Article Number
LXDVOCL
Author
Chess Lessons
Attributes
274 pages, paperback, Russell Enterprises, 1. edition 2018
In this, his penultimate work, legendary chess instructor Mark Dvoretsky (1947-2016) explores identifying and dealing with problems on the chessboard.
”While working on the games that I have included in this book, I have sought to uncover their core ideas which are important for a chessplayer’s improvement and demonstrate them as vividly as possible. Those may include both approaches to playing out certain typical situations and mastering various positional and tactical ideas, as well as improving technical skills and training an ability to search for decisions and to make them on the basis of the precise calculation of variations.
”The last two parts of the book are devoted to the specific forms of training that I routinely use during my lessons: analysis of games in the form of solving a string of consecutive tasks and playing out of certain specially selected positions.
”I hope that this book will be of help not only to high-ranking players at whom it is primarily aimed, but also to every reader who is serious about self-improvement and wishes to understand problems that grandmasters and masters face over the board and the ways they solve them; what are the reasons for errors they sometimes commit and how to avoid those mistakes.“
Mark Dvoretsky, from his Foreword
”While working on the games that I have included in this book, I have sought to uncover their core ideas which are important for a chessplayer’s improvement and demonstrate them as vividly as possible. Those may include both approaches to playing out certain typical situations and mastering various positional and tactical ideas, as well as improving technical skills and training an ability to search for decisions and to make them on the basis of the precise calculation of variations.
”The last two parts of the book are devoted to the specific forms of training that I routinely use during my lessons: analysis of games in the form of solving a string of consecutive tasks and playing out of certain specially selected positions.
”I hope that this book will be of help not only to high-ranking players at whom it is primarily aimed, but also to every reader who is serious about self-improvement and wishes to understand problems that grandmasters and masters face over the board and the ways they solve them; what are the reasons for errors they sometimes commit and how to avoid those mistakes.“
Mark Dvoretsky, from his Foreword
EAN | 9781941270707 |
---|---|
Weight | 510 g |
Manufacturer | Russell Enterprises |
Width | 15.1 cm |
Height | 22.8 cm |
Medium | Book |
Year of Publication | 2018 |
Author | Mark Dvoretsky |
Language | English |
Edition | 1 |
ISBN-10 | 1-941270-70-0 |
ISBN-13 | 978-1941270707 |
Pages | 274 |
Binding | paperback |
005 Signs & Symbols
006 Foreword
Part 1
009 Lessons from a Certain Game
Part 2
032 Positional Games
Part 3
079 Discussions in the Opening
Part 4
112 The King in Peril
Part 5
155 Under Fire
Part 6
198 Games with Questions
Part 7
254 Playing-out
006 Foreword
Part 1
009 Lessons from a Certain Game
Part 2
032 Positional Games
Part 3
079 Discussions in the Opening
Part 4
112 The King in Peril
Part 5
155 Under Fire
Part 6
198 Games with Questions
Part 7
254 Playing-out
Das vorletzte Buch des 2016 verstorbenen außergewöhnlichen Schachtrainers und Autors Mark Dvoretsky ist nunmehr in einer englischen Übersetzung mit dem Titel "Chess Lessons, Solving Problems & Avoiding Mistakes" erhältlich. Es ist bei Russell Enterprises erschienen.
Das Werk besteht aus sieben Teilen, in denen er unter verschiedenen thematischen Ansätzen bzw. hinsichtlich verschiedener taktischer und strategischer Elemente des Spiels Meisterpartien der Vergangenheit ganz intensiv untersucht. Es geht ihm dabei darum, jeweils quasi die Seele des Spiels herauszuarbeiten und sie nicht nur vor dem Leser auszubreiten, sondern sie aller ihrer Geheimnisse zu berauben. Zur Vorbereitung dieser Rezension habe ich mir natürlich nur mehrere Teile intensiv anschauen können, die ich aber über das Buch verteilt ausgewählt habe. Bei jeder Stichprobe hatte ich das Gefühl, als erhielte ich eine Einladung, hinter einen Vorhang zu schauen, oder eine Lupe gereicht. Dvoretsky hat sich nicht vom Jahr beeinflussen lassen, in dem das Duell ausgetragen worden ist, und auch nicht davon abhalten, dass es vielleicht schon intensiv analysiert und kommentiert worden ist. Wenn also beispielsweise ein Aljechin eine Passage unkommentiert gelassen hat, dann hält Dvoretsky ihm diese unter die Nase, sofern er ein verborgenes Geheimnis erkannt hat.
Diese intensive Besprechung verlangt dem Leser viel ab, wenn er alles zur Verbesserung seiner Spielstärke verstehen möchte. Er muss schon über sehr gute Fähigkeiten verfügen, um beim Blick hinter den Vorhang alles zu verstehen. So gibt Dvoretsky auch selbst an, dass er sein Buch vornehmlich für den hochrangigen Spieler geschrieben hat, aber nicht nur.
Wenn Wissenschaft ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen ist, das auf seine Geltung streng geprüft worden und mit dem Anspruch verbunden ist, objektiv zu gelten, dann hat Dvoretskys Arbeit mit Wissenschaft im Schach zu tun.
Die einzelnen Kapitel folgen nicht allesamt einer einzigen Idee der Qualifizierung des Lesers. Nebeneinander im Buch kommen eingebaute Lehrsätze, die Partien begleitende zusätzlich vertiefende Analysen, zu beantwortende Fragen wie auch zu lösenden Aufgaben zum Einsatz. Letztere sind über Diagramme eingestreut oder auch über Varianten, die zu beurteilen sind. Über die Anzahl von Sternchen drückt der Autor den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe aus. Je mehr der Leser davon vorfindet, umso höher sind die an ihn gerichteten Anforderungen.
Dvoretsky hat nicht vergessen, neben dem wirklich anstrengenden Stoff auch genügend narrative Elemente einzubauen. Es ist manchmal etwas erstaunlich, aber trotz des Tiefgangs in der Materie habe ich immer wieder das Gefühl gehabt, einer Plauderei zu folgen. Und bisweilen enthält auch sie dann ein kleines Geheimnis, in das der Leser eingeweiht wird. Auf nette und manchmal auf humorige Weise erfährt man dann am Rande beispielsweise, dass ein Großmeister-Kollege ein eigentlich gutes Buch geschrieben hat, aber versäumt hat, die Varianten mit dem Computer zu überprüfen. Der Kollege hätte sicher gerne darauf verzichten können, dies so vor die Nase gehalten zu bekommen, aber den Leser unterhält es.
Wer Englisch nicht als Muttersprache hat, sollte schon gefestigte Fremdsprachkenntnisse zu haben, um gut mit dem Werk arbeiten zu können. Es enthält viel Text, der zudem nicht immer in Vokabular und Satzbau einfach gestaltet ist.
Fazit: "Chess Lessons, Solving Problems & Avoiding Mistakes" ist ein Buch für den starken Spieler, der auf hohem Niveau gehaltenes und beinahe als wissenschaftlich zu bezeichnendes Material zur eigenen Vervollkommnung sucht. Es ist eine große Herausforderung für den durchschnittlichen Klubspieler und eine Überforderung für den Spieler auf einem Level darunter. Es ist ein Klasse-Werk, das in der richtigen Hand klasse wirkt.
Uwe Bekemann
www.BdF-Fernschachbund.de
September 2019
Ein Manko unserer schnelllebigen Zeit ist, dass es heute selbst in Fachmagazinen immer seltener ausführliche Analysen gibt. Spitzenspieler zeigen lediglich die Highlights ihrer Partien, für detailliertere Anmerkungen fehlt meist der Platz.
Für Mark Dworetski stand aber gerade die ausführliche Analyse im Zentrum seiner Arbeit. Er war einer der besten und bekanntesten Trainer, seine Bücher sind Klassiker. Als er 2016 plötzlich starb, ging auch eine Schnittstelle verloren. Dworetski kam noch aus der „alten” Sowjetarbeitete anfangs noch mit Zettelkästen, in dem seine sorgfältig ausgewählten Trainingsbeispiele akribisch nach Stichworten sortiert waren. Doch er schaffte den nahtlosen Übergang und setzte seine analytische Arbeit auch mit den Schachprogrammen fort, ohne dabei an Qualität zu verlieren.
Das jetzt in englischer Übersetzung erschienene Chess Lessons war Dworetskis vorletztes Werk. Der Autor stellt darin zum einen Trainingsvor. Zum anderen setzt er sich mit historischen Partien und ihren zeitgenössischen Analysen auseinander.
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel. Im ersten, „Lessons of a Certain Game”, geht es um Erkenntnisse, die man aus Neubetrachtungen historischer Partien ziehen kann, erfährt aber auch, warum man gegen gute Spieler niemals passiv spielen sollte. Das Kapitel „Positional Games” beschäftigt sich mit Aspekten wie „Stellungsüberschätzung”, die z.B. anhand einiger überoptimistischer Kommentare Timmans gezeigt werden. Im Abschnitt „Discussions in the Opening” zeigt Dworetski, dass es eröffnungstheoretische Diskurse schon zu allen Zeiten und nicht erst seit dem Informator gab. Das Kapitel „The King in Peril” zeigt vor allem überraschende Attacken gegen den König aus scheinbar harmlosen Stellung heraus. „Under Fire” beschäftigt sich mit den Feinheiten der Verund versammelt die vielleicht schwierigsten und schönsten Aufgaben des gesamten Buches. „Games with Questions” stellt eine Trainingsmethode von Dworetski vor. Die detaillierten Partiefragen eignen sich ausgezeichnet als Trainingsmaterial. Eine andere Lehrmethode ist das „Ausspielen” von Studien, wobei der Schüler Schritt für Schritt eine Serie von objektiv besten Zügen finden muss. Da man unmöglich die gesamte Komplexität überblicken kann, lernt man dabei auch, seine Zeit rational einzuteilen. Zu all diesen Themen bietet Dworetski originelles wie profundes Material. Ihm gelingt es meisterhaft, die Partien genau auf den Aspekt des Kapitelthemas hin aufzubereiten.
Neben der Wissensvermittlung gibt Dworetski viele praktische Tipps oder Übungen. Immer wieder wendet sich der Autor mit Aufgaben und Fragen direkt an den Leser. Wichtige und keineswegs banale Erkenntnisse werden fett hervorgehoben. Das können Hinweise sein wie: „Turm und zwei Bauern im Endspiel sind meist besser als zwei Leichtfiguren.” Aber auch komplexere wie etwa: „In solchen symmetrischen Stellungen ist es extrem wichtig, der erste zu sein, der den Tausch eines Springers anbietet.” Anderswo liest man, dass Eugenio Torre eine sehr eigene Eröffnungsbehandlung hatte, die mit bestimmten positionellen Risiken verwar, die aber nur die besten seiner Gegner aufzudecken wussten.
Dworetski legt mit seinen Analysen Schicht für Schicht die Anatomie einer Partie frei. Hier werden nicht „stapelweise” Computervarianten aufgeführt, sondern es wird stets der rote Faden gesucht, die langfristigen Ideen, das strategische Ganze, das die Partie zusammenhält. Die anaTiefe mag zuweilen abschrecken und richtet sich an die ambitionierten bis hin zu professionellen Spielern. Doch wenn man sich einmal die Mühe macht, solche Analysen durchzuspielen, wird man immer wieder den blassen Schimmer der Wahrheit gewahr. Und der damit verbundene Erkenntnisgewinn ist ein höchst beglückendes Gefühl.
Wunderbar ist es, wenn Dworetski die Narration einer Partie umschreibt und selbst sehr bekannte Klassiker in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Beispielsweise in der Partie Aljechin gegen Winter, in der der Weltmeister eine etwas längere Zugsequenz unkommentiert lässt. Dworetski bemerkt: „… and how wrong he is!” Denn dieser Teil der Partie enthält die komplexesten und subtilsten Probleme. Oder wenn er in einer oft besprochenen Partie wie Romanischin - Petrosjan völlig neue Wege beschreitet. Irgendwie hat man bei dieser Lektüre immer den Eindruck, etwas tiefer als sonst zu blicken.
Chess Lessons führt noch einmal vor Augen, wie groß der Verlust dieses ungemein fähigen Schachdidakten Mark Dworetski ist.
Harry Schaack, KARL 2/2018
Das Werk besteht aus sieben Teilen, in denen er unter verschiedenen thematischen Ansätzen bzw. hinsichtlich verschiedener taktischer und strategischer Elemente des Spiels Meisterpartien der Vergangenheit ganz intensiv untersucht. Es geht ihm dabei darum, jeweils quasi die Seele des Spiels herauszuarbeiten und sie nicht nur vor dem Leser auszubreiten, sondern sie aller ihrer Geheimnisse zu berauben. Zur Vorbereitung dieser Rezension habe ich mir natürlich nur mehrere Teile intensiv anschauen können, die ich aber über das Buch verteilt ausgewählt habe. Bei jeder Stichprobe hatte ich das Gefühl, als erhielte ich eine Einladung, hinter einen Vorhang zu schauen, oder eine Lupe gereicht. Dvoretsky hat sich nicht vom Jahr beeinflussen lassen, in dem das Duell ausgetragen worden ist, und auch nicht davon abhalten, dass es vielleicht schon intensiv analysiert und kommentiert worden ist. Wenn also beispielsweise ein Aljechin eine Passage unkommentiert gelassen hat, dann hält Dvoretsky ihm diese unter die Nase, sofern er ein verborgenes Geheimnis erkannt hat.
Diese intensive Besprechung verlangt dem Leser viel ab, wenn er alles zur Verbesserung seiner Spielstärke verstehen möchte. Er muss schon über sehr gute Fähigkeiten verfügen, um beim Blick hinter den Vorhang alles zu verstehen. So gibt Dvoretsky auch selbst an, dass er sein Buch vornehmlich für den hochrangigen Spieler geschrieben hat, aber nicht nur.
Wenn Wissenschaft ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen ist, das auf seine Geltung streng geprüft worden und mit dem Anspruch verbunden ist, objektiv zu gelten, dann hat Dvoretskys Arbeit mit Wissenschaft im Schach zu tun.
Die einzelnen Kapitel folgen nicht allesamt einer einzigen Idee der Qualifizierung des Lesers. Nebeneinander im Buch kommen eingebaute Lehrsätze, die Partien begleitende zusätzlich vertiefende Analysen, zu beantwortende Fragen wie auch zu lösenden Aufgaben zum Einsatz. Letztere sind über Diagramme eingestreut oder auch über Varianten, die zu beurteilen sind. Über die Anzahl von Sternchen drückt der Autor den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe aus. Je mehr der Leser davon vorfindet, umso höher sind die an ihn gerichteten Anforderungen.
Dvoretsky hat nicht vergessen, neben dem wirklich anstrengenden Stoff auch genügend narrative Elemente einzubauen. Es ist manchmal etwas erstaunlich, aber trotz des Tiefgangs in der Materie habe ich immer wieder das Gefühl gehabt, einer Plauderei zu folgen. Und bisweilen enthält auch sie dann ein kleines Geheimnis, in das der Leser eingeweiht wird. Auf nette und manchmal auf humorige Weise erfährt man dann am Rande beispielsweise, dass ein Großmeister-Kollege ein eigentlich gutes Buch geschrieben hat, aber versäumt hat, die Varianten mit dem Computer zu überprüfen. Der Kollege hätte sicher gerne darauf verzichten können, dies so vor die Nase gehalten zu bekommen, aber den Leser unterhält es.
Wer Englisch nicht als Muttersprache hat, sollte schon gefestigte Fremdsprachkenntnisse zu haben, um gut mit dem Werk arbeiten zu können. Es enthält viel Text, der zudem nicht immer in Vokabular und Satzbau einfach gestaltet ist.
Fazit: "Chess Lessons, Solving Problems & Avoiding Mistakes" ist ein Buch für den starken Spieler, der auf hohem Niveau gehaltenes und beinahe als wissenschaftlich zu bezeichnendes Material zur eigenen Vervollkommnung sucht. Es ist eine große Herausforderung für den durchschnittlichen Klubspieler und eine Überforderung für den Spieler auf einem Level darunter. Es ist ein Klasse-Werk, das in der richtigen Hand klasse wirkt.
Uwe Bekemann
www.BdF-Fernschachbund.de
September 2019
Ein Manko unserer schnelllebigen Zeit ist, dass es heute selbst in Fachmagazinen immer seltener ausführliche Analysen gibt. Spitzenspieler zeigen lediglich die Highlights ihrer Partien, für detailliertere Anmerkungen fehlt meist der Platz.
Für Mark Dworetski stand aber gerade die ausführliche Analyse im Zentrum seiner Arbeit. Er war einer der besten und bekanntesten Trainer, seine Bücher sind Klassiker. Als er 2016 plötzlich starb, ging auch eine Schnittstelle verloren. Dworetski kam noch aus der „alten” Sowjetarbeitete anfangs noch mit Zettelkästen, in dem seine sorgfältig ausgewählten Trainingsbeispiele akribisch nach Stichworten sortiert waren. Doch er schaffte den nahtlosen Übergang und setzte seine analytische Arbeit auch mit den Schachprogrammen fort, ohne dabei an Qualität zu verlieren.
Das jetzt in englischer Übersetzung erschienene Chess Lessons war Dworetskis vorletztes Werk. Der Autor stellt darin zum einen Trainingsvor. Zum anderen setzt er sich mit historischen Partien und ihren zeitgenössischen Analysen auseinander.
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel. Im ersten, „Lessons of a Certain Game”, geht es um Erkenntnisse, die man aus Neubetrachtungen historischer Partien ziehen kann, erfährt aber auch, warum man gegen gute Spieler niemals passiv spielen sollte. Das Kapitel „Positional Games” beschäftigt sich mit Aspekten wie „Stellungsüberschätzung”, die z.B. anhand einiger überoptimistischer Kommentare Timmans gezeigt werden. Im Abschnitt „Discussions in the Opening” zeigt Dworetski, dass es eröffnungstheoretische Diskurse schon zu allen Zeiten und nicht erst seit dem Informator gab. Das Kapitel „The King in Peril” zeigt vor allem überraschende Attacken gegen den König aus scheinbar harmlosen Stellung heraus. „Under Fire” beschäftigt sich mit den Feinheiten der Verund versammelt die vielleicht schwierigsten und schönsten Aufgaben des gesamten Buches. „Games with Questions” stellt eine Trainingsmethode von Dworetski vor. Die detaillierten Partiefragen eignen sich ausgezeichnet als Trainingsmaterial. Eine andere Lehrmethode ist das „Ausspielen” von Studien, wobei der Schüler Schritt für Schritt eine Serie von objektiv besten Zügen finden muss. Da man unmöglich die gesamte Komplexität überblicken kann, lernt man dabei auch, seine Zeit rational einzuteilen. Zu all diesen Themen bietet Dworetski originelles wie profundes Material. Ihm gelingt es meisterhaft, die Partien genau auf den Aspekt des Kapitelthemas hin aufzubereiten.
Neben der Wissensvermittlung gibt Dworetski viele praktische Tipps oder Übungen. Immer wieder wendet sich der Autor mit Aufgaben und Fragen direkt an den Leser. Wichtige und keineswegs banale Erkenntnisse werden fett hervorgehoben. Das können Hinweise sein wie: „Turm und zwei Bauern im Endspiel sind meist besser als zwei Leichtfiguren.” Aber auch komplexere wie etwa: „In solchen symmetrischen Stellungen ist es extrem wichtig, der erste zu sein, der den Tausch eines Springers anbietet.” Anderswo liest man, dass Eugenio Torre eine sehr eigene Eröffnungsbehandlung hatte, die mit bestimmten positionellen Risiken verwar, die aber nur die besten seiner Gegner aufzudecken wussten.
Dworetski legt mit seinen Analysen Schicht für Schicht die Anatomie einer Partie frei. Hier werden nicht „stapelweise” Computervarianten aufgeführt, sondern es wird stets der rote Faden gesucht, die langfristigen Ideen, das strategische Ganze, das die Partie zusammenhält. Die anaTiefe mag zuweilen abschrecken und richtet sich an die ambitionierten bis hin zu professionellen Spielern. Doch wenn man sich einmal die Mühe macht, solche Analysen durchzuspielen, wird man immer wieder den blassen Schimmer der Wahrheit gewahr. Und der damit verbundene Erkenntnisgewinn ist ein höchst beglückendes Gefühl.
Wunderbar ist es, wenn Dworetski die Narration einer Partie umschreibt und selbst sehr bekannte Klassiker in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Beispielsweise in der Partie Aljechin gegen Winter, in der der Weltmeister eine etwas längere Zugsequenz unkommentiert lässt. Dworetski bemerkt: „… and how wrong he is!” Denn dieser Teil der Partie enthält die komplexesten und subtilsten Probleme. Oder wenn er in einer oft besprochenen Partie wie Romanischin - Petrosjan völlig neue Wege beschreitet. Irgendwie hat man bei dieser Lektüre immer den Eindruck, etwas tiefer als sonst zu blicken.
Chess Lessons führt noch einmal vor Augen, wie groß der Verlust dieses ungemein fähigen Schachdidakten Mark Dworetski ist.
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