevor das Internet als Medium existierte. Larsen präsentiert kein strukturiertes Gedankengebäude, sondern ein Palette an Schacherfahrungen und -anregungen, die sich Stück für Stück über seine Partieerklärungen erschließen, und darunter ist manche schräge Nummer, wie der "Baby-Orang-Utan", sprich 1. b3 statt 1. b4 - also Tartakowers Patent mit halber Reichweite, aber großer Durchschlagskraft in Larsens Händen und wegen seiner häufigen Anwendung bisweilen auch als Larsen-Eröffnung bezeichnet. In diesem Band gibt es dazu fünf Beispiele.
(...)
Fazit: Nicht zögern - kaufen, es ist für jeden was drin. Und dann zählt nur noch eines, auf Sieg spielen!
Mit freundlicher Genehmigung
Harald Fietz, Schach Magazin 64 7/2009
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Das Buch war in unserer Vereinsbibliothek und war auch bei der einen oder anderen Schachfreizeit dabei, wo dann auch jene Empfehlung ausgesprochen wurde. Ich blätterte ein bisschen darin herum, war aber zunächst nicht sonderlich beeindruckt. Kurz darauf lernte ich dann, dass Larsen derjenige war, der beim Wettkampf "UdSSR gegen den Rest der Welt" locker gegen Spasskij in knapp 20 Zügen verlor. Auch seine Verlustpartie im Drachen gegen Fischer, die dieser in seinen "60 denkwürdigen Partien" darstellt sowie die Tatsache, dass er gegen eben jenen Fischer 0:6 verlor gaben für mich, in meiner damaligen Naivität und Unreife, keinen Anlass, mich mit diesem "Feld-, Wald- und Wiesengroßmeister" näher zu beschäftigen.
Jahre später, ich war um einige 100 DWZ-Punkte stärker und um einige Jahre reifer, gab mir mein wesentlich stärkerer Bruder den Tipp, doch einmal Larsen's "Ich spiele auf Sieg" zu lesen. Leider hatte sich ein Großteil der Vereinsbibliothek in Luft aufgelöst und ich konnte dieses Buches nicht habhaft werden. Mein Urteil über Larsen hatte ich bereits vorher revidiert. Immerhin wurde die Partie gegen Spasskij an Brett 1 der Weltauswahl gewonnen und Larsen machte 2,5/4 und der Wettkampf gegen Fischer war immerhin das Kandidatenturnier. Und die Aufnahme in eine Partiesammlung wie "Meine 60 Denkwürdigen Partien" stellt allein schon eine Auszeichnung dar.
In den folgenden Jahren ist es mir nicht gelungen Larsen's ich spiele auf Sieg in die Finger zu kriegen. Aber jetzt ist es wieder da, wenn auch in einer anderen Aufmachung und unter einem anderen Titel - und dadurch naturgemäß etwas umfangreicher.
Im Verlag SchachDepot veröffentlicht Larsen, redigiert von Christopher Lutz und Alfonso Romero Holmes, wieder seine Partiensammlung. Der Erste Band von "Alle Figuren Greifen An" deckt die Jahre bis 1973 ab. Diesmal wird nicht abgewartet bis das Buch wieder "verdunstet" ist.
Das Buch ist zunächst einmal ein "richtiges" Buch. Fester Einband, gutes Papier, solide Aufmachung. Das Buch kann gemeinsam mit mir alt werden, und zwar nicht nur in meinem Bücherregal. Dass es aus diesem herauskommt, dafür steht der Inhalt.
Zunächst kommen, in chronologischer Reihenfolge, 74 Partien bis 1974. Larsen zeigt nur Gewinnpartien, denn, wie er offen zugibt, Bescheidenheit war noch nie eine seiner Stärken. Die Partien selbst sind in einer sehr ansprechenden Weise kommentiert. Viel Erläuterungen, aber kein "Geschwafel". Man erfährt worum es geht und auch etliches über den sportlichen Hintergrund der Partie und die Motivation der Spieler während der Partie. Das ganze wird angereichert durch Varianten, welche die wichtigsten Fragen beantworten und von der Menge und der Tiefe her zu bewältigen sind. Eine gelungene Mischung, die einen Amateur wie mich nicht wie der sprichwörtliche "Ochs vor'm Berg" stehen lässt, aber durchaus zum mitdenken und weiterdenken anregt. Von großem Vorteil erweist es sich hier, dass Larsen nicht nur ein überaus begnadeter Schachspieler ist, sondern auch hervorragend schreiben kann. Es macht einfach Spaß das Buch zu lesen. Andererseits kann man damit auch arbeiten und sicherlich seine Spielstärke nicht unerheblich steigern. Dies mag insbesondere für uns Amateure von Bedeutung sein, denn in Larsen's Partien werden keine ellenlangen Buchvarianten abgespult, sondern man kommt gleich zur Sache und spielt eigenständig Schach.
In diesem biographischen Teil vermisse ich ein bisschen etwas über den Menschen Bent Larsen. Man erfährt, etwas vereinfacht ausgedrückt, nur dass er in der danischen Provinz geboren ist, sein Studium zugunsten von Schach aufgab und das war es im Wesentlichen. Nun gut, eine ausführliche Lebensbeichte gehört vielleicht nicht in eine Partiensammlung hinein. Aber es hätte mich schon interessiert, wie er als Autodidakt, ohne fundiertes Training (zumindest lässt er nicht durchblicken wo er dieses bekommen hätte) es geschafft hat, auf gleichem Niveau wie die sowjetischen Spitzenspieler zu spielen. Vermutlich war es harte Arbeit, aber dies lässt er wohl nicht gerne durchblicken, denn sonderlich aufregend klingt das nicht.
Etwas mehr über den Menschen Bent Laren erfährt man im Aufsatzteil am Ende des Buches. Hier erzählt er über verschiedene Aspekte seines Lebens, über andere Schachspieler (insbesondere Fischer). Auch dieser Teil, indem Schach etwas in den Hintergrund rückt, profitiert von seiner Erzählkunst. Man legt das Buch ungern aus der Hand.
Alles in allem eine runde Sache. In der kommenden Weihnachtszeit ein nettes Präsent für viele Schachspieler. Nur, empfehlen Sie es zum Lesen und Spaß haben, nicht zum durcharbeiten (das ist keine wirkliche Empfehlung). Dann nimmt man es auch in die Hand und fängt - idealerweise - von selbst an mit Spaß an den Buch und den Partien zu arbeiten.
Mit freundlicher Genehmigung
Martin Fischer, www.chessbase.de