Französisch Vorstoßvariante, Band 2 2
135 pages, paperback, Olms, 1. edition 2006
From the series »PraxisSchach«
"Meiner Meinung nach ist das ein gutes Lehrbuch, originell im Inhalt und hervorragend in der Darstellung. Es lehrt nicht nur, eine konkrete Variante der Französischen Verteidigung richtig zu handhaben, sondern auch viele strategische Methoden des Mittelspiels verständlich zu machen, was für die meisten Schachfreunde noch wichtiger ist." Anatoli Karpow, 12. Schachweltmeister
Der namhafte Großmeister und Theoretiker Jewgeni Sweschnikow, hat die Vorstossvariante [1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5] mehr als 150-mal in der Turnierpraxis angewendet und damit über 70 Prozent der möglichen Punkte geholt. Viele seiner theoretisch wichtigen Partien hat der Autor bisher vor dem Zugriff der "offiziellen" Schach-Datenbanken bewahrt. Sie werden nun erstmals exklusiv veröffentlicht.
Der vorliegende Band 2 (Meisterkurs) enthält folgende Hauptkapitel:
- 61 theoretisch wichtige Partien zur selbständigen Analyse
- Enzyklopädie 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5
- Entwicklungstendenzen des Systems 3.e5
- Partien zum weiteren Studium
Das zweibändige Lehrbuch ist für einen breiten Kreis von Schachfreunden bestimmt. Wer das vorliegende Material gründlich durcharbeitet, dem garantiert der Autor eine Erhöhung seines Spielniveaus in diesem System um rund 200 ELO-Punkte.
Vorwort
Mit dem Autor des Buches verbinden mich viele Gemeinsamkeiten, deshalb stelle ich ihn besonders gern vor. Er stammt aus Tscheljabinsk, und ich komme aus dem benachbarten Slatoust, so dass ich Shenja Sweschnikow schon seit der Kindheit kenne. Einige Male haben wir zusammen in den Jugendteams der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (dem heutigen Russland) und später für die Sowjetunion gespielt. Noch dazu hat uns derselbe Trainer betreut - Leonid Aronowitsch Gratwol, der sich dem Kinderschach mit viel Herz und hingebungsvoller Begeisterung widmete.
Sicher hat der spätere Großmeister von ihm nicht nur die Liebe zur analytischen Arbeit mitbekommen, sondern auch zur Pädagogik, der er sich schon recht früh hingab. In der Regel bevorzugen Schachpraktiker das Turnierspiel, ohne Zeit und Kraft für andere Dinge aufzuwenden. Doch Jewgeni Ellinowitsch gelang es nicht nur über 70 Internationale Turniere in seiner langen Schachkarriere zu gewinnen, sondern auch zahlreiche herausragende Talente zu formen, die durch seine unschätzbare Hilfe Großmeister und Meister geworden sind.
Natürlich muss das sehr hohe analytische Niveau meines einstigen Weggefährten erwähnt werden, seine Gewissenhaftigkeit und der schlichte menschliche Anstand, der mich einige Male in den Jahren beeindruckte, als Großmeister Sweschnikow einer meiner Sekundanten in den schwierigen Weltmeisterschaftskämpfen gegen Garri Kasparow war.
Ferner möchte ich unterstreichen, dass unsere Zusammenarbeit auf einigen Gebieten bis heute währt. So hilft mir Jewgeni Ellinowitsch bei der Vorbereitung auf bedeutende Turniere, unterrichtet in der »Anatoli-Karpow-Schule« und kommt mir bereitwillig zu Hilfe, wenn ich mit Kollegen in entfernte russische Regionen fliege, um auch dort das Interesse an der Entwicklung der Schachkunst zu beflügeln.
Gern erwähne ich, dass dieser Einsatz auch auf seine eigene Initiative hin geschieht. So sind dank Sweschnikows Beharrlichkeit Schachschulen in der Altai-Region und im Süd-Ural unserer Heimat gegründet worden. Schließlich ist sein Eifer zur Erforschung der Eröffnung hervorzuheben; auch er brachte letztendlich glänzende Ergebnisse. Ich erinnere mich, wie ich ihn vor 30 Jahren in einer UdSSR-Meisterschaft bemitleidete: »Shenja, was quälst du dich in deinem Sizilianer mit e7-e5 herum? Greif zu etwas Einfacherem, und du wirst freier aufspielen!« Heute muss ich mir selbstkritisch eingestehen, dass er meinen Rat zu Recht nicht befolgt hatte: Inzwischen wird das Sweschnikow-System nicht nur von den Spitzenspielern aus aller Welt erfolgreich angewandt! Und für mich, auch einen Uraler, ist es ganz ehrlich eine große Ehre, dass dieses System noch eine andere Bezeichnung erhielt - »Tscheljabinsker Variante«.
Lange Zeit blieb die Monographie über das Sweschnikow-System leider beinahe das einzige Buch des Großmeisters in russischer Sprache. Nun aber liegt die neue theoretische Forschung Jewgeni Sweschnikows endlich vor Ihnen. Sie ist dem populären Aufbau mit 3. e5 in der Französischen Verteidigung gewidmet. Die Beliebtheit dieses Systems ist wiederum dank Sweschnikow, der es ständig spielt, deutlich gewachsen. Er besitzt dafür wahrhaft Fingerspitzengefühl und erzielte gegen anerkannte Spezialisten der Französischen Verteidigung - beispielsweise Jewgeni Barejew - eine überaus positive Bilanz - von mehr als 150 Turnierpartien konnte er 70 Prozent der Punkte gewinnen! Und das hat seiner Meinung nach vor allem damit zu tun, dass Schwarz in der so genannten Vorstoßvariante keinen vollen Ausgleich besitzt. Niemand hat Shenja übrigens bislang das Gegenteil bewiesen.
Meines Erachtens ist dies ein gutes Lehrbuch, dessen deutsche Ausgabe sich in zwei Bände gliedert, originell im Inhalt und hervorragend in der Darstellung. Es lehrt Sie nicht nur, eine konkrete Variante der Französischen Verteidigung richtig zu handhaben, sondern kann auch viele strategische Ideen und ihre praktische Umsetzung im Mittelspiel verständlich machen, was für die meisten Schachfreunde wohl noch wichtiger ist.
Das Buch eines so bemerkenswerten Großmeisters und Analytikers wird zweifelsohne nützlich für einen breiten Leserkreis sein. Und das aus gutem Grund: So können sich die noch weniger qualifizierten Schachspieler im Band 1, dem Grundkurs, schnell einen für Schwarz recht unangenehmen Angriffsplan zu Eigen machen. Und was die angehenden Meister und sogar Großmeister betrifft, so können sie den weltbesten Spezialisten dieser Variante in Band 2, dem Meisterkurs, konsultieren. Mit Erfolg - das kann ich jedenfalls garantieren!
Anatoli Karpow
Weight | 350 g |
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Manufacturer | Olms |
Width | 17 cm |
Height | 23,7 cm |
Medium | Book |
Year of Publication | 2006 |
Author | Evgeny Elinovich Sveshnikov |
Series | PraxisSchach |
Language | German |
Edition | 1 |
ISBN-10 | 3283005133 |
ISBN-13 | 9783283005139 |
Pages | 135 |
Binding | paperback |
006 Vorwort von Anatoli Karpow
008 In eigener Sache
010 Symbole
011 1 Theoretisch wichtige Partien zur selbstständigen Analyse
013 1.1 Partien der Weltmeister
023 1.2 Meisterpartien
055 2 Enzyklopädie
055 Tabelle 1: 1. e4 e6 2. d4 d5 3. e5
064 Tabelle 2: 4. c3 Db6 5. 4.Sf3 Ld7 6. a3!?
068 Tabelle 3: 4. c3 Sc6
074 Tabelle 4: 5. Sf3 Ld7
082 Tabelle 5: 6. Le2 Sge7 7. Sa3 cxd4 8. cxd4 Sf5 9. Sc2
089 Tabelle 6: 5. Sf3 Db6
098 Tabelle 7: 6. a3 Sh6 7. b4 cxd4 8. cxd4 Sf5
103 Tabelle 8: 6. a3 c4
111 3 Entwicklungstendenzen des Systems 3. e5
115 4 Partien zum weiteren Studium
118 Anhang
118 Stichwortverzeichnis
120 Personenverzeichnis
122 Partienverzeichnis
Der zweite Band von Jewgeni Sweschnikows Weißrepertoirewerk beginnt mit einer Zusammenstellung von 61 ausgewählten Partien, die der Autor dem Leser zum intensiven Studium und zur Analyse empfiehlt. Die Anmerkungen des Autors sind dabei im Vergleich zum ersten Band eher kurz gehalten und auf wesentliche Varianten beschränkt, hierin zeigt sich also schon der etwas gehobenere Anspruch.
Anschließend folgt der eigentliche Theorieteil, der in Form der aus der Eröffnungsenzyklopädie bekannten Eröffnungstabellen verfasst wurde.
Genauer gesagt finden Sie hier acht Tabellen mit 46 Hauptvarianten, die mit 306 Ergänzungen ausgestattet sind. Wie in der Enzyklopädie wird auch hier auf verbale Anmerkungen verzichtet, Adressaten sind also erfahrene Spieler.
Da es eigentlich erst hier auch konkret um die Gestaltung des Repertoires geht, wollen wir an dieser Stelle das Repertoire kurz anhand der wichtigsten Hauptvarianten zusammenfassen:
1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Db6
4...Sc6 5.Sf3 Ld7 6.Le2
5...Db6 6.a3
Dabei werden aber auch Alternativen wie beispielsweise die ebenfalls von Sweschnikow gespielten 4.Dg4 oder 6.Ld3 berücksichtigt, so dass man das Repertoire auch um einige Überraschungswaffen bereichern kann.
Das Buch wird von einem Ausblick Sweschnikows auf die zu erwartenden Schwerpunkte der weiteren Entwicklungen und acht neuen Partien für ein zusätzliches Eröfrhungsstudium abgerundet.
Als Fazit stellen wir fest, dass dieses zweibändige Werk eine ausgezeichnete Grundlage für das Eröffnungstraining bietet, wobei die ungewöhnliche Konzeption viele Möglichkeiten hat.
Allerdings sollte der Leser bereit sein, ein ordentliches Maß an Zeit zu investieren, denn Sweschnikow verspricht ehrlicherweise keine einfachen Patentrezepte. Vielmehr ist die in seinem Zitat erwähnte gründliche Arbeit erforderlich, der Nutzen dürfte dadurch auch umso größer sein.
Schach Markt 4/2006
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Den Namen Sweschnikow verbinde ich - wie die meisten anderen Schachfreunde vermutlich auch - eigentlich eher mit Sizilianisch. Bisher war mir nicht bewusst, dass der lettische GM und ehemalige WM-Sekundant Karpows auch ein vehementer und mit ca. 70% aus über 150 Turnierpartien auch überaus erfolgreicher Verfechter der Vorstoßvariante im Franzosen ist.
Beide Bände Französisch Vorstoßvariante haben die Vorworte von Karpow und Schweschnikow gemeinsam. Karpow hält sich in seinem Vorwort mit Lob nicht zurück und nennt Sweschnikow den "weltbesten Spezialisten dieser Variante", während Sweschnikow in seinem Vorwort u.a. die Gründe beschreibt, weshalb er in den 70ern den Vorstoß 3.e5 wählte, den er damals nicht für den objektiv stärksten Zug hielt. Auch erläutert Sweschnikow dort, warum er die Französisch Vorstoßvariante wie im Weiteren angegeben aufgebaut hat und hofft, dass sich sein Werk auch für Meister und Großmeister nützlich ist.
Band 1
Der 1. Band bildet den Grundkurs und beginnt mit dem Kapitel "Pro und Contra", das die Vor- und Nachteile von 3.e5 aufführt und diese anhand von 11 kommentierten historischen Partien behandelt, die älteste davon aus dem Jahre 1620. Im nächsten Kapitel behandelt Sweschnikow dann ausführlich die Bauernstruktur sowie die sich daraus ergebenden Ideen und Pläne. Das Durcharbeiten dieses 84-seitigen Kapitels mit seinen 43 kommentierten Partien erhöht das Verständnis des Lesers maßgeblich und erscheint mir nicht nur vom Umfang, sondern auch von der Bedeutung her das wichtigste zu sein. Der Schwerpunkt liegt allerdings - verständlicherweise - auf den Möglichkeiten des Anziehenden. Das dritte Kapitel "Blockade mit vielen Gesichtern" ist meiner Meinung nach eine Ergänzung zum vorhergehenden Kapitel und beschäftigt sich ausführlich mit den Ideen Nimzowitschs, hauptsächlich der Blockade. Abschliessend kann der Leser in Kapitel 4 "Wie hätten Sie gespielt" an Hand von 70 Aufgaben und deren Lösungen überprüfen, ob sich das vorangehende Studium in ein erhöhtes Können niedergeschlagen hat. Allerdings macht der Autor keinerlei Versuch, die Lösungen etwa nach ELO zu bewerten.
Band II
Nach dem "Grundkurs" folgt nun in Band II der "Meisterkurs", der ebenfalls aus vier Kapiteln besteht. Das erste Kapitel trägt den Titel "Theoretisch wichtige Partien zur selbständigen Analyse" und enthält insgesamt 61 kommentierte Partien. Diese Partien hat Sweschnikow aus über 25000 Partien ausgewählt, da sie entweder theoretisch bedeutsam oder lehrreich sind. Neben den üblichen Partiedaten ist übrigens hier noch kurz das vorherrschende Thema angegeben (z.B. "Typisches Endspiel" oder "Bauernopfer für Initiative"). Das zweite Kapitel "Enzyklopädie" ist eine Datenübersicht im bekannten ECO-Stil und besteht aus 8 Tabellen sowie 306 Anmerkungen dazu. Ich hätte es bevorzugt, diese 56-Seiten zur Weiterverarbeitung mit den gängigen Programmen auf einem Datenträger zu erhalten, Papier ist da doch zu unveränderbar. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den "Entwicklungstendenzen des Systems 3.e5", indem Sweschnikow beim ersten Zug angefangen seine Meinung auf allerdings nur vier Seiten äußert. Das mutet allerdings manchmal etwas befremdlich an, so bezeichnet er z.B. 1...e6 als einen Fehler. Das erscheint mir doch ein wenig hart! Ergänzend zum vorherigen Kapitel folgen dann noch die "Partien zum weiteren Studium", bestehend aus acht unkommentierten Partien, auf die sich Sweschnikow in seinen "Entwicklungstendenzen ..." bezieht.
Mir persönlich gefällt der erste Band sehr gut, da Sweschnikow dem Leser dort sehr strukturiert die Vorstoßvariante näher bringt. Am zweiten Band dagegen stört mich die umfangreiche Eröffnungsübersicht, die ich gerne auf CD hätte, um sie entsprechend erweitern zu können.
Der lettische Nationalspieler lehnt sich übrigens auf dem rückseitigen Klappentext ziemlich weit aus dem Fenster. Sweschnikow garantiert dem Leser dort nämlich eine Erhöhung des Spielniveaus um 200 ELO-Punkte im Vorstoß-Franzosen bei gründlicher Durcharbeitung der beiden Bände! Zwar habe ich keine Ahnung, wie ein Leser diese Garantie einfordern kann, doch vermutlich verlässt sich der selbstbewusste Autor darauf, dass das ohnehin nicht nötig ist. Da sich Swescknikow auch sehr viel Mühe gegeben hat, wird der Leser auch deutlich profitieren - in ELO-Punkten vermag ich das allerdings nicht auszudrücken.
FM Thomas Schian, Rochade Europa 3/2007