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LOMATEOB3

Enzyklopädie der Schacheröffnungen - B

543 pages, hardback, Informator-Verlag, 3. edition 1997

From the series »Enzyklopädie der Schacheröffnungen«

€29.65
Incl. Tax, excl. Shipping Cost
Discontinued
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EAN 8672970322
Manufacturer Informator-Verlag
Medium Book
Year of Publication 1997
Author Aleksandar Matanovic
Series Enzyklopädie der Schacheröffnungen
Language Figurine
Edition 3
ISBN-10 8672970322
Pages 543
Binding hardback
Standardwerk verliert an Rang
Die fünfbändige Enzyklopädie der Schacheröffnungen (kurz: ECO) ist immer noch ein wichtiges Standardwerk, wenngleich der Informator-Verlag die Reihe der Monographien gestartet hat. Diese spezialisiertere Reihe weist noch zuviele Lücken auf, um ECO in den nächsten Jahren verdrängen zu können.
Die zweite Auflage von Band B datiert aus dem Jahr 1984, Band C (2. Auflage) ist sogar drei Jahre älter. Eine Neubearbeitung war also sinnvoll. Leider zeichnen wie schon bei Band A keine namhaften Großmeister mehr für die einzelnen Abschnitte verantwortlich. Ich befürchte, daß das Redaktionsteam heute ohne viel Nachdenken die neuen Informationen aus dem Informator einfügt - und mit kaum mehr Aufwand alte Analysen herauswirft.
Auf Seite 32 in diesem Heft hatte ich schon ein Beispiel aus dem neuen Band B erwähnt, bei dem das Skandinavisch-Abspiel 4. Sf3 Sf6 5. h3 c6 6. Ld3!? nach zwölf weiteren Zügen mit +/- bewertet wurde, ohne daß die Redaktion etwas Besseres für den Nachziehenden vorschlug:
Weiß: Ke1, Dd1, Ta1, Th1, Lc1, Ld3, Sc3, Sf3, a2, b2, c2, d2, f2, g2, h3
Schwarz : Ke8, Da5, Ta8, Th8, Lc8, Lf8, Sb8, Sf6, a7, b7, c6, e7, f7, g7, h7
Schwarz am Zug
+/-? Schwer zu glauben (vgl. S. 32).
In den letzten Wochen habe ich mich intensiver mit Band B auseinandergesetzt als mit Band C; die Leser werden in dem B 01-Theorieartikel in Kaissiber 6 an mehreren Stellen Kritik an dem neuen Band lesen. Es ist das große Problem der Redaktion, daß für neues Material alte Varianten weichen müssen. Ein anerkanntes Standardwerk wie ECO muß dabei darauf achten, daß nicht historisch wichtige Varianten mit in den Reißwolf wandern. Daß der Abschnitt Skandinavisch jetzt keine einzige Mieses-Partie mehr enthält, nicht einmal Tarrasch - Mieses, ist mit einer „höheren Qualität" des heutigen Partienmaterials wohl nicht zu begründen.
Oder schlagen wir den Abschnitt C 22 (Mittelgambit 1. e4 e5 2. d4 exd4 3. Dxd4) auf. In der vorigen Auflage noch von Keres bearbeitet, waren damals etwa 50% mehr Varianten zu finden. Nach 3. ... Sc6 4. De3 Sf6 5. Sc3 Lb4 6. Ld2 0-0 7. 0-0-0 Te8 war der von Tschigorin einst als beste Fortsetzung bezeichnete Zug 8. f3 in vier Zeilen vertreten (8. ... d5 9. Df2 dxe4; nur fehlte die kritische Fortsetzung 10. Lg5!). In der Neuauflage von Band C wurde 8. f3 überhaupt getilgt.
Aber mit solchen Einzelheiten brauchen wir uns eigentlich gar nicht aufzuhalten. Die allzu drastische Vorgehensweise der ECO-Redaktion muß man nicht mit der Lupe suchen, sie liegt ja offen zutage. C 23, das Läuferspiel, schrumpfte von 40 auf 7 Fußnoten. Das Muzio-Gambit verfügt statt 60 jetzt nur noch über 14 Fußnoten. Die Philidor-Verteidigung, auch heute noch recht beliebt, ging von 117 Fußnoten auf 75 zurück. C 40 (Lettisch und 2. ... d5) hat nach der „Reform" statt 71 noch 21 Fußnoten aufzuweisen. Das Kieseritzky-Gambit, eine Art Hauptvariante des Königsgambits, muß einen Absturz von 117 auf 33 Fußnoten verkraften. Wer glaubt, daß auf so wenig Platz eine sachkundige Darstellung noch möglich ist?
Meine Ansicht, daß in der 3. Auflage die Einschnitte in traditionelle Systeme viel zu unsensibel vorgenommen wurden, kann ich in vielen Einzelheiten belegen. Ich stelle nicht in Abrede, daß moderne Systeme kräftig an Umfang hinzugewonnen haben. Alles, was ich konstatiere, ist eine unschöne und nicht gerechtfertigte Störung der Balance zwischen neuen und alten Eröffnungen.
Um es ganz nüchtern zu sagen: Im allgemeinen ist ECO der Konkurrenz MOP immer noch klar überlegen. Über viele traditionsreiche Systeme wird der Käufer aber nur noch unzureichend informiert. Wer also mehrheitlich unmodische Systeme im Repertoire hat, kann auf die 3. Auflage mit gutem Gewissen verzichten.
Stefan Bücker