Schachtaktik der Senioren
52 pages, stitched, Blauer Punkt, 1. edition 2008
Das Seniorenschach hat in den letzten Jahren das Jugendschach zahlenmäßig eingeholt und ist weiter auf dem Vormarsch. Doch es werden vergleichsweise wenige Partien oder Stellungen aus diesem Bereich veröffentlicht.
Diese Broschüre zeigt 22 interessante Stellungen, 58 Taktikaufgaben, 6 Fragestellungen + den Taktiktest "Der schnelle Blick", die allesamt aus Seniorenturnieren stammen. Dabei sind sowohl Titelträger als auch Amateure unterer Stärkeklassen vertreten - nicht nur Meisterspieler haben gute und originelle Ideen!
Sowohl dem Leser, der seine Spielstärke durch Taktikaufgaben verbessern will als auch dem, der die unterhaltsame Seite des Spiels vorzieht, bietet dieser Band Material.
Darüber hinaus wird der Leser angeregt, sich auch im vorgerückten Alter etwas zuzutrauen und mehr und öfter zu kombinieren. Es ist ein Vorurteil, dass Kombinationen wegen der notwendigen Vorausberechnungen von Zügen ein Privileg junger Spieler sind.
Einleitung
Seniorenschach war vor einigen Jahrzehnten noch praktisch unbekannt, hat sich jedoch innerhalb der letzten ca. 20 Jahre nicht nur mit dem Jugendschach gleichgezogen, sondern ist dabei, dieses zahlenmäßig zu überholen. Fast ein Viertel der Mitglieder des Deutschen Schachbundes sind mittlerweile Senioren, dazu kommt noch ein Anteil ehemaliger Klubspieler, die nicht länger einem Verein des DSB angehören. Das Seniorenschach hat mittlerweile eine eigene "Subkultur" an Turnieren und Meisterschaften entwickelt, die sich weitgehend autonom vom übrigen Schachgeschehen abspielt.
Anfangs wurde diese Entwicklung eher unterschätzt und auch noch heute findet das Jugendschach vergleichsweise weitaus mehr Beachtung als das Seniorenschach. Zudem wird die Spielstärke der Senioren allgemein unterschätzt. Zu Unrecht, wie mir die Analyse von vielen Hundert Seniorenpartien für diese Broschüre gezeigt hat. Senioren spielen im allgemeinen nicht schlechter als vergleichbare Teilnehmer an normalen Openturnieren. Sicherlich ist ihre Kenntnis der aktuellen Schachtheorie geringer als bei jungen Schachfreunden, doch spielt dies im Bereich unter 1.800 DWZ kaum eine Rolle. Natürlich lässt das vorliegende Partienmaterial keine wissenschaftlich fundierten Schlüsse zu, aber mir schien, dass die Zahl von Fehlern und Blackouts, die man dem Alter und der anfälligeren Gesundheit der Seniorenspieler zuschrieben könnte, nicht wesentlich höher als die in Turnieren mit jüngeren Teilnehmern ist und von Außenstehenden erheblich überschätzt wird. Überseher, Einsteller und falsche Pläne finden sich in Jugendturnieren ebenso wie bei Spielern in den besten Jahren des Lebens, dies liegt nun einmal in der komplexen Natur des Schachspiels.
Und ehemalige Meisterspieler unter den Senioren schlagen in aller Regel auch im Alter noch eine scharfe Klinge, wie ja als Paradebeispiel Viktor Kortschnoi beweist.
So wird aktuell das Seniorenschach erheblich unterschätzt und findet meist viel zu wenig Beachtung. Die Berichterstattung über Seniorenmeisterschaften und Turniere lässt allgemein zu wünschen übrig und es werden viel zu wenige Partien und Stellungen aus eben diesen Veranstaltungen veröffentlicht. Aus diesem Grunde haben wir mit diesen Broschüre den Versuch unternommen, diesen Missstand anzugehen und Stellungen und Aufgaben aus Seniorenturnieren der letzten Jahre zusammenzutragen. Und dabei hat sich gezeigt, dass die "Grauen Panther des Schachs" durchaus noch viel Phantasie in ihren grauen Zellen haben und genauso gut kombinieren können wie die jungen Schachfreunde!
Der Blaue Punkt Verlag ist dafür bekannt, leserfreundliche Broschüren mit großer Schrift und großen Diagrammen herauszubringen. Dies ist besonders für ältere Leser wichtig, was freilich in der Schachliteratur sehr häufig weitgehend ignoriert wird. Wer hat sich nicht schon über die unübersichtliche, kleingedruckte Notation und die schlechten Diagramme eines Schachbuchs geärgert? Wir haben hier versucht, es dem Leser so leicht wie möglich zu machen und zusätzlich auch bei manchen Lösungen ein zweites Diagramm eingefügt, um das Nachspielen zu erleichtern. Für konstruktive Kritik und Ratschläge aus der Praxis sind Autor und Verlag stets aufgeschlossen, bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie Anregungen und Ideen haben, wie Schachliteratur für Senioren verbessert werden kann!
Falls diese Broschüre Interesse und Anklang findet, hofft der Autor, Ihnen, lieber Leser, auch in den kommenden Jahren wieder eine Zusammenstellung interessanter und unterhaltsamer Stellungen aus dem Seniorenschach präsentieren zu können.
Und nun viel Spaß mit den Ein- und Reinfällen und kleinen und großen Rätseln, die auf den folgenden Seiten auf Sie warten!
Ihr Frank Oltman
Weight | 150 g |
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Manufacturer | Blauer Punkt |
Width | 20,7 cm |
Height | 29,7 cm |
Medium | Book |
Year of Publication | 2008 |
Author | Frank Oltman |
Language | German |
Edition | 1 |
ISBN-13 | 9783941117044 |
Pages | 52 |
Binding | stitched |
Die Senioren (ab 60 Jahren, Damen ab 55 Jahren) stellen unter den Mitgliedern des DSB mittlerweile einen Anteil von über 20%, Tendenz stark steigend. Doch sind sie von Autoren und Verlagen bisher fast völlig vernachlässigt worden. Dies liegt sicher z.T. an dem Vorurteil, dass man in diesem Alter nichts mehr lernen kann, was die Wissenschaft mittlerweile aber widerlegt hat. Und wohl auch am Jugendkult und der Verjüngung des Turnierschachs, wodurch die älteren Spieler eher abgewertet werden.
Der bekannte Autor, Trainer und Experte Frank Oltman hat im Rahmen einer Untersuchung über Spielstärke und deren Entwicklung eine große Anzahl von Seniorenpartien analysiert. Das Ergebnis dieser Arbeit soll später in Trainingspläne, Materialbände und Empfehlungen für die einzelnen Altersklassen einfließen.
Oltman hat dabei festgestellt, dass das Niveau des Seniorenschachs durchaus höher als häufig angenommen ist. Fehler und Schwächen, die in den Partien vorkommen, sind nicht wesentlich häufiger als etwa in Open-Turnieren vergleichbarer Spielstärke, obwohl Senioren sicherlich weniger mit der modernen Theorie vertraut sind als Jugendliche und in stärkerem Maße körperlich-gesundheitlichen Schwankungen unterliegen.
Als eine Art Nebenprodukt der Untersuchung ist diese Broschüre erschienen, die Senioren zu einem leichten und lockeren Training ermuntern soll.
Auf den ersten Blick schon kann man sagen, dass diese Broschüre wie alle Produkte des Verlages seniorenfreundlich layoutet und gedruckt ist. Große Schrift und Diagramme und übersichtliche Präsentation machen sie gut lesbar und erleichtern das Nachspielen sehr. Alle Lösungen werden mit Lösungsdiagrammen gebracht, längere Aufgaben haben meistens ein zweites Diagramm.
Nach der Einleitung folgt eine Seite mit Ratschlägen zum Training für Senioren. Zwei Seiten "Aufwärmtraining" , bei dem der Leser taktische Ansätze in der gegebenen Stellung erkennen soll, machen den Einstieg leicht. Danach folgt die Rubrik "Einfälle & Reinfälle" mit 22 kommentierten Stellungen. Dies ist unterhaltend und anregend und dürfte ganz besonders die Leser ansprechen, die nicht ausschließlich auf Testlösen fixiert sind. Danach werden dem Leser in "Was hätten Sie gemacht? Sechs Fälle aus der Praxis" Stellungen gezeigt, in denen eine Entscheidung ansteht. Dies scheint mir besonders praxisrelevant zu sein und es ist schade, dass der Autor nicht mehr solcher Beispiele gebracht hat. Danach folgen 58 Aufgaben , gemischt und mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Alle Aufgaben stammen aus dem Zeitraum von 1999 bis Ende 2008. Auch die Senioren-WM in Bad Zwischenahn wurde berücksichtigt, was das Heft ganz aktuell macht. Insgesamt 103 Aufgaben, Stellungen oder Übungen, für wenig Geld wird hier viel geboten.
Insgesamt ist dem Autor eine gute Mischung gelungen, die jedem etwas bietet, Unterhaltung ebenso wie Lehrreiches. Der im positiven Sinne amerikanisch angehauchte Stil Oltmans bringt eine angenehme Auflockerung mit sich und lässt den Leser vieles ohne Anstrengung unbewusst erkennen und behalten.
Meine Empfehlung wäre, noch mehr zusätzliche Diagramme oder Teildiagramme einzubauen, um das Nachspielen noch weiter zu erleichtern. Da viele Senioren lange Zeit kein Training betrieben haben, würde das den Einstieg noch weiter erleichtern. Aus dem gleichen Grunde sollte der Anteil an leichteren Aufgaben noch erhöht werden und wenn möglich mehr Kommentare zu elementaren taktischen oder strategischen Fragen erfolgen. Das wäre besonders wünschenswert, weil ja viele der Leser nie ein Grundlagentraining wie heute im Jugend- und Schulschach erfahren haben und somit nicht auf Grundkenntnisse zurückgreifen können. Dies ist jedoch eine Anregung, keine Kritik. Und vielleicht bewegt es ja Frank Oltman dazu, eine Broschüre oder gar ein Buch für Senioren z.B. U1500 zu schreiben und seine Ratschläge zu einem Trainingsprogramm auszuweiten?
Ob Schachliteratur für Senioren auch kommerziell erfolgreich ist, bleibt natürlich abzuwarten; angeblich sind Senioren abgesehen von Sammlern keine gute Zielgruppe für Buchverkäufer. Doch ist es auf jeden Fall gut, dass das Seniorenschach auch einmal gewürdigt wird und das Thema von einem renommierten Autor aufgegriffen wird. Weitere Publikationen solcher Art wären sicherlich wünschenswert. Insgesamt ist die Broschüre gut gemacht, eine gelungene Mischung und auf jeden Fall empfehlenswert - und nicht nur für Senioren, sondern auch für Jugendliche, die dann sehen werden, dass die Grauen Panther am Schachbrett durchaus noch bissig sein können!
Mit freundlicher Genehmigung
Heinrich Harntrubel, Rochade Europa 3/2009
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Das Senioren-Schach hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen; immerhin haben gegenwärtig fast ein Viertel aller Mitglieder im Deutschen Schachbund die entsprechende Altersgrenze bereits überschritten (Einleitung S. 3). Mittlerweile gibt es jede Menge Seniorenturniere, seien es Open, Landes- und Deutsche Meisterschaften, Europa- und Welttitelkämpfe, oder Mannschafts-Veranstaltungen. Im Zuge der bekannten Taktik-Sammlungen aus dem Blauer Punkt Verlag hat der versierte Autor Frank Oltman Kombinationen aus dem Senioren-Schach etwa seit der Jahrtausendwende zusammengetragen und präsentiert sie dem Leser in entsprechender Form:
1) Am Anfang steht ein .Aufwärmtraining" für den schnellen taktischen Blick mit 17 leichten kombinationsträchtigen Stellungen (S. 6 f, Lösungen S. 8).
2) Sodann folgen 22 Einfälle und Reinfälle aus dem Turniergeschehen (S. 9-19).
3) Es schließen sich 6 Fragen aus der Praxis an (S. 20, Lösungen S. 21 f).
4) Einen (augenzwinkernden) Beweis für die Stärke der Senioren liefert eine Mattaufgabe von V. Röpke, die jeder lösen kann (S. 22); diese liefert den Übergang zum Hauptteil der Broschüre:
5) Nämlich 58 Taktik-Aufgaben aus Senioren-Turnieren (vornehmlich entnommen den Open in Bad Wörishofen und den WM-Turnieren in Naumburg 2002 und Bad Zwischenahn 2008) (S. 23-32).
Die Kurzlösungen (nur der jeweils erste Zug ist angegeben, um den Leser bei etwaigen Schwierigkeiten auf die richtige Fährte zu führen) stehen auf S. 33, und die ausführlichen Lösungsbesprechungen - mit einer Wiederholung des Ausgangsdiagrammes, allerdings nach dem ersten Zug - finden sich auf S. 34-50.
Die sorgfältig und abwechslungsreich kompilierte Sammlung widerlegt gründlich die Mär "vom Abbau im Alter", jedenfalls für den Bereich der 64 Felder, und kann Jüngern Caissas in jedem zum Lesen und Lösen - oder auch lediglich zum genussvollera Nachspielen - wärmstens anempfohlen werden. Auf dem Titelblatt ist eine Porträt-Zeichnung des mehrfachen Senioren-Weltmeisters GM Janis Klovans abgebildet.
Mit freundlicher Genehmigung
Dr. W. Schweizer, Rochade Europa 3/2009